Rombachs Finanztipps:
Freedom 24: Festgeldkönig oder Scharlatan?
Ach, wie gut, dass ich zu meinen Börsebius Fans einen guten Draht habe. Aber andersherum ist der Schuh eher richtig: ich werde oft von meiner Leserschaft mit tagesaktuellen Neuigkeiten aus der Szene versorgt und kann daher schnell neue Trends im Bereich der Geldanlage erkennen, analysieren, kommentieren und vice versa publik machen.
In den letzten Tagen wurde ich immer häufiger auf den Umstand angesprochen, dass es bei Festgeldvergleichen einen neuen Zinsmonarchen gibt, der dermaßen üppig mit Zinsen um sich wirft, dass es einem fast angst und bange wird, möglicherweise etwas zu verpassen.
Freedom 24: Topstar bei Festgeldvergleichen
Und in der Tat. Mit der Freedom 24 bietet ein sogenannter Neobroker tatsächlich fantastische Renditen, bei denen die Konkurrenten meilenweit darunter liegen. Freedom 24 stürmt die Festgeldvergleiche in einer Aufsehen erregenden Art und Weise, teilweise liegen die Offerten von Freedom 24 doppelt so hoch wie beim Rest der Branche.
Beispiel: Für Festgeldbeträge auf Sicht von zwölf Monaten werden 5,57 Prozent angeboten, bei mehr als 100.000 Euro kommt nochmal ein „Zinsbonus“ on top drauf, das macht dann 6,13 Prozent Zinsen im Jahr. Ein Wahnsinn.
Der Rest der Branche zahlt, wenn es gut läuft, höchstens drei bis vier Prozent und das sind schon die Spitzenangebote.
Die Frage ist also recht schnell gestellt: Wo ist bei der Freedom 24 der Hund begraben, wo ist was faul?
Keine vernünftige Einlagensicherung, fragwürdige Herkunft
Zunächst einmal ist festzustellen, dass Freedom 24 seinen Sitz auf Zypern hat, was manche Anleger schon mal aufhorchen lässt. Zur weiteren Beruhigung der Anleger trägt aber sicherlich nicht die Tatsache bei, dass sich die eigentliche Schaltzentrale von Freedom 24 in Almaty befindet. Almaty? Richtig, das liegt in Kasachstan.
Geschützt sind Einlagen in Zypern allerdings nur bis zu einem Betrag von 20.000 Euro, zumal es sich nicht um eine Bankeinlage handelt, sondern um eine Brokereinlage.
Bei Abwicklungsproblemen dürfte es für den Anleger sehr schwer werden, an sein Geld zu kommen und ganz sicher nicht in der ausgereichten Höhe. Bleibt immer noch die Frage, woher jemand, der so viel Zinsen bietet, das Geld bekommt und was er dafür zahlen muss.
Fazit: Ich bin schon so lange in Geschäft, um nicht zu riechen, dass an manchen Offerten etwas faul ist, etwas faul sein muss. Ich erinnere mich nur zu gut an die isländische Bank Kaupthing,an die portugiesische Banco Espirito Santo, an die bulgarische Fibank und am Ende an die legendäre Greensill Bank.
Die haben allesamt Renditen geboten, die oberhalb jeglicher Vernunft lagen, eher in Richtung Größenwahn und Rosstäuscherei. Bei allen habe ich lange vor deren Platzen die systemischen Gefahren beschrieben und auch gewarnt. Ob es immer etwas genützt hat, wage ich zu bezweifeln.
Oft genug bin ich nach dem Fall der Fälle von Geschädigten angesprochen worden, ach, hätten sie doch bloß früher auf mich gehört. Wenn Sie denn wenigstens jetzt bei der aktuellen Freedom 24 aufmerksam lesen, was Sache ist, und sich leiten ließen, wäre es mir eine Freude gewesen. Und eine Genugtuung sowieso.
Und zum Schmunzeln (heute zum Nachdenken) noch mein „Knallbonbon der Woche“
Der Papst hat jüngst Comedians aus aller Welt eingeladen. Sie würden der Menschheit mit ihrer Kunst in schwierigen Zeiten helfen. Ist wohl wahr, aber…
Das kann man diplomatisch verbrämt auch als Umstand auffassen, dass er in der Kurie nichts mehr zu lachen hat.
Vielleicht könnten die Ampelparteien der guten Idee folgen. Bei denen ist der Spaßfaktor im Moment auch dünne. Ziemlich sogar.
Liebe Abonnenten des Bilderbogen:
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Stets, Ihr
Reinhold Rombach
„Börsebius“