Sharing is Caring – auch im Urlaub

Der Tausch der eigenen Wohnung für die Dauer des Urlaubs macht Tourismus ethischer und nachhaltiger. // Quelle: Getty Images

Kleidung tauschen, ein Carsharing-Auto fahren oder Werkzeuge teilen: Viele Menschen nutzen bereits Sharing-Dienste in ihrem Alltag. Die Sharing Economy ermöglicht es nicht nur, Kosten zu sparen, sondern auch bewusster zu konsumieren und Ressourcen zu schonen. Selbst im Urlaub ist es möglich, statt in einem Hotel in der Wohnung eines anderen zu übernachten. Allerdings sind nicht alle privaten Unterkünfte wirklich nachhaltig, denn die Vermietung von Wohnungen an Reisende ist längst ein Geschäftsmodell. Doch es gibt Alternativen zu kommerziellen Angeboten. Emmanuel Arnaud, Mitbegründer der Wohnungs- und Haustauschplattform HomeExchange, weiß, wie sich die Philosophie des Teilens auf Reisen in die Praxis umsetzen lässt.

Bei der Sharing Economy geht es um die gemeinsame Nutzung von Ressourcen, die sonst nicht genutzt werden würden. Plattformen für kurzfristige Touristenvermietungen und Carsharing-Anbieter sind klassische Beispiele für diese Form der Wirtschaft. Bei den Unterkünften ist sie jedoch auffällig: Statt privater Wohnungen, in denen die Gastgeber tatsächlich wohnen, werden ganze Ferienwohnungen und -häuser über Plattformen angeboten. Mit dem Grundgedanken der Sharing Economy hat das wenig zu tun. Vielmehr verschärft die kommerzialisierte Kurzzeitvermietung an Urlaubende oft die Situation auf dem lokalen Wohnungsmarkt, weil dadurch Wohnraum für Einheimische verloren geht.

Willkommen in einem echten Zuhause
Einen anderen Ansatz verfolgen Haustauschgemeinschaften. Hier tauschen Singles, Paare und Familien ihre Wohnungen mit anderen Mitgliedern für die Dauer ihres Urlaubs auf Vertrauensbasis. „Unsere Vision ist es, den Tourismus ethisch und nachhaltig zu gestalten“, erklärt Emmanuel Arnaud, Mitbegründer von HomeExchange, der weltweit führenden Wohnungstauschplattform. In Deutschland sind 88 Prozent der auf HomeExchange angebotenen Wohnungen und Häuser Erstwohnsitze. „Da die Mitglieder ihren Wohnraum kostenlos zur Verfügung stellen, wird die Unterkunft weder monetarisiert noch zum Spekulationsobjekt“, so Arnaud weiter. Für die Nutzung der Plattform wird lediglich ein jährlicher Mitgliedsbeitrag erhoben. Darin enthalten ist auch eine Versicherung für den Fall, dass in der Wohnung des Gastgebers etwas kaputtgeht. Gut zu wissen: 99,7 Prozent der Tauschvorgänge verlaufen ohne Zwischenfälle, denn die Gäste bemühen sich, die Wohnungen der Gastgeber pfleglich zu behandeln.

Wohnungs- und Haustausch rückt Nachhaltigkeit in den Fokus
Die Erfahrung des HomeExchange-Mitglieds Petra zeigt, dass Tauschreisen generell das Bewusstsein für einen schonenderen Umgang mit Ressourcen schärfen können. Das Reisen mit HomeExchange war für sie ein entscheidender Schritt auf dem Weg zu einem umweltfreundlicheren Leben. „Nicht nur der Austausch selbst, sondern das ganze Konzept hat uns dazu inspiriert, unsere Nachbarländer und Deutschland mehr zu erkunden. Außerdem versuchen wir, unsere Emissionen durch Bahnfahrten und Ähnliches zu reduzieren“, sagt die Grundschullehrerin aus Meerbusch. Auch Mitglied Carolin, die in Berlin lebt und seit fünf Jahren mit HomeExchange verreist, achtet auf ihren ökologischen Fußabdruck bei der An- und Abreise. „Innerhalb Europas fahre ich mit dem Zug und ich finde es toll, wenn mir jemand sagt, dass er mit dem Zug zu mir kommt. Ich sage ihnen immer, wie sehr ich mich darauf freue, und ich glaube, das schafft eine Verbindung“, sagt sie. Sie wählt den Zug auch deshalb gerne, weil sie ihre Tauschpartnerinnen und -partner inspirieren möchte: „Ich habe zweimal mit einer Frau aus Kopenhagen getauscht. Letztes Jahr ist sie mit dem Flugzeug nach Berlin geflogen und dieses Jahr hat sie den Zug genommen.“

Bei der Unterkunft ist längst nicht Schluss
Die Unterkunft ist bei Weitem nicht das Einzige, was die Gastgebenden ihren Tauschmitgliedern bei einem Wohnungs- und Haustauschurlaub zur Verfügung stellen. „In vielen Wohnungen und Häusern warten Kinderspielzeug, Brettspiele oder Bücher auf die Gäste. Manche stellen vorbereitete Lebensmittel in den Kühlschrank, andere vereinbaren mit der Tauschperson, dass sie sich um die Katze oder den Goldfisch kümmert. Manche Mitglieder bieten sogar an, ihr Auto zu teilen“, sagt Arnaud. Viele schätzen auch die Möglichkeit, die Fahrräder ihrer Gastgebenden vor Ort zu benutzen. Sie können auf der Plattform nach solchen Sharing-Optionen filtern. Mitglied Maria aus Unna und ihre Familie nutzten diesen Service zum ersten Mal im Jahr 2023, als sie eine Wohnung in Italien tauschten. „Seitdem suchen wir nur noch Wohnungstauschbörsen mit Fahrrädern und genießen wunderbare Ausflüge, ohne dass wir unsere Räder vorher transportieren müssen. Das Auto bleibt stehen und die Umwelt ist glücklich! Unsere Reisen mit HomeExchange sind unser wahr gewordener Traum“, sagt die Innenarchitektin.

Mehr Informationen zu HomeExchange gibt es unter: https://www.homeexchange.com/de/.