Rombachs Finanztipps:

Inflation? Kein Problem mit den richtigen Aktien

Die Europäische Zentralbank wird in diesen Tagen ein Vierteljahrhundert alt. Grund zum Feiern gibt es allerdings nicht so sehr viel, denn das Thema hohe Inflationsraten hängt wie ein Damoklesschwert über den Währungshütern. Gelingt es ihnen, die hohen Raten, die zuletzt immer noch bei rund sieben Prozent lagen, zu brechen oder wenigstens auf ein erträgliches Maß zu drücken?

Hier die – Besorgnis erregende – Antwort: Nein, es sieht erst mal nicht danach aus. Auch wenn es viele nicht hören wollen, die  hohen Inflationsraten sind wohl noch einige Zeit unser Begleiter. Diese Weisheit habe ich natürlich nicht mit dem berühmten Löffelchen gefressen, sondern ich beziehe mich auf ein brandaktuelles Statement des früheren EZB Präsidenten Jean-Claude Trichet. Aus Sicht von Trichet war die Phase niedriger Zinsen und geringer Inflation zwar von langer Dauer, aber im Prinzip eine Ausnahme, die „so“ nie mehr zurückkommen wird. 

Warum das so sein wird, erklärt Monsieur Trichet auch ziemlich plausibel. Zum einen sieht er die teilweise Umkehrung der Globalisierung als Inflationstreiber, ebenso aber auch der teure Umbau der Wirtschaft in Richtung Klimafreundlichkeit und die stark steigenden Löhne. 

Wo der Mann recht hat, hat er recht und Jammern ist an dieser Stelle nun mal nicht erste Bürgerpflicht, ganz gewiss nicht. Es geht vielmehr um die Lösung der Frage, wie gehe ich mit der Situation um oder anders, gibt es Aktien, die für solche Zeiten gerüstet sind?

Inflationsresistente Aktien

Hier erst mal die gute Nachricht. Ich glaube schon, daß sich Anleger auch in Zeiten weiter hoher Inflationsraten nicht in tiefe Düsternis verziehen müssen, es gibt durchaus Aktien von Unternehmen, mit denen auch bei einem Szenario hohen Preisdrucks einiges möglich ist, schlicht deswegen, weil sie die gestiegenen Kosten in der Regel ganz gut an die Kunden weitergeben können. 

Coca Cola geht immer

Die Kunst höhere Preise an die Endkunden weiterzugeben, beherrscht Coca Cola seit Menschengedenken. Der Brausekonzern exerziert schon ewig vor, wie das geht. Höhere Einstiegkosten werden einfach an die Kunden weitergegeben. 

Restaurant, Kneipen und Stores können es sich einfach nicht leisten, Coca Cola aus dem Sortiment zu nehmen. Auch in 2023 hat der Konzern weltweit seine Preise angehoben und im Ergebnis führt das – wie immer – zu steigenden Umsätzen und Gewinnen.  

Lufthansa irre niedriges KGV

Auch Lufthansa würde ich klar als Inflationsgewinner bezeichnen wollen. Das Unternehmen steht vor dem umsatzstärksten Sommer in der Geschichte des gelben Kranich. Preise weitergeben? Für Lufthansa kein Problem. Im Vergleich zu 2019 konnte der Luftfahrkonzern höhere Preise von nahezu 20 Prozent locker durchsetzen. Die Leute bezahlen das alles trotzdem. 

Bei all den guten Aussichten würde ich das derzeitige KGV (Kurs-/Gewinnverhältnis) bei der Lufthansa von atemberaubend niedrigen Niveau von 7 als fettes Einstiegssignal deuten. 

Eon: fette Dividendenrendite

Der Energieversorger Eon hat es fast am einfachsten, hohe und höchste Beschaffungskosten einfach weiter zu geben. Eon ist mittlerweile der größte Energieversorger Europas und verdient sich eine goldene Nase nach der anderen. Waren es schon im Vorjahr 1,8 Milliarden Euro Gewinn, werden es in 2023 satte 2,5 Milliarden Euro sein. 

Die aktuelle Dividende beträgt 51 Cents, der Konzern möchte die Ausschüttung jährlich um 5 Prozent steigern. Auf den derzeitigen Kurs umgerechnet macht das eine stolze Dividendenrendite von 4,2 Prozent. Eon ist für mich ein klarer Kauf.

Sie sehen also, eine hohe Inflation muss den Anleger nicht unbedingt ängstigen. Hauptsache, er hat die passenden Aktien dazu im Depot. Als sanfte Ruhekissen bestens geeignet.

 

Und zum Schmunzeln noch mein „Knallbonbon der Woche“ 

Vor dem Traualtar hängt der Himmel oft unter Geigen. Dabei denkt kaum jemand daran, diese Instrumente zu versichern, sollten sie abhandenkommen.

Das gilt ebenso für den Fall, daß die Glocken der Liebe aufgehört haben zu läuten und sich der Verflossene fragt, was denn die Scherben des zerbrochenen Glücks noch wert sind.

Weit gefehlt, ihr Desaster Propheten. Es gibt durchaus Versicherungen, die den Schaden geplatzter Hochzeitsfeiern ersetzen. Da kommen bei manchen schnell mal mehrere zehntausend Euro zusammen.

Berufsnörgler treten spätestens jetzt auf den Plan. Es gibt bestimmt keine Assekuranz, die einen „Ja-Wort-Verweigerer-Versicherungsschutz“ anbieten.

Grundlos gemeckert. Die Waldenburger Versicherung bietet sowas tatsächlich an. Es ist aber die einzige aus der Branche und ich habe mir erspart, die Kosten zu recherchieren.

Das kann doch derjenige oder diejenige Heiratswillige gefälligst selbst tun, falls Zweifel bestehen.

Drum prüfe, wer sich ewig bindet.

Liebe Abonnenten des Bilderbogen: Falls Sie auch eine Frage rund ums Geld haben, immer zu. Schreiben Sie an rombach@derboersebius.de

Ich freue mich.

Bleiben Sie mir gewogen, ich bin Ihnen ebenso verbunden.
Über Anregungen für Themenvorschläge freue ich mich sehr.

Stets, Ihr

Reinhold Rombach

„Börsebius“

Unser Gastkommentator Reinhold Rombach ist einer der bekanntesten Börsenexperten Deutschlands und lebt schon lange in Rodenkirchen. Er beschäftigt sich seit über 25 Jahren mit börsennotierten Gesellschaften, mit Aktien und Fonds, analysiert ihre Stärken und Schwächen. Seine Meinung über Geld&Börsen veröffentlichte er früher als Kolumnist in der Zeit (aber auch in der Wirtschaftswoche und der Süddeutschen Zeitung) und mehr als ein Vierteljahrhundert im Deutschen Ärzteblatt als „Börsebius“. Seine Fans nennen ihn aber auch den „Kostolany vom Rhein“ oder das „Kölsche Orakel“.  Rombach´s spannende wöchentliche Kolumnen und eine Aktien-TopTen-Masterliste erscheinen im Web unter www.derboersebius.de