Rombachs Finanztipps:

Top&Flop? Meine Aktie der Woche: „Alpabet“.

Erleben wir gerade den Abgesang der Glorreichen Sieben? Warum fallen die Kurse von Apple, Alphabet, Microsoft und Co. seit rund zwei Monaten unter großer Volatilität?

Schauen wir uns exemplarisch die Google-Mutter Alphabet an, wo es eine Sondersituation gibt. Das US-Justizministerium erwägt nämlich, Google zu zerschlagen, nachdem ein wegweisendes Gerichtsurteil die Monopolstellung des Konzerns auf dem Markt für Online-Suchdienste festgestellt hat. Damit steht automatisch der Bereich AdWords im Fokus, der für den Großteil der Alphabet-Gewinne verantwortlich ist.

Die US-Regierung verfügt über mehrere Optionen: Verbote, Zwangsverkäufe einzelner Bereiche oder die Zwangsauflösung des gesamten Konzerns in viele alleinstehende Tochtergesellschaften.

Die harmloseste Option wäre es, Google zu zwingen, mehr Daten mit Konkurrenten zu teilen. Möglich wäre auch ein Verbot von Exklusivverträgen mit Kunden und Werbetreibenden, was im Mittelpunkt des Verfahrens gegen Google stand.

Sollte das Justizministerium eine Aufspaltung bevorzugen, wäre womöglich das Android-Betriebssystem und Googles Webbrowser Chrome die am wahrscheinlichsten zu veräußernden Einheiten. Die Beamten erwägen auch einen möglichen Zwangsverkauf von AdWords.

Eine Zwangsauflösung des gesamten Konzerns wäre die größte seit der von AT&T in den 1980er Jahren. Aber allein der Versuch und die negative Publicity üben großen Druck auf den Aktienkurs aus und erhöhen indirekt die Kooperationsbereitschaft der Vorstände.

So haben die erfolglosen Bemühungen vor gut 20 Jahren, Microsoft aufzuspalten, zu einem langen Tiefschlaf des Aktienkurses geführt, der anschließend mehr als 15 Jahre seitwärts lief. Alphabets Aktienkurs hat seit Mitte Juli rd. 20% verloren, was über USD 450 Mrd. an Marktkapitalisierung vernichtet hat.

Fazit: Man muss die Aktie nicht unbedingt verkaufen, wenn man sie hat. Aber die Luft ist erst mal raus. Zukaufen? Auf keinen Fall.

Und zum Schmunzeln (heute zum Nachdenken) noch mein „Knallbonbon der Woche“

Es gibt auch hierzulande genügend Awards für Mieses, Schlechtes, Unanständiges. So etwa der „Plagiarius“ für nachgemachte Marken oder die „Mogelpackung des Jahres“. Ebenso nett ist der „Goldene Windbeutel“, vergeben von Foodwatch für dreiste Werbelügen.

Was es noch nicht gibt, ist der „Rotzlöffel des Jahres“.

Für die Jury schlage ich – aus aktuellem Anlass – die Athletensprecher der deutschen Paralympics Mannschaft vor.

Dann ist eh klar, wer den Preis gewinnt.

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Reinhold Rombach
„Börsebius“

Unser Gastkommentator Reinhold Rombach ist einer der bekanntesten Börsenexperten Deutschlands und lebt schon lange in Rodenkirchen. Er beschäftigt sich seit über 25 Jahren mit börsennotierten Gesellschaften, mit Aktien und Fonds, analysiert ihre Stärken und Schwächen. Seine Meinung über Geld&Börsen veröffentlichte er früher als Kolumnist in der Zeit (aber auch in der Wirtschaftswoche und der Süddeutschen Zeitung) und mehr als ein Vierteljahrhundert im Deutschen Ärzteblatt als „Börsebius“. Seine Fans nennen ihn aber auch den „Kostolany vom Rhein“ oder das „Kölsche Orakel“.  Rombach´s spannende wöchentliche Kolumnen und eine Aktien-TopTen-Masterliste erscheinen im Web unter www.derboersebius.de