Rombachs Finanztipps:

Meine Aktie der Woche: RWE 

Als ich noch studierte, was allerdings schon einige Jährchen her ist, gab es noch – schönes Wort – die Witwen- und Waisenaktien. Dazu gehörten Titel mit einer schönen Dividendenrendite und relativ wenigen Kursausschlägen. Kaufen, hinlegen, vererben war die Devise. Allianz, Deutsche Bank, Siemens, aber auch RWE gehörten dazu. Von letzterer soll hier nunmehr die Rede sein.

Witwen- und Waisenpapiere gibt es längst so nicht mehr. Zu viele Krisen gab es seither und deutsche Konzerne mussten teilweise drastisch Federn lassen. Davon war auch der Energiekonzern RWE nicht verschont, und das Essener Unternehmen machte echt harte Zeiten durch. Die Stichworte Kohleausstieg und Verzicht auf Atomkraft haben lange Jahre die Aktie zu einer windigen Angelegenheit verkommen lassen. Und zu einer riskanten erst recht.

RWE wird wieder interessant

Doch allmählich ändert sich sowohl die Struktur bei RWE selbst als auch die Wahrnehmung des Essener Konzerns in der Börsianer Fachwelt. RWE investiert schon seit einiger Zeit massiv in erneuerbare Energien, und das wird von Analysten mittlerweile als Nonplusultra eingestuft.

Ich habe mir mal angesehen, welche der führenden Häuser die RWE auf ihre Kaufliste gesetzt haben und stelle verblüfft fest: Alle haben die Daumen auf „kaufen“ gestellt und nicht ein einziger auf „halten“ geschweige denn „verkaufen“. Das ist ein klares Votum, was ich so bislang nur sehr, sehr selten gesehen habe.

Der gute Eindruck hat natürlich seine Ursache. RWE „liefert“ in beeindruckender Manier auch ab. In den ersten neun Monaten dieses Geschäftsjahres erzielte der DAX-Konzern ein Nettoergebnis von 3,4 Milliarden Euro, das ist gegenüber dem Vorjahreszeitraum eine glatte Verdoppelung.

Auch bei der Dividende gibt RWE Vollgas. Jährlich soll sich die Ausschüttung um fünf bis zehn Prozent erhöhen.

Bei allem Lob: An der Börse gibt es keine risikolosen Investments. Alle Geschäftsbereiche unterliegen relativ starken politischen Risiken, gerade bei den derzeitigen Haushaltsverwerfungen rund um das Verfassungsgerichtsurteil. So viel Wermutstropfen muss sein. Meines Erachtens wird sich RWE aber auf seinem Weg zur Transformation nicht beirren lassen. Hoffentlich nicht!

Wenn auch die Zeit der Witwen- und Waisenpapiere längst passé ist, die Aktie der RWE hat mindestens eine Phase der Gesundung vor sich und macht Lust auf Happy Feelings. Und auch die Dividendenrendite kann auf Dauer Spaß machen. Anlegerherz, was also willst Du mehr?

 

Und zum Schmunzeln (heute zum Nachdenken) noch mein „Knallbonbon der Woche“

Gil Ofarim, der arme Sünder, konnte am Ende nicht anders. Ja, er habe die Sache mit dem Davidstern nur erfunden. Mit diesem Schuldeingeständnis entging er am Ende einer möglichen Zukunft im bundesdeutschen Vorstrafenregister.

In dem ganzen Presserummel, der vor und erst recht nach dem Urteil auf die mediale Landschaft einschlug, blieb ein Aspekt komplett auf der Strecke.

Es war eine Bonner Rechtsanwaltskanzlei (Pauka+Link), die vor Monaten fleißig und unerschrocken die Sache ins Rollen brachte. Und damit erst die Wahrheitsfindung möglich machte.

Well done!

 

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Reinhold Rombach
„Börsebius“

Unser Gastkommentator Reinhold Rombach ist einer der bekanntesten Börsenexperten Deutschlands und lebt schon lange in Rodenkirchen. Er beschäftigt sich seit über 25 Jahren mit börsennotierten Gesellschaften, mit Aktien und Fonds, analysiert ihre Stärken und Schwächen. Seine Meinung über Geld&Börsen veröffentlichte er früher als Kolumnist in der Zeit (aber auch in der Wirtschaftswoche und der Süddeutschen Zeitung) und mehr als ein Vierteljahrhundert im Deutschen Ärzteblatt als „Börsebius“. Seine Fans nennen ihn aber auch den „Kostolany vom Rhein“ oder das „Kölsche Orakel“.  Rombach´s spannende wöchentliche Kolumnen und eine Aktien-TopTen-Masterliste erscheinen im Web unter www.derboersebius.de