Rombachs Finanztipps:

Rombachs Finanztipps: Goldene Zeiten für Stockpicker – wenn Sie alles richtig machen

Auch wenn in diesen Tagen der Sommer wieder üppige Sonnenstunden bereit hält, weiß doch jeder – oder ahnt es zumindest – daß bald herbstliche Zeiten auf uns warten. Ungemütlich, Regen, alles durcheinander halt.

Genauso sieht es derzeit auch an den Börsen aus, bei Lichte besehen, sogar eine Spur trostloser. In dieser Woche hat sich im Handelsblatt – zu allem Unglück – mit Klaus Kaldemorgen auch noch einer der bekanntesten Fondsmanager Deutschlands aus dem berühmten Fenster gehängt und dem DAX ein Rückschlagpotenzial von 10 Prozent bescheinigt, in Worten „zehn von hundert“.

Sagen wir mal so: Auch wenn der sehr prominente DWS Manager oft genug schon – erfolglos – Weltuntergangsstimmung verbreitete, die Börsen sich aber anschließend einfach nicht daran hielten, ist doch seine Argumentation schlüssig: maue Konjunkturaussichten vor allem in Europa und Chinas Ausfall als Konjunkturtreiber (wirklich?) sowie eine Inflationsrate, die ums Verrecken nicht sinken will, das ist durchaus eine Gemengelage für unruhige Börsenzeiten.

Auf Perlensuche

Wir befinden uns also derzeit in einer börsenpolitischen Wetterlage, in der es vor allem darauf ankommt, nicht mehr  auf bestimmte Branchen oder gar auf einen steigenden Index zu setzen, der zündende Funke heißt vielmehr „Stockpicking“.

Was macht ein genialer Stockpicker? Ganz einfach (theoretisch), ist der geniale Stockpicker ein Mensch, der heute eine Aktie kauft, die in der näheren Zukunft eine Riesenperformance hinlegt. Damit das gelingt, muss die Aktie vor allen Dingen von den anderen noch nicht in großem Umfange gekauft worden sein und zum anderen eine Entwicklung vor sich haben, die so nicht vorhersehbar war, aber wenn man genau hingeschaut hat, es hätte doch ahnen können.

Sie sehen aber auch direkt, daß es auf das Börsenkleingedruckte ankommt oder genauer, daß damit viel Recherche-Arbeit verbunden ist und noch viel mehr das berühmte Bauchgefühl, ohne das ein erfolgreicher Stockpicker eine arme Sau ist. Dazu gehört noch die Charakterstärke, auch mal gegen den Strom schwimmen zu können oder zu wollen.

Die Favoriten von heute sind die Verlierer von morgen

Was will ich damit sagen? Der Aktienperlensucher meidet vor allem Aktien, die heute noch in aller Munde sind.  Vorsicht ist immer dann geboten, wenn die gesamte Analystenmeute einen Titel zum Kauf empfiehlt. Schon der gesunde Menschenverstand sagt einem, wer soll dann diese Werte noch kaufen? 

Daraus folgt, daß ich im Moment einen großen Bogen um KI-Aktien mache, vor allem Microsoft und Nvidia und erst recht um Rüstungsaktien, bei denen der Boom auch schon abklingt. Das gilt aber auch für Aktien, die dem Abnehm-Wahn verfallen sind (Ozempic), konkret meine ich hier die Aktie von Novo Nordisk. 

China, Lauterbach und die gute alte RWE

Börsebius wäre nicht Börsebius wenn er nicht die drängende Frage seiner Leser nach seinen persönlichen Fundstücken verriete. Und bitte schön, hier ist schon mal eine kleine Auswahl. 

Mir gefällt der chinesische Autobauer BYD, der gerade mit Macht auf den europäischen Markt strebt, sehr. Ebenso juble ich über die Pläne des Gesundheitsministers, das E-Rezept hoffähiger zu machen, vor allem durch die geplante Opt-Out Regelung. Von dem zu erwartenden boomartigen Anstieg der E-Rezepte dürfte vor allem die Aktie der Shop Apotheke profitieren. 

Und zu guter Letzt habe ich mir RWE angeschaut. Finde ich total kaufenswert. Richtige Branche. Tolle Bilanzkennzahlen. Fette Dividende. Ab ins Depot.

Fazit: Der Weg zum genialen Stockpicker ist mit vielen Hürden gepflastert. Neben analytischem Gespür und jeder Menge Hirnschmalz ist auch noch das glückliche Händchen gefordert. 

Alles ist möglich, aber sicher ist gar nichts. Spaß macht es dennoch. 

 

Und zum Schmunzeln noch mein „Knallbonbon der Woche“ 

Deutschland, Deutschland, über alles. 

Nachdem die Deutschen bei den jüngsten Leichtathletik Weltmeisterschaft null Medaillen abgeräumt haben, greift Nancy Faeser voll an: Deutschland solle doch endlich mal wieder Olympia ausrichten.

Der Welt zeigen, wer wird sind und was wir zu leisten im Stande sind.

Liebe Bundesministerin des Innern und des Sports: Ein hehres Ziel, gewiss.

Doch wie verträgt sich das mit den aktuellen Budgetkürzungen der Medaillenschmieden IAT und FES um fast 20 Prozent? Diese sportwissenschaftlichen Institute waren mit bisher 21,215 Millionen pro Jahr eh schon nicht üppig ausgestattet. 

Wenn dann bei der nächsten in Deutschland ausgerichteten Olympiade es von zehnten Plätzen nur so wimmelt und bei Goldmedaillen nix mehr klingelt. Nancy, du hättest es verhindern können. 

Nur Olympia wollen reicht nicht. Poor Nancy.

 

Liebe Abonnenten des Bilderbogen: Falls Sie auch eine Frage rund ums Geld haben, immer zu. Schreiben Sie an rombach@derboersebius.de 

Ich freue mich.

Bleiben Sie mir gewogen, ich bin Ihnen ebenso verbunden. 
Über Anregungen für Themenvorschläge freue ich mich sehr.

Stets, Ihr

Reinhold Rombach
„Börsebius“

Unser Gastkommentator Reinhold Rombach ist einer der bekanntesten Börsenexperten Deutschlands und lebt schon lange in Rodenkirchen. Er beschäftigt sich seit über 25 Jahren mit börsennotierten Gesellschaften, mit Aktien und Fonds, analysiert ihre Stärken und Schwächen. Seine Meinung über Geld&Börsen veröffentlichte er früher als Kolumnist in der Zeit (aber auch in der Wirtschaftswoche und der Süddeutschen Zeitung) und mehr als ein Vierteljahrhundert im Deutschen Ärzteblatt als „Börsebius“. Seine Fans nennen ihn aber auch den „Kostolany vom Rhein“ oder das „Kölsche Orakel“.  Rombach´s spannende wöchentliche Kolumnen und eine Aktien-TopTen-Masterliste erscheinen im Web unter www.derboersebius.de