Rombachs Finanztipps:
Hurra, die Insider kaufen wieder
Ist jetzt die richtige Zeit Aktien zu kaufen? Viele sagen, bloß nicht, in Zeiten steigender Inflationsraten und restriktiver Notenbanken dürfen Dividendentitel nicht angefasst werden, andere wiederum meinen, gegen den Strom zu schwimmen, kann eine gute Anlageidee sein? Also, was tun?
Gerade in schwierigen Börsenzeiten kann es eine gute Idee sein, zu schauen was die Insider treiben. Was ist bei den „Directors Dealings“ los? Gemeint sind die sogenannten Organkäufe von Vorständen und Aufsichtsräten börsennotierter Gesellschaften. Diese müssen Käufe (und natürlich auch Verkäufe) von Aktien des eigenen Unternehmens sofort an die Aufsichtsbehörden melden. Und die Informationen werden dann auch postwendend von der BaFin veröffentlicht (www.bafin.de).
Warum die Meldepflicht?
Natürlich gehen sowohl der Gesetzgeber als auch die Aufsichtsbehörden meines Erachtens von der Fiktion aus, daß Wertpapiertransaktionen von Organen eine Relevanz insoweit haben, daß ein gewisses Herrschaftswissen über kommende Entwicklungen zum Kauf (oder Verkauf) eigener Aktien führt. Andernfalls bedürfte es dieser gesetzlichen Restriktionen eigentlich gar nicht. Oder etwa nicht?
Es lohnt sich wirklich – sagt die Wissenschaft
In vielen Fällen haben sich Insiderkäufe für etliche Vorstandsmitglieder und Aufsichtsräte ausgezahlt und zwar erheblich. In einer „exklusiven“ Untersuchung für das Handelsblatt wertete der Frankfurter Finanzmarktforscher Professor Olaf Stotz die Insidertransaktionen des Jahres 2020 aus.
Der Forscher kam dann auch zu dem Schluß, daß Insider den DAX schlagen können. Diese Erkenntnis gilt auch weltweit. Normalerweise erzielen Insider im Vergleich zu einem relevanten Aktienindex regelmäßig eine so genannte „Überrendite“.
Das mit der Überrendite ist natürlich relativ zu sehen. Fällt etwa ein Aktienindex um zehn Prozent, kann die „Überrendite“ der Insider minus acht Prozent sein und das wäre dann immer noch gut. Ob man darüber dann in Begeisterung ausbrechen muss ist halt alles eine Frage der Betrachtung.
Aktuelle Hitliste der Insidertransaktionen
Fragen wir nochmals den Börsenforscher Stotz, welche der aktuellen Insidertransaktionen ihm aufgefallen sind. Er nennt unter anderem:
- Commerzbank
- Hugo Boss
- Thyssenkrupp
- Software AG
Quelle: Handelsblatt, Frankfurt School of Finance&Management
Beim Nachmachen höllisch aufpassen
Nun ist es keineswegs so, daß sich der Privatanleger unerschrocken auf sämtliche Insidertransaktionen stürzen sollte und einfach über den großen Rahmen alles nachmacht, was da so über die BaFin Website flimmert, wenngleich ich ihm das nicht ausreden will. Aber: Es bedarf nur einer gewissen Selektion, damit das nicht schiefgeht.
Es gibt Insiderkäufe, da rieche ich das schon drei Meter gegen den Wind, daß es hier weiß Gott nicht um Umsetzung von geheimem Wissen oder strategischen Käufen geht, sondern um andere Motive. Manchmal müssen Vorstände von börsennotierten Gesellschaften auch Aktien ihres eigenen Unternehmens kaufen, schlicht, weil es in ihrem Vertrag steht. Trotzdem müssen die dann auch eine „Directors Dealings“ Meldung abgeben und der Anleger wird dann möglicherweise auf eine falsche Fährte gelockt.
Auf die Relevanz kommt es an
Kurzum: Es geht immer darum zu prüfen, wie relevant ist ein Insiderkauf wirklich, welche Motive stecken möglicherweise dahinter? Am allerliebsten ist mir jedoch , wenn ich ein Muster erkennen kann. Das zeichnet sich normalerweise immer dann ab, wenn jemand über einen gewissen Zeitraum Aktien „einsammelt“ – etwa wie derzeit bei der flatexDegiro AG – oder aber mehrere Organmitglieder sich mit Aktien des eigenen Unternehmens eindecken. Und auch hier ist aktuell wieder flatexDEGIRO „auffällig“.
So gesehen finde ich den Börsenbroker flatexDEGIRO AG als Kauf-Idee echt spannend.
Sich in das geheime Wissen der Bosse einzudenken kann sich also ganz schön lohnen. Gewusst wie ist halt die Frage.
Und zum Schmunzeln noch mein „Knallbonbon der Woche“
Die Bundesregierung plant doch tatsächlich eine Verbesserung Ihrer IT Kompetenzen. Schön, schön.
Und nicht nur das. Die neuen Standards sollen dann wegweisend für die ganze EU sein. Einfach großartig.
Das sieht man mal wieder, wie man einen hausgemachten Blödsinn so mal eben hinrotzen kann.
In der EU gibt es Staaten – etwa das Baltikum – die sind uns in Sachen IT um Lichtjahre voraus. Und das schon seit einigen Jahren. Also Lichtjahre plus X.
Auch gekonnt Sprüche zu klopfen will gelernt sein.
Liebe Abonnenten des Bilderbogen: Falls Sie auch eine Frage rund ums Geld haben, immer zu. Schreiben Sie an rombach@derboersebius.de
Ich freue mich.
Bleiben Sie mir gewogen, ich bin Ihnen ebenso verbunden.
Über Anregungen für Themenvorschläge freue ich mich sehr.
Stets, Ihr
Reinhold Rombach
„Börsebius“
Unser Gastkommentator Reinhold Rombach ist einer der bekanntesten Börsenexperten Deutschlands und lebt schon lange in Rodenkirchen. Er beschäftigt sich seit über 25 Jahren mit börsennotierten Gesellschaften, mit Aktien und Fonds, analysiert ihre Stärken und Schwächen. Seine Meinung über Geld&Börsen veröffentlichte er früher als Kolumnist in der Zeit (aber auch in der Wirtschaftswoche und der Süddeutschen Zeitung) und mehr als ein Vierteljahrhundert im Deutschen Ärzteblatt als „Börsebius“. Seine Fans nennen ihn aber auch den „Kostolany vom Rhein“ oder das „Kölsche Orakel“. Rombach´s spannende wöchentliche Kolumnen und eine Aktien-TopTen-Masterliste erscheinen im Web unter www.derboersebius.de