Rombachs Finanztipps:

Hedgefonds: Die Jungs, die das Gras wachsen hören und wie wir davon profitieren können 

Geht Butter, geht Käse. So spricht eine alte Börsenregel über boomende Börsen. Doch diese Zeit ist wohl endgültig vorbei. Zu unsicher sind die Zinssignale, zu verworren die globalen Konflikte, Konjunkturängste machen sich breit, vor allem in Deutschland. Trends, auf die man sich in der Vergangenheit verlassen konnte, sind längst passé.

In solchen Zeiten schaue ich immer wieder gerne danach, was Hedgefonds denn so ins Visier nehmen, welche Werte sie mögen und von welchen sie sich abwenden.

Dabei geben einem die smarten Jungs dort oft Denkanstöße, die der normale Betrachter des Börsengeschehens oft nicht oder noch nicht auf der Pfanne hat.

Aktien aus dem Bereich der KI, also der künstlichen Intelligenz, sind dafür ein Paradebeispiel. Während einem der nette Herr Bankberater in Volksbanken und Sparkassen (na klar, das gilt auch für die Deutsche Bank und so weiter) noch mit wichtiger Miene zu Aktien aus dem Bereich der Künstlichen Intelligenz rät, da könne man ja „kaum was falsch machen“, sind einige Hedgefonds hier ganz aktuell anderer Meinung.

Dort werden die Aktien von Vertiv (Rechenzentrumsausrüster), Nvidia (Chip) und AMD (Chip) verkauft. Das lässt durchaus aufhorchen.


Hedgefonds: Fluch oder Segen?

Hedgefonds sind sogenannte alternative Investmentfonds, die unabhängig von der Marktentwicklung in verschiedene Investmentformen investieren und dabei auf risikoreiche Anlagestrategien setzen. 

Der Fondsmanager spekuliert dabei je nach Lage auch auf fallende Kurse, geht also „short“. Treffen die Prognosen ein, lassen sich so hohe Renditen erzielen.  Vice versa sind auch „long“ Strategien möglich, also mit Hebel auf steigende Kurse zu setzen.

Hedgefonds sind kaum reguliert und dürfen auch Fremdkapital einsetzen. Leerverkäufe können aber auch zu Totalverlusten führen.


Hedgefonds unmoralisch?

Sind Hedgefonds unmoralisch? Kann sein, aber darum geht es mir nicht.  Für mich ist ausschließlich die Frage interessant, ob ich mit einem Blick in die Welt der Hedgefonds Manager meinen Lesern einen Mehrwert bieten kann. Ich bin überzeugt davon, dass das kluge Ausnutzen ihrer Aktivitäten eine prima Sache für den Anleger sein kann. Die smarten Jungs hören eben oft das Gras wachsen oder riechen vice versa nicht selten den faulen Braten.

Wenn sich Hedgefonds einer Aktie „annehmen“, also short gehen, kann dies ein klares Indiz sein, den Wert zu meiden. Oder ihn zu verkaufen. Ebenso spannend ist aber, wenn die Hedgefonds „long“ gehen, also glauben, dass ein Titel steigen wird. Hier ist es also nicht verkehrt, an einen Kauf dieser Aktie zu denken.

Ach ja, ich weiß, Sie warten schon lange auf einen Tipp, welche Werte denn nun im Einkaufswagen der Hedgefonds gelandet sind. Bitte schön, hier sind sie. Citigroup (Bank), API Group (Industrieausrüster) und Hess (Öl).

Ich liebe Hedgefonds. Sehr sogar. Sie geben uns Hinweise, die sie uns im Grunde nicht freiwillig geben. Sowas nennt man Kollateralnutzen. Das gefällt mir sehr. 

 

Und zum Schmunzeln (heute zum Nachdenken) noch mein „Knallbonbon der Woche“

Gegen den ehemaligen Immobilieninvestor René Benko ermittelt jetzt die Korruptionsstaatsanwaltschaft in Wien wegen Betruges „aufgrund mutmaßlichen Vortäuschens der Zahlungsfähigkeit bei der Verlängerung von Bankkrediten“.

Ja Wahnsinn. Derweil ermittelt niemand gegen Politiker aus der ersten Reihe in Deutschland und Österreich wegen mutmaßlichem Hofieren eines Schaumschlägers, siehe Elbtower, Hamburg, Wunderwuzzi.

 

Liebe Abonnenten des Bilderbogen:
Falls Sie auch eine Frage rund ums Geld haben, immer zu.
Schreiben Sie an rombach@derboersebius.de 

Ich freue mich.

Bleiben Sie mir gewogen, ich bin Ihnen ebenso verbunden.
Über Anregungen für Themenvorschläge freue ich mich sehr.

Stets, Ihr
Reinhold Rombach
„Börsebius“

Unser Gastkommentator Reinhold Rombach ist einer der bekanntesten Börsenexperten Deutschlands und lebt schon lange in Rodenkirchen. Er beschäftigt sich seit über 25 Jahren mit börsennotierten Gesellschaften, mit Aktien und Fonds, analysiert ihre Stärken und Schwächen. Seine Meinung über Geld&Börsen veröffentlichte er früher als Kolumnist in der Zeit (aber auch in der Wirtschaftswoche und der Süddeutschen Zeitung) und mehr als ein Vierteljahrhundert im Deutschen Ärzteblatt als „Börsebius“. Seine Fans nennen ihn aber auch den „Kostolany vom Rhein“ oder das „Kölsche Orakel“.  Rombach´s spannende wöchentliche Kolumnen und eine Aktien-TopTen-Masterliste erscheinen im Web unter www.derboersebius.de