Rombachs Finanztipps

Spreu & Weizen: Die Börsebius Mitmachkolumne
Moral und Makel von Rüstungsaktien 

Als Kolumnist „Börsebius“ erhalte ich immer viele Fragen rund ums Geld. Die interessanteste schafft es dann zur „Börsenfrage“ der Woche.

Eingedenk des Wissens, daß eine Kolumne immer nur spannend und aktuell ist, wenn der Kontakt zum Leser nicht verloren geht, habe ich vor gut drei Jahren das neue Format „Spreu & Weizen: Die Börsebius Mitmachkolumne“ ins Leben gerufen. Meine treuen Börsebius Fans schreiben mir ja relativ viel und ich bekomme ja auch einigermaßen oft Anrufe zu diesem oder jenem Thema. Wo halt den Leuten in Gelddingen der Schuh drückt.

Ukraine Krieg und die Börsen 

Es ist ja offensichtlich, daß in jüngster Zeit sehr viele Fragen zum Ukraine Krieg kamen, genauer, wie richte ich mein Depot aus, welche Aktien sind gefährdet, welche gerade angesagt, wie sichere ich mein Vermögen?

Das sind natürlich sehr komplexe Fragen, die ich in diesem Format hier nicht bis ins letzte Detail aufdröseln kann, aber generell gilt immer, daß Panik noch nie ein guter Ratgeber war, ganz im Gegenteil. Es ist aber auch wichtig zu wissen, daß die Gewinner am Aktienmarkt von gestern (Technologie etwa) durchaus die Verlierer von morgen sein können, was auch für den einen oder anderen überteuerten Impfstoff-basierten Pharmawert gelten könnte. 

Meiner Meinung nach wird sich der Value-Sektor (unterbewertete Aktien) in der nächsten Zeit eher durchsetzen. Und natürlich gilt es, den Megatrend Wasserstoff ins Depot zu bringen. Dieses Thema habe ich aber bereits in meinen jüngsten Kolumnen aufgegriffen.

Welche Werte also? Wer mag, darf sich ruhig meine Börsebius TopTen-Masterliste anschauen, die sich in der jüngsten Zeit ganz gut gehalten hat und in der sicher die eine oder andere Anregung für das eigene Depot steckt. 

Moral und Makel von Rüstungsaktien

Ziemlich viele Zuschriften erreichten mich zum Thema Rüstungsaktien. Stellvertretend für alle mag die Zuschrift eines Lesers aus Bayern gelten, den ich sehr gerne auch in voller Länger weitergebe.

„Lieber Herr Rombach!

Erstmals Danke für Ihre stets lesenswerten Ansichten, Einsichten, Empfehlungen und Anmerkungen! Insbesondere in Ihren “Knallbonbons” sehen Sie oft über den Tellerrand hinaus und die Kommentar lassen mitunter ein hohes Maß an Moral und Gerechtigkeitsempfinden vermuten. 

Vor diesem Hintergrund und dem Krieg in der Ukraine, der uns alle sehr beschäftigt, ist eine Frage wohl erlaubt:

Wollen wir – mehr oder weniger – direkte “Kriegsgewinnler” sein? 

In Ihrer Analyse/Ihrem Zwischenbericht zu Rheinmetall habe ich da eine kritische Stimme vermisst. Natürlich stellt sich – zumindest mir – immer wieder die Frage, ob es auf Dauer gut ist, wenn man mit Geld und Vermögen allein mehr verdient und verdienen kann als mit tätiger Arbeit. Ist es da ein Wunder, dass wir keine Fachkräfte, aber eine Armee von Spezialisten im Finanzdienstleistungssektor und Unternehmensberater etc. haben?

In unserer geldbestimmten Gesellschaft bleibt die Moral und die unternehmerische Verantwortung oft auf der Strecke. Gewinne werden privatisiert, Verluste sozialisiert! Hier ist jeder Einzelne gefragt, ob er da immer mitmachen will – und wenn, dann könnte man selbst “das ungerechte System” der Vermögensvermehrung nur im oberen Teil der Gesellschaft dahingehend korrigieren, dass man (mit Spenden sogar noch steuermindernd) gegensteuert. 

Mein Vorschlag dazu:
Kommunizieren Sie doch, dass realisierte Gewinne aus dem Verkauf von Rheinmetall in soziale Projekte investiert oder gespendet werden; ich will vermuten oder es zumindest hoffen, dass die Mehrzahlt Ihrer Leser dies gutheißen würde.

Selbst versuche ich auch meinen persönlichen Erfolg langfristig sinnvoll z.B. für eine Stiftung oder ein anderes gemeinnütziges Projekt zu investieren. Unsere Kinder (wir haben drei) sind uns da oft voraus und in ihrem Handeln sehr konsequent. Dies geht soweit, dass eine meiner Töchter sehr engagiert ehrenamtlich tätig ist und sich z.B. auch gegen eine schenkungsweise Vermögensweitergabe entschieden hat. Das hat mich sehr beeindruckt. Im Besonderen bin ich zwar auch der Meinung, dass der Hunger der Welt und auch der (damit oft direkt verbundene) Frieden auf unserem kleinen Planeten eine große politische Aufgabe ist und erlaube mir auch einen gewissen Luxus, den ich mir erarbeitet habe; wenn aber nur Glück (weil die Immobilienpreise steigen oder Aktien überdurchschnittlich performen) zur Vermögensvermehrung führen, dann investiere ich gerne in kleine konkrete Projekte – insbesondere zur Förderung von Bildungsmöglichkeiten für Mädchen und Frauen.

In Ländern, in denen Frauen an der Bildung gleichwertig teilhaben können, gibt es kein “Geburtenproblem” und auch weniger Gewalt.

Die Zukunft gehört den Kindern – lassen wir diese mehr mitentscheiden; sind sie es doch, die unsere Fehler ausbaden und bezahlen müssen … in diesem Zusammenhang: Wenn wir 100.000.000.000.- für kurzfristige Rüstungsausgaben (auch wenn ich der Meinung bin, dass gegen Diktatoren und Despoten eine gewisse eigene Stärke notwendig ist und wir da im Rückstand sind) haben, dann könnten wir wenigstens die Gewinne in diesem Sektor anderweitig verwenden.

 Bleiben Sie sich treu und Ihrer verbundenen Leserschaft gewogen.

Hier noch eine erfolgsversprechende Idee, bei deren Umsetzung Sie Ihre vermutet sehr große und vermögende Gefolgschaft sehr sinnvoll nutzen könnten:

Gründen Sie selbst doch eine Art Stiftung oder einen Spendentreuhandfond, der seine Gewinne investiert! Nutzen Sie Ihre große Bekanntheit, um mehr zu bewegen! Lassen Sie es mich wissen – ich bin Ihr erster Spender! Alternativ (man muss das Rad ja nicht neu erfinden) könnten Sie bereits bestehende wohltätige Vereine unterstützen – als Beispiel z.B. den Verein “Zeltschule” in München…

 https://www.zeltschule.org/

Für heute genug; bald läutet der Wecker…

 Entschuldigen Sie, dass die eine Frage etwas länger geworden ist, aber das Thema lässt mich mitunter nicht schlafen. Augen auf und hinschauen; das haben wir in den letzten Jahren in manchen Regionen versäumt!

Ihr stets gespannter Leser “B“

Bei der Antwort auf diese recht bemerkenswerte Zuschrift könnte ich es mir leicht machen und schreiben, daß sich der Leser auf „Börsebius Weekend“ vom letzten Freitag bezieht und im Bericht des Fondsmanager der Börsebius Fonds die Rheinmetall-Aktie von ihm (dem Fondsmanager also) thematisiert wurde, ich also selbst gar nichts zu Rheinmetall geschrieben habe. 

Aber das tue ich natürlich nicht, weil der Leser natürlich einen Nerv trifft bei dieser Frage über Moral und Makel von Rüstungsaktien. Gar keine Frage, es bleibt ein fürchterliches moralisches Dilemma, hierüber wertfrei zu befinden oder genauer, darüber lässt sich gar nicht wertfrei richten. Vor einigen Monaten noch wäre das Urteil möglicherweise anders ausgefallen und in etlichen Monaten wiederum auch. Wenn allerdings dem derzeitigen Aggressor genau solche moralischen Werte komplett egal sind, dann stellen sich solche Fragen eben anders als noch vor der berühmten Zeitenwende.  

Fazit: Aus dem Feedback und den Fragen letzten Tage wurde also diese aktuelle Mitmachkolumne. Ich darf mich bei den vielen Mitakteuren für die spannenden Fragen sehr bedanken. 

Börsebius ist immer nur so gut wie die von den Leserinnen und Lesern gesetzten und gewünschten Inhalte und Themen.  

 

Und zum Schmunzeln noch mein „Knallbonbon der Woche“ 

Was macht ein gewisser Manfred Knof eigentlich hauptberuflich? Immerhin sackt der Gute ein jährliches Salär von knapp 6 Millionen Euro ein. Dabei kann der Mann noch nicht mal richtig Fußball spielen und auch mit Arien schmettern ist es nicht weit her bei ihm.

Ach, so, der ist Chef der Commerzbank.
Na, dann ist ja alles gut.

Liebe Abonnenten des Bilderbogen: Falls Sie auch eine Frage rund ums Geld haben, immer zu. Schreiben Sie an rombach@derboersebius.de 

Ich freue mich. 

Bleiben Sie mir gewogen, ich bin Ihnen ebenso verbunden. Über Anregungen für Themenvorschläge freue ich mich sehr.

Stets, Ihr
Reinhold Rombach
„Börsebius“ 

Unser Gastkommentator Reinhold Rombach ist einer der bekanntesten Börsenexperten Deutschlands und lebt schon lange in Rodenkirchen. Er beschäftigt sich seit über 25 Jahren mit börsennotierten Gesellschaften, mit Aktien und Fonds, analysiert ihre Stärken und Schwächen. Seine Meinung über Geld&Börsen veröffentlichte er früher als Kolumnist in der Zeit (aber auch in der Wirtschaftswoche und der Süddeutschen Zeitung) und mehr als ein Vierteljahrhundert im Deutschen Ärzteblatt als „Börsebius“. Seine Fans nennen ihn aber auch den „Kostolany vom Rhein“ oder das „Kölsche Orakel“.  Rombach´s spannende wöchentliche Kolumnen und eine Aktien-TopTen-Masterliste erscheinen im Web unter www.derboersebius.de