Rombachs Finanztipps:

Wie das Jahr wird oder auch nicht, aber worauf Sie trotzdem achten sollten

Hallo allerseits, da bin ich wieder und wünsche meinen Leserinnen und Lesern ein erfolgreiches 2024. Wer wissen will, wie das neue Börsenjahr laufen wird, schaut sich am besten – so er sich schön gruseln will – die Expertenmeinungen von vor einem Jahr an, wie denn 2023 wohl so laufen wird.

Alle Jahre wieder liegen bzw. lagen die Experten erneut grundlegend schief. Ein Weltuntergangszenario nach dem anderen wurde in die Papyrus Rollen geschrieben oder in die Laptops getippt und was haben wir Ende vorigen Jahres beim DAX erlebt? Einen Jahreshöchststand, einen Rekord, von fast keinem vorhergesagt.

In aller Bescheidenheit möchte ich aber doch mal eben den Finger heben und auf meine Ausführungen von vor einem Jahr hindeuten. Damals habe ich geschrieben, dass sich der DAX in der Regel so entwickelt wie in der ersten Börsenwoche und von dieser Warte gesehen, könnte durchaus auf ein positives Jahr geblickt werden. Das war letztes Jahr, quasi Schnee von gestern.

Ja, ich weiß, natürlich erwarten Sie von mir – jetzt erst recht – einen Ausblick auf das neue Börsenjahr. Aber auch für das noch junge 2024 gilt dasselbe, schauen Sie einfach auf die ersten Tage des Jahres. Der DAX markierte einen neuen Rekordstand, aber das war’s dann schon. Von da an rutschte er in Trippelschritten nach unten, erholte sich wieder etwas, aber im Trend bleibt das Kursbarometer wackelig bis kränklich und das sollte sich auch in den nächsten Monaten wiederholen.

Das lässt sich „geschwollen-ökonomisch“ auch so ausdrücken: Die Märkte werden immer wieder mal Zinssenkungsphantasien feiern, dann aber von fundamentalen schlechten wirtschaftlichen Rahmenbedingungen gestört werden. Die geopolitischen Risiken lassen eine klare Trendaussage ohnehin nicht zu. Damit dürfte der deutsche Aktienindex in 2024 eher zu flottierenden Seitwärtsbewegungen neigen.

Bitte, liebe Leserin, lieber Leser, es gibt gleichwohl keinen Grund, sich ob der etwas düsteren Prognose deprimiert in den grauen Alltag zu stürzen, auch an der Börse gibt es relativ Spannendes, man muss es nur suchen (und finden).

Meiner Meinung nach werden die Aktivitäten von Börseninsidern viel zu wenig beachtet. Das sind die Aktienkäufe von Vorständen und Aufsichtsräten, die Aktien des eigenen Unternehmens kaufen. Diese Insider müssen ihre „Aktivitäten“ der Bankenaufsicht melden und genau darauf können Anleger achten. Es ist jammerschade, dass es in Deutschland nur einen einzigen Aktienfonds gibt, der diese Insideraktivitäten systematisch untersucht und umsetzt.

Sie wollen es etwas genauer haben? Gerne. Vorstände und Aufsichtsräte haben im letzten Jahr fast 405 Millionen in Aktien des eigenen Unternehmens investiert. Das ist echt eine ganze Menge.

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Unternehmen             veröffentlicht am          Gewinn seither
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Vonovia                      24.03.2023                   79,1 %

LEG Immobilien         30.05.2023                   65.9  %

Mutares                      05.05.2023                   64,0  %

United Internet           23.05.2023                   62,2  %

Quelle: Handelsblatt, eigene Unterlagen

Genauso spannend sind in meinen Augen aber auch die Verkäufe von Insidern. Schaffen sie es, durch „rechtzeitige“ Abgaben ihrer eigenen Aktien tatsächlich, Verluste zu vermeiden?

Ja, in der Tat legen die Zahlen das nahe. Bei Delivery Hero „vermied“ das Organ etwa einen Verlust nach Veröffentlichung von 46,6 Prozent und bei Adesso waren es 28,6 Prozent.

Sie sehen, da hilft ein genaues Hinsehen durchaus weiter.

Ich werde mich dem Thema in der nächsten Zeit etwas mehr widmen. Freuen Sie sich darauf.

Und zum Schmunzeln (heute zum Nachdenken) noch mein „Knallbonbon der Woche“

Peta ist eine durchaus bekannte Tierschutzorganisation. Eine der jüngsten Ideen ist das Anliegen, Sprichwörter zu ändern, die Gewalt gegen Tiere verherrlichen.

Aus „zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen“ soll stattdessen der harmlose Terminus „zwei Erbsen auf eine Gabel laden“ verwandt werden.

Statt „Die Katze aus dem Sack lassen“ soll  es nunmehr der Begriff „Die vegane Calzone aufschneiden“ richten. 

Insgesamt 10 Vorschläge hält Peta parat und die sind allesamt neben der Kappe, bei allem Verständnis für das Anliegen an sich.

Bei so viel Phantasielosigkeit wird doch der Hund in der Pfanne verrückt.

 

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Reinhold Rombach
„Börsebius“

Unser Gastkommentator Reinhold Rombach ist einer der bekanntesten Börsenexperten Deutschlands und lebt schon lange in Rodenkirchen. Er beschäftigt sich seit über 25 Jahren mit börsennotierten Gesellschaften, mit Aktien und Fonds, analysiert ihre Stärken und Schwächen. Seine Meinung über Geld&Börsen veröffentlichte er früher als Kolumnist in der Zeit (aber auch in der Wirtschaftswoche und der Süddeutschen Zeitung) und mehr als ein Vierteljahrhundert im Deutschen Ärzteblatt als „Börsebius“. Seine Fans nennen ihn aber auch den „Kostolany vom Rhein“ oder das „Kölsche Orakel“.  Rombach´s spannende wöchentliche Kolumnen und eine Aktien-TopTen-Masterliste erscheinen im Web unter www.derboersebius.de