Rombachs Finanztipps:

Lockruf des Goldes 

„Sie wollen Gold kaufen? Echtes Gold natürlich. Wir besorgen es Ihnen und lagern es für Sie ein und schon machen Sie alles richtig“. So oder ähnlich lauteten in den vergangenen Jahren oft genug Werbesprüche von einschlägigen Anbietern. Ich kann mich noch gut erinnern, wie mir ein stolzer Anrufer erzählte, daß er für 180.000 Euro Gold gekauft habe, das jetzt in Zürich quasi von einem Höllenhund extra für ihn bewacht würde.

Er präsentierte mir auch stolz ein „Lagerzertifikat“ , das sich mir nach nur wenigen Sekunden als windiges Papierchen entpuppte. Ich haben dem Leser dann geraten, sich unbedingt das Depot und erst recht das Gold zeigen zu lassen. Noch halb empört über meinen Tipp fuhr der Mann dann doch nach Zürich und fiel dort aus allen Wolken. Das Gold war nicht da, nie dagewesen, sein Geld erst gar nicht, das war schon früher weg. Dumm gelaufen.

Goldhändler PIM

Was ich Ihnen eben erzählte, ist durchaus kein Einzelfall. Viele Anleger wollen sich aus Gründen des Inflationsschutzes Gold zulegen. Diese Sehnsucht nach dem gelben Edelmetall nutzte auch der Goldhändler PIM, der in der Zeit von 2016 bis 2019 Bonusversprechungen über Goldlieferungen machte, diese aber nicht erfüllte. Fällige Zinsen sollen dann auch noch über eine Art Schneeballsystem mit dem Geld neu angeworbener Kunden ausgezahlt worden sein.

Wegen Betrugs und Geldwäsche wurde der frühere Geschäftsführer von PIM Gold just kurz vor Heiligabend zu sechs Jahren und acht Monaten Haft verurteilt. Da der Mann aber bereits drei Jahre in Untersuchungshaft saß, setzte der Richter den Haftbefehl direkt nach dem Urteil „außer Vollzug“. Auf dem Schaden von rund 140 Millionen Euro bleiben die Anleger gleichwohl am Ende sitzen und das alles nur, weil sie dem Lockruf des Goldes blind folgten. 3,3 Tonnen, die es nie gab. Unfassbar, wie leicht manche Anleger aufs Kreuz gelegt werden können.

Xetra-Gold sicher?

Nun gibt es ja immer wieder Leserinnen und Leser, die mich fragen, wie sicher eigentlich Xextra-Gold ist. Xetra-Gold gibt es seit rund 15 Jahren und ist nach dem Platzen der US-Immobilienblase nebst Börsencrash entstanden.

Seit 2008 bietet also die Deutsche Börse handelbare Verbriefungen für Gold auf ihrem elektronischen Börsenplatz Xetra an. Der Vorteil: Anleger können so in das gelbe Edelmetall investieren, ohne sich selbst um die Lagerung kümmern zu müssen.

Soweit so gut. Aber: Die Anlage in Xetra-Gold ist kein Investment in einem so genannten Sondervermögen (wie etwa bei einem Fonds). Im Falle einer Insolvenz des Emittenten fällt das ganze Gold in die Insolvenzmasse und man muss dann sehen, wie das dann und für wen im Einzelnen zu Geld gemacht wird.

Außerdem ist Xetra Gold nur bis zu 125 Millionen versichert. Der gesamte Bestand ist aber 12,6 Milliarden Euro. Eine klare Unterdeckung.

Immerhin kann man sich jederzeit das Gold ausliefern lassen.  So gesehen würde ich Xetra-Gold als akzeptabel bezeichnen, wenn der Anleger sich der Risiken – siehe oben – bewusst ist.

Gold wirklich ein gutes Investment?

Börsebius Leser wissen, daß ich ansonsten eigentlich kein Freund von Gold Investments bin. Das hat vor allem damit zu tun, daß mir sowieso nicht geheuer ist, wer eigentlich den Goldpreis „macht“. Früher waren es die „Gnome von Zürich“, heute findet das eher im kleinen Rahmen in London statt. Gold verzinst sich nicht, was in Zeiten steigender Zinsen sowieso unattraktiv ist. Gold als Krisenmetall? Soweit ich weiß, hatten wir in den letzten beiden Jahren weltweit Krisen satt. Daß der Preis für Gold davon profitiert hat, kann man nicht gerade sagen. Also?

Wenn überhaupt, sollte man seine Liebste mit Gold behängen. Da nächste Woche Weihnachten ist, wäre dazu sowohl die Zeit als auch die Gelegenheit. Wohlan.

 

Und zum Schmunzeln noch mein „Knallbonbon der Woche“

What a pity! Elon Musk ist nicht mehr der reichste Mann der Welt. Wenigstens 100 Milliarden Dollar sind im letzten Jahr aus seinem Geldbeutel verschwunden. Hat er auch nicht anders verdient, der Tesla Chef mit der unverhohlenen Sympathie Richtung Donald Trump und dem tausendfachen Rauswurf von Twitter Angestellten.

Spieglein, Spieglein an der Wand, wer ist denn nun der Reichste im ganzen Orbit?

Bernard Arnault heißt der Mann und das ist der Chef des Luxusgüterkonzerns LVMH.  Das finde ich klasse, denn erstens lebt der Mann privat recht bescheiden, spielt Tennis, wie ich und zweitens haben wir ihm alle höchstselbst zu seinem Reichtum verholfen, in dem wir Sächelchen von Louis Vuitton, Bulgary, Dior, Moet Hennessy gekauft haben und mit seinen Köfferchen von Rimowa durch die Welt geflogen sind.

Und wenn wir dann am Ende keine Cum-Ex-Sachen gemacht haben, ist das Jahr dann doch noch ganz gut gelaufen, rein moralisch gesehen, oder?

 

Liebe Abonnenten des Bilderbogen: Falls Sie auch eine Frage rund ums Geld haben, immer zu. Schreiben Sie an rombach@derboersebius.de

Ich freue mich.

 

Bleiben Sie mir gewogen, ich bin Ihnen ebenso verbunden.

Über Anregungen für Themenvorschläge freue ich mich sehr.

 

Stets, Ihr

Reinhold Rombach

„Börsebius“

Unser Gastkommentator Reinhold Rombach ist einer der bekanntesten Börsenexperten Deutschlands und lebt schon lange in Rodenkirchen. Er beschäftigt sich seit über 25 Jahren mit börsennotierten Gesellschaften, mit Aktien und Fonds, analysiert ihre Stärken und Schwächen. Seine Meinung über Geld&Börsen veröffentlichte er früher als Kolumnist in der Zeit (aber auch in der Wirtschaftswoche und der Süddeutschen Zeitung) und mehr als ein Vierteljahrhundert im Deutschen Ärzteblatt als „Börsebius“. Seine Fans nennen ihn aber auch den „Kostolany vom Rhein“ oder das „Kölsche Orakel“.  Rombach´s spannende wöchentliche Kolumnen und eine Aktien-TopTen-Masterliste erscheinen im Web unter www.derboersebius.de