Rombachs Finanztipps:

Meine Aktie der Woche

Angesichts eines persönlichen Treffens mit dem Vorstandsvorsitzenden soll es hier um ein Unternehmen gehen, dessen Zukunftsaussichten die Meinungen spalten: die Formycon AG aus Martinsried.

Formycon konzentriert sich ausschließlich auf die Entwicklung von qualitativ hochwertigen biopharmazeutischen Nachfolgeprodukten, sogenannten Biosimilars. Der Fokus liegt auf Therapien in der Ophthalmologie (d.i. Augenheilkunde) und Immunologie sowie neuerdings auch auf onkologischen Erkrankungen.

Volkswirtschaftlich ist die vermehrte Entwicklung von Biosimilars gewünscht, weil sie die Preise senken, denn sie sind per se preiswerter und lassen auch die Preise der Original-Medikamente zurückgehen. Da Biosimilars jedoch meist aus lebenden Zellen gefertigt werden und dies viel aufwendiger als die Produktion rein chemischer Generika ist, sind Biosimilars deutlich teurer als Generika.

Der teure Herstellungsprozess sorgt für höhere Fixkosten und einen späteren Break-even in der Gewinn- und Verlustrechnung, was sich auch auf die geschätzten Gewinne von Formycon auswirkt. Während einige Analysten bereits für 2024 Gewinn erwarten, erscheint dies vielen natürlich als sehr ungewiss.

Die Tatsache, dass im laufenden Jahr vielleicht nur eine rote Null übrigbleibt, nachdem in 2022 bereits Geld verdient wurde, ist ein weiterer Grund dafür, dass die Aktie zwischenzeitlich satte 45% innerhalb diesen Jahres verloren hatte.

Da Formycon bereits vor einigen Jahren deutlich billiger in den Börsebius TopSelect gekauft wurde und wir für das Geschäftsmodell weiterhin optimistisch sind (leere Krankenkassen!), schauen wir der Entwicklung relativ entspannt entgegen und hoffen, dass die Aktie vom Markt wiederentdeckt wird.

 

Und zum Schmunzeln (heute zum Nachdenken) noch mein „Knallbonbon der Woche“

René Benko geistert dieser Tage durch die Gazetten dieser Republik und nicht nur da. Weltumspannend seine Immobilienburgen, global seine Schuldenprobleme.

In seinen besten Tagen hat sich der gute René den Spitznamen „Wunderwuzzi“ im Boulevard redlich verdient.

Und jetzt? Eine Baustelle nach der anderen wird stillgelegt, Wundertürme erstarren im Rohzustand, was aus Galeria Kaufhof wird, steht in den Sternen.

Doch der Aufstieg von Benko funktionierte nur, weil erste Adressen der deutschen Wirtschaft ihm auf die Beine geholfen haben, darunter der Strabag Gründer Hans Peter Haselsteiner, sowie Fressnapf Chef Torsten Toeller, garniert vom Beratergranden Roland Berger.

Merke also: Wo ein Wunderwuzzi ist, muss auch ein Wunderwummsi gewesen sein.

 

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Reinhold Rombach
„Börsebius“

Unser Gastkommentator Reinhold Rombach ist einer der bekanntesten Börsenexperten Deutschlands und lebt schon lange in Rodenkirchen. Er beschäftigt sich seit über 25 Jahren mit börsennotierten Gesellschaften, mit Aktien und Fonds, analysiert ihre Stärken und Schwächen. Seine Meinung über Geld&Börsen veröffentlichte er früher als Kolumnist in der Zeit (aber auch in der Wirtschaftswoche und der Süddeutschen Zeitung) und mehr als ein Vierteljahrhundert im Deutschen Ärzteblatt als „Börsebius“. Seine Fans nennen ihn aber auch den „Kostolany vom Rhein“ oder das „Kölsche Orakel“.  Rombach´s spannende wöchentliche Kolumnen und eine Aktien-TopTen-Masterliste erscheinen im Web unter www.derboersebius.de