Rombachs Finanztipps:

Nvidia, was nun?  Zwischen Hype und heiß gelaufen

Gegen eine Aktie zu reden, die mehrere hundert Prozent Gewinn auf dem Buckel hat, ist keine einfache Sache. Zwischen Blamieren und am Ende vielleicht doch früh genug den Finger hoch gehalten zu haben, liegen argumentative Welten.

Die Rede ist vom Chipkonzern Nvidia, der an der Börse einen atemberaubenden Lauf hingelegt hat. Auf Sicht eines Jahres ist Nvidia um fast 300 Prozent gestiegen und beim Börsenwert wurde jüngst die Marke von zwei Billionen Dollar erreicht.

Seit einigen Wochen gehe ich nun mit meiner Meinung und meinen Ideen schwanger und denke, es wäre an der Zeit, mahnend den Finger zu heben. Dies besonders, weil kürzlich auch Bert Flossbach, einer der besten Fondsmanager Deutschlands, gerade bei Nvidia gewisse Risiken sieht und überhaupt bei Tech Aktien zur Vorsicht rät.

Die zentrale Frage lautet also: ist Nvidia heiß gelaufen und soll der Anleger Gewinne mitnehmen?

Die Bewertung

Zunächst einmal ist fest zu stellen – und das macht die Sache so unvergleichlich schwierig – dass Nvidia mit herkömmlichen analytischen Maßstäben nur sehr schwer beizukommen ist, dazu sind die Dimensionen zu gewaltig und auch die Einschätzung des Geschäftsmodells KI (künstliche Intelligenz) zu schwierig.

Eigentlich ist die Aktie mit einer 56-fachen Gewinnbewertung jetzt schon viel zu teuer. Doch das ist es eben nur auf den ersten Blick. Im letzten Geschäftsjahr erhöhte der Chipkonzern seinen Gewinn um 300 Prozent auf 12,96 Dollar. Damit wird aus der obigen 56-fachen Bewertung nur noch eine 32-fache. Und, steigen die Gewinne in dem Tempo weiter, sinken die ehemals hohen KGV (Kurs-/Gewinnverhältnisse) noch mehr.

Mit anderen Worten. Anleger akzeptieren eine höhere Bewertung und damit einen höheren Aktienkurs immer so lange, wie die Gewinne überproportional zulegen.

Aber: Sollte sich das Wachstum der Gewinne abschwächen, wäre das ein klares Alarmsignal.

Die Experten

Die Frage ist halt immer, wer so alles den Titel zum Kauf empfiehlt und wer nicht.

Die harten Fakten sagen, dass von 55 Analysten 51 den Titel zum Kauf empfehlen. Deren Kursziel liegt im Mittel bei rund 1.000 Euro. Es gibt auch Ausreißer nach oben. Das Brokerhaus Rosenblatt Securities prognostiziert gar 1.400 Dollar. Was sagt uns das also?

Erstens einmal ist die aktuelle Börsennotiz von 830 Dollar soweit vom mittleren Kursziel nun auch nicht mehr entfernt (bis auf Rosenblatt) und zweitens ist die Tatsache, dass nahezu alle Experten zum Kauf raten, eher ein schlechtes Zeichen für weiter steigende Kurse. Im Gegenteil.

Denn Analysten sind ja nicht irgendwie im luftleeren Raum unterwegs. Deren Empfehlungen führen in der Regel ja zu geschäftlichen Aktivitäten ihrer eigenen Arbeitgeber. Will heißen, die entsprechenden Investmenthäuser und Banken haben die Titel bereits in ihren Fonds und Depots.

Und nicht zu vergessen ist die Tatsache, dass Nvidia auch nicht unbedingt ein Alleinstellungsmerkmal haben. AMD ist ein starker Konkurrent und auch Microsoft, Amazon und Alphabet planen die Entwicklung eigener Prozessoren.

Meiner Meinung nach sollte Nvidia verkauft werden. Wir wissen alle, dass an der Börse zum Ausstieg nicht geklingelt wird. Daran ändert auch die Künstliche Intelligenz nichts.

 

Und zum Schmunzeln (heute zum Nachdenken) noch mein „Knallbonbon der Woche“

Personen im Gleis. Verschwundene Reservierungen. Exorbitante Verspätungen. Das kennt man ja alles bei der Deutschen Bahn zur Genüge.

Das Verhohnepipeln auf hohem Niveau habe ich am letzten Wochenende höchstselbst erlebt und zwar wollte ich von Prag kommend am Frankfurter Flughafen nach Köln HBF fahren.

Kein Problem sagt die Bahn App. Ich müsste allerdings in Köln Deutz umsteigen und zu Fuß nach Köln HBF laufen.

Haha, den Intelligenztest habe ich glatt bestanden. Ich weiß ja, dass von Deutz jede Menge S- und Regionalbahnen nach Köln HBF fahren, ich könnte ja einen schweren Koffer dabei haben.

Gemach, die Pointe kommt noch. Die hochinformative App der Deutschen Bahn sagt mir, dass ich für den Fußweg von 1.146 km circa 3 Minuten bräuchte.  Wenn ich das schaffte, wäre ich haarscharf für Olympia qualifiziert.

Ich möcht´ zu Fuß nach Kölle jonn. Aber nicht, wenn mich die Deutsche Bahn so durch die Pampa jagt.

 

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Reinhold Rombach
„Börsebius“

Unser Gastkommentator Reinhold Rombach ist einer der bekanntesten Börsenexperten Deutschlands und lebt schon lange in Rodenkirchen. Er beschäftigt sich seit über 25 Jahren mit börsennotierten Gesellschaften, mit Aktien und Fonds, analysiert ihre Stärken und Schwächen. Seine Meinung über Geld&Börsen veröffentlichte er früher als Kolumnist in der Zeit (aber auch in der Wirtschaftswoche und der Süddeutschen Zeitung) und mehr als ein Vierteljahrhundert im Deutschen Ärzteblatt als „Börsebius“. Seine Fans nennen ihn aber auch den „Kostolany vom Rhein“ oder das „Kölsche Orakel“.  Rombach´s spannende wöchentliche Kolumnen und eine Aktien-TopTen-Masterliste erscheinen im Web unter www.derboersebius.de