Rombachs Finanztipps:

Dividendenaristokraten: der Königsweg

Einfach nur fürchterlich, wie manche Leute Börse nicht ernst nehmen, obwohl es da ja oft auch nichts zu lachen gibt. Ich bin immer wieder erstaunt, wenn ich mir so einige Finanzportale anschaue und was da so abgeht in den diversen Börsenchats.

Da hat denn der „Topdealer Marc Anton“ Aktien von der Taugtsowiesonix AG gekauft und es folgen dieser Information anscheinend Hunderte von Gutgläubigen, ohne sich über den Mann oder seine Motive überhaupt Gedanken zu machen. Hauptsache, ich folge einem, der es ja wissen muss, sonst wäre er ja eben nicht dieser Topdealer Marc Anton.

Da sind mir dann immer noch die an Geld&Börse Interessierten lieber, die wenigstens versuchen, sich Gedanken zu machen, wie denn so der Kurs einer Aktie zustande kommt, auch wenn es hier ziemlich unterschiedliche Wege – und erst recht Irrpfade – gibt, zu einem analytischen Urteil über Wohl und Wehe einer Aktie zu kommen und natürlich erst recht über einen möglichen höheren Kurs in, sagen wir mal zwei Jahren.

Fangen wir mal mit den Irrpfaden an. Meiner Meinung nach sind hier alle Formen der Chartanalyse fröhlich vereinigt. Alles was mit Kurvenleserei zu tun hat, ist wissenschaftlich in gar keiner Weise haltbar, oder wie ich immer zu sagen pflege, wenn mir einer fragt, Analysten haben meistens Löcher in der Schuhen.

Besser sind da schon die analytischen Methoden, sich einer Aktie, genauer deren Zukunft zu nähern, die sich mit dem Cash Flow eines Unternehmens beschäftigen, oder etwa mit dem Verhältnis vom Kurs zum Gewinn (KGV) oder Mischformen davon.

Zeitintensiv ist das aber alles schon sehr. Am besten ist es natürlich, direkt das Gespräch mit dem Finanzvorstand einer AG zu suchen, aber wer kann das schon? Mir als akkreditiertem Finanzanalysten (DFVA) ist das möglich, aber ob das immer so viel bringt, weiß ich auch nicht so recht, zuweilen wird man auch dort auf hohem Niveau angeflunkert.

Scio nescisse

Allerdings gibt es durchaus auch Menschen, die viele ihrer Sinne beisammen haben, beruflich erfolgreich sind, aber halt mit wenig Zeit ausgestattet sind, sich mit Börsendingen zu beschäftigen, geschweige denn mit Analysemethoden, und dennoch einen klugen Weg wählen wohlen, bei der Geldanlage einiges richtig zu machen.

Die Rettung: Dividendenaristokraten?

In solch einer saublöden Situation sehen sich viele Anleger nach mehr Seelenbalsam. So auch ein Anrufer dieser Tage, der mich nach Dividendenaristokraten fragte. Manche nennen die auch Dividendenkaiser. Ja, die gibt es durchaus. Gemeint sind damit Aktien, die sich über einen langen Zeitraum durch möglichst hohe und sowieso stabile Ausschüttungen auszeichnen,  genau genommen müssen in den letzten 25 Jahren die Dividenden jährlich gesteigert worden sein, um in diese edle Gruppe aufgenommen zu werden.

Ich will das allerdings nicht so genau nehmen mit den 25 Jahren, sondern lege meinen Schwerpunkt auf Werte, denen ich zutraue, die nächsten Jahre durch stetige Dividenden „angenehm“ aufzufallen. Ich fürchte ohnehin, daß nach Covid plus Inflationszeiten eh nicht mehr viele Unternehmen in dieser Liste stehen werden. Also „Dividendenstars“ geht auch.

Da es nicht jedermanns Geschmack ist, sein Depot mit ausländischen Werten zu füllen, bleibe ich schön brav in Deutschland. Als  inländische Dividendenstars würde ich Allianz und Münchener Rück präferieren, aber auch Deutsche Telekom und Covestro. Wer einen Tipp für ausländische Dividendenkaiser braucht, bitteschön: Target, Coca Cola und – natürlich – Linde.

Gleichwohl gilt auch für die Kategorie der Dividendenaristokraten ein Verkehrszeichen mit der Aufschrift „Vorsicht“.

Es gibt keine Garantie für stetig steigende Ausschüttungen. Es gibt genügende Fälle, die vorgemacht haben, daß gute Dividenden der Vergangenheit heute nichts mehr wert sind.

So bleibt also am Ende die Notwendigkeit des selektiven Vorgehens und der vorsichtigen Herangehensweise. Ein sanftes Ruhekissen bedarf eben dieser Sorgfalt.

 

Und zum Schmunzeln noch mein „Knallbonbon der Woche“

Die Stadt Tübingen gilt ja als Vorreiter in vielen Dingen, OB Palmer, Sie wissen schon.
Nun planen die Schwaben leider wegen der krassen Personalnöte bei den Erziehern die Öffnungszeiten für Kindergärten zu begrenzen. Um 13.30 Uhr sollen die Eltern ihre Kleinen demnächst wieder abholen. Das ist schon ziemlich krass.
13:30 Uhr! Um diese Zeit dürfen sich die Kleinsten im Kindergarten des Deutschen Bundestages während ihres Mittagsschlafes nochmals sorgenfrei umdrehen.
Ob auch dort Öffnungszeiten beschränkt werden, ist nicht bekannt. Ich fürchte allerdings, dass nein. Einfach nur fürchterlich.

Liebe Abonnenten des Bilderbogen: Falls Sie auch eine Frage rund ums Geld haben, immer zu. Schreiben Sie an rombach@derboersebius.de

Ich freue mich.

 

Bleiben Sie mir gewogen, ich bin Ihnen ebenso verbunden.

Über Anregungen für Themenvorschläge freue ich mich sehr.

 

Stets, Ihr

Reinhold Rombach

„Börsebius“

Unser Gastkommentator Reinhold Rombach ist einer der bekanntesten Börsenexperten Deutschlands und lebt schon lange in Rodenkirchen. Er beschäftigt sich seit über 25 Jahren mit börsennotierten Gesellschaften, mit Aktien und Fonds, analysiert ihre Stärken und Schwächen. Seine Meinung über Geld&Börsen veröffentlichte er früher als Kolumnist in der Zeit (aber auch in der Wirtschaftswoche und der Süddeutschen Zeitung) und mehr als ein Vierteljahrhundert im Deutschen Ärzteblatt als „Börsebius“. Seine Fans nennen ihn aber auch den „Kostolany vom Rhein“ oder das „Kölsche Orakel“.  Rombach´s spannende wöchentliche Kolumnen und eine Aktien-TopTen-Masterliste erscheinen im Web unter www.derboersebius.de