Rombachs Finanztipps:

Sparer aufgepasst: Der Weg zur Million ist wieder möglich

Auch wer das Wunder der Zinseszinsrechnung kennt, musste in den letzten Jahren den Wunsch abschreiben, mit Zinsanlagen zum Millionär zu werden. In Zeiten von Nullzinsen und gar der bankenseitigen Wegelagerei in Form von Minusrenditen war dieses Mirakel undenkbar. Nicht mal in 100 Jahren war der Traum von der ersparten Million realisierbar. Wie denn auch.

Sie geht wieder, die Sparer-Million

Und heute? Mittlerweile sind die Renditen für Tages- und Festgelder wieder in Gefilden angelangt, wo sich das Träumen lohnt und auch gewisse Realitätsnähen erreicht.

Ein Beispiel gefällig?  Ok! Sie fangen heute mit einem Kapital von 20.000 Euro an und zahlen dann monatlich 780 Euro ein. Wie lange brauchen Sie bei einem – angenommenen – gleichbleibenden Zinssatz von 3,33 Prozent, bis sie eine Million Euro erreicht haben?

Sie brauchen genau 50 Jahre und ihr Endkapital beträgt dann tatsächlich 1.004.176,10 Euro. Dazu verhilft Ihnen in der Tat das Wunder der Zinseszinsrechnung, von manchen auch als achtes Weltwunder bezeichnet.

Moment mal, werden Sie jetzt sagen, alles gut und schön. Aber was ist mit den Steuern, die ich berappen muss, die fressen doch einen Gutteil davon wieder auf?  Gute Frage, hier die Antwort. In diesem Beispiel habe ich sogar berücksichtigt, daß Steuern jeweils einbehalten werden, nämlich 26,375 Prozent. Sie sehen also, der Traum von der Sparermillion ist möglich.

Soweit das Träumen, nun aber zum Alltag. Natürlich bleiben zwei Dinge, die der Anleger jederzeit im Blick haben muss. Erstens: So schön steigende Zinsen am Kapitalmarkt sind, so wenig reichen sie im Moment aus, um die Inflation auszugleichen. In Wahrheit haben wir es immer noch mit einem negativen Realzins zu tun, wenn die Geldentwertungsrate berücksichtigt wird. 

Zweitens: wie realistisch sind die Zinsangebote denn wirklich? Wer sich aktuelle Top Festgeldangebote anschaut, sieht schnell, daß viele Banken mittlerweile für Tagesgelder tatsächlich bis zu 3,3 Prozent Zinsen bieten, Spitzenreiter ist in diesem Falle die Renault Bank direkt. 

Doch der Blick ins Kleingedruckte verdirbt ganz schnell vielen Interessenten den Appetit. Viele Angebote gelten nur für Neukunden oder nur für bestimmte Beträge und ebenfalls nur für einen bestimmten Zeitraum von sechs Monaten und danach ist wieder Zinsdürre angesagt.

Eine rühmliche – positive – Ausnahme ist hier die BMW Bank. Hier bekommen alle Kunden ohne Ausnahme und für jede Summe drei Prozent fürs Tagesgeld.

Dreiste Lockvögel

Es geht aber auch bitterböse anders herum. Bei der Western Union treiben es die Banker besonders schlimm. Dort wird mit einem Wahnsinns Zins von 6 Prozent um sich geworfen. Wer die aber dann haben will, muss schnell einsehen, daß es kein Wunderangebot ist. Der Zins gilt nur bis einer Summe von 10.000 Euro und außerdem muss der Kunde jeden Monat eine Kontogebühr von 3,90 Euro blechen. Also, Finger weg von solchen Lockvogelangeboten oder tatsächlich nur 10.000 Euro anlegen. 

Moderne Raubritter 

Wo wir gerade dran sind: Schauen wir uns doch mal die andere Seite der höheren Zinsniveaus an. Nach der mehrmaligen Anhebung der Leitzinsen durch die Europäische Zentralbank langen viele Bank bei der „genehmigten“ Überziehung von Konten ziemlich drastisch zu. Eine genehmigte Überziehung – um einen festen vorher vereinbarten Betrag – wird gemeinhin als Dispokredit bezeichnet. 

So gut wie kein Geldinstitut nimmt unter 10 Prozent für genehmigte Kontoüberziehungen, „normal“ sind so Sätze um 12 Prozent. Den Vogel schießt dabei die Sparkasse Leverkusen mit 14,35 Prozent ab. 

Es ist durchaus nicht ungerecht, solche Dispozinsen als modernes Raubrittertum zu bezeichnen. Betriebswirtschaftlich notwendig sind sie allemal nicht. Als ich noch Bank- und Börsenwesen studierte, waren Spannen um vier bis fünf Prozent zwischen Einlagen- und Disposzins normal. Doch das ist schon ewig her. Heute sind die Akteure einfach dreister. Leider, leider.

Und zum Schmunzeln noch mein „Knallbonbon der Woche“ 

Ganz aktuell haben die Behörden – wieder mal – einen Corona Testcenter Betreiber verhaftet, der monatelang quasi im Sekundentakt Nasenlöcher und Rachenräume malträtiert haben will, ohne die Leute jemals gesehen zu haben. 

Mit dieser Masche leistete sich der auf Kosten der Allgemeinheit schmarotzende Unternehmer einen Ferrari und einen Lamborghini und hatte immer noch eine zweistellige Millionenzahl „über“. 

Daß die kassenärztliche Vereinigung dem Kerl nicht auf die Schliche kam, weil einfachste Nachprüfungen nicht stattfanden, ist, ehrlich gesagt, auch eine Versündigung an der Allgemeinheit.

In Litauen zum Beispiel waren alle Corona Teststellen vom Staat eingerichtet. Von dort sind solche Schweinerein nicht zu beklagen. Wieder mal ein Beispiel, wo uns andere Länder überlegen sind. Und zwar um Längen.

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Stets, Ihr

Reinhold Rombach

„Börsebius“

Unser Gastkommentator Reinhold Rombach ist einer der bekanntesten Börsenexperten Deutschlands und lebt schon lange in Rodenkirchen. Er beschäftigt sich seit über 25 Jahren mit börsennotierten Gesellschaften, mit Aktien und Fonds, analysiert ihre Stärken und Schwächen. Seine Meinung über Geld&Börsen veröffentlichte er früher als Kolumnist in der Zeit (aber auch in der Wirtschaftswoche und der Süddeutschen Zeitung) und mehr als ein Vierteljahrhundert im Deutschen Ärzteblatt als „Börsebius“. Seine Fans nennen ihn aber auch den „Kostolany vom Rhein“ oder das „Kölsche Orakel“.  Rombach´s spannende wöchentliche Kolumnen und eine Aktien-TopTen-Masterliste erscheinen im Web unter www.derboersebius.de