Rombachs Finanztipps:

Thyssenkrupp, was nun?

Da haben wir den Salat. Martina Merz, Chefin des deutschen Industriekonglomerats Thyssenkrupp schmeißt hin, genauer hat dem Aufsichtsrat bereits vor ein paar Tagen ihren Job vor die Füße geworfen.

Martina Merz, die als eine der mächtigsten Frauen der deutschen Wirtschaft gilt, hat also offenbar lange vor dem Auslaufen ihres eigentlichen Vorstandsvertrages keinen Bock mehr. Völlig überraschend traf dieser Schritt die Börse und die Aktie verlor angesichts dieser Hiobsbotschaft ziemlich fett: Ein Minus von 13 Prozent zeigte dem Markt, wie bedeutend dieser Knall für das Unternehmen ist.

Die als Nachdenkerin bekannte Strategin Merz war seit 2019 Vorstandsvorsitzende des Ruhrkonzerns und war seinerzeit in einer fast aussichtslosen Situation für Thyssenkrupp gestartet und sollte strategisch „den Hebel umlegen“, das alles nach vier Gewinnwarnungen, zwei Chefwechseln und mehreren Richtungsänderung in Sachen Zukunft bei Thyssenkrupp.

Der Neue: Miguel Angel Lopez Borrego

Einen neuen designierten Chef gibt es aber schon. Der Spanier Borrego gilt als Manager mit breiter Industrieerfahrung und hat sich vor allem einen Namen als Restrukturierungsspezialist gemacht, was Thyssenkrupp in der jetzigen Situation ziemlich gut gebrauchen kann. Das gilt auch und erst recht für seine anerkannten M&A Fähigkeiten, also dem Verkauf von Unternehmensteilen.

Borrego sammelte als Chef von Siemens in Spanien und als Vorsitzender des Aufsichtsrates von Siemens Gamesa bereits Erfahrungen mit dem Kauf- und Verkauf von Firmenteilen.

Thyssenkrupp, was nun?

Ach so, warum ich das alles schreibe?  Für mich ist wichtig, eine Idee zu haben, ob ich der Aktie von Thyssenkrupp weiter mein Vertrauen schenke oder sie mit Liebesentzug bestrafe.

Dabei muss ich natürlich unter den Tisch fallen lassen, daß der neue Chef bei der Zahl seiner Vornamen Martina Merz deutlich überragt, sondern entscheidend ist die Frage, ob „der Neue“ in der Lage ist die komplizierten und ineffizienten Strukturen bei Thyssenkrupp, die im Übrigen mit der aus der Zeit gefallenen Stiftungskonstruktion zu tun haben, irgendwie klar kommt, oder besser noch, sie zerschlagen kann.

Was heißt das konkret? Kommt die Abspaltung der Stahlsparte, kommt der Börsengang der Wasserstofftochter Nucera, kommt der Verkauf der Kriegsschiffsparte Thyssenkrupp Marine Systems?

Vor allem liegt mir am Herzen, wie es denn mit der Wasserstoff-Technologie bei Thyssenkrupp weitergeht. Immerhin habe ich die Aktie genau aus diesen Gründen in die Börsebius TopTen Masterliste aufgenommen, weil mir diese Sparte für die Zukunft besonders wichtig und erst recht attraktiv schien.

Wenn Sie als Anleger hier im Nachrichtenteil fündig werden, dann ist die Aktie in Ihrem Depot willkommen, falls nicht, sollten Sie auch an einen Rausschmiss denken. Im Moment jedenfalls liebe ich die Aktie noch. Wenn auch mit Schmerzen. Und Zittern und Zagen.

Und zum Schmunzeln noch mein „Knallbonbon der Woche“

Wenn der Lanz und der Precht zusammenhocken, dann ist Zeit für verbale Holzschnitzereien.

Ein besonderes Werkstück lieferte der bundesrepublikanische Vorzeigephilosoph Richard David P. jüngst ab, als er sich auf Annalena Baerbock stürzte, natürlich nur verbal.

„Was für ein Unfall, daß diese Frau Außenministerin geworden ist“ , so Precht und weiter, „unter normalen Umständen hätte die im Auswärtigen Amt noch nicht mal ein Praktikum gekriegt.“

Woher der Mann, der alles weiß, das alles weiß, weiß ich auch nicht, aber bei mir wäre der Mann, hätte er bei mir ein Praktikum gehabt, längst rausgeflogen, vermutlich wegen Allwissenheit und Impertinenz.

Für die Lateiner unter meinen Lesern: Si tacuisses philosophus mansisses. Hilfsweise auf Englisch: If you had remained silent, you would have continued to be a philosopher.

Dazu muss man aber erst mal einer sein.

 

Liebe Abonnenten des Bilderbogen: Falls Sie auch eine Frage rund ums Geld haben, immer zu. Schreiben Sie an rombach@derboersebius.de

Ich freue mich.

 

Bleiben Sie mir gewogen, ich bin Ihnen ebenso verbunden.

Über Anregungen für Themenvorschläge freue ich mich sehr.

 

Stets, Ihr

Reinhold Rombach

„Börsebius“

Unser Gastkommentator Reinhold Rombach ist einer der bekanntesten Börsenexperten Deutschlands und lebt schon lange in Rodenkirchen. Er beschäftigt sich seit über 25 Jahren mit börsennotierten Gesellschaften, mit Aktien und Fonds, analysiert ihre Stärken und Schwächen. Seine Meinung über Geld&Börsen veröffentlichte er früher als Kolumnist in der Zeit (aber auch in der Wirtschaftswoche und der Süddeutschen Zeitung) und mehr als ein Vierteljahrhundert im Deutschen Ärzteblatt als „Börsebius“. Seine Fans nennen ihn aber auch den „Kostolany vom Rhein“ oder das „Kölsche Orakel“.  Rombach´s spannende wöchentliche Kolumnen und eine Aktien-TopTen-Masterliste erscheinen im Web unter www.derboersebius.de