Rombachs Finanztipps:

Eutelsat, was nun? 

Den Mutigen gehört bekanntlich die Welt. In der Börsebius TopTen-Masterliste habe ich vor kurzem Deutz rausgeworfen und dafür Eutelsat reingenommen. Der Grund für die Herausnahme von Deutz war, dass die ursprüngliche Idee, Deutz könnte TKMS (Thyssen Krupp Marine Systems) kaufen, von der Realität überholt wurde, also genauer, nicht zustande kam. Insoweit war das schon mal eine sachgerechte Entscheidung. Wenn die Ursprungsidee nicht mehr zieht, muss man auch konsequent sein in seiner Anlagestrategie.

Stattdessen habe ich den Satellitenbetreiber Eutelsat in meine Favoritenliste gewählt, als der Kurs noch 4,90 Euro war. Oder schon 4,90 Euro, ganz wie Sie wollen. Der prinzipiellen Kaufentscheidung lag die Überlegung zugrunde, dass Eutelsat eine gute Alternative zum Starlink System von Elon Musk sein könnte.

Zwar hat sich die Aktie von Eutelsat in den letzten Tagen nicht mehr so wild nach oben bewegt, sie liegt aber immer noch über meinem Einstiegsniveau. Gleichzeitig habe ich aber auch viele Anrufe und Mails zu diesem Wert bekommen, etwa, „ich habe den Einstieg verpasst, soll ich nachkaufen?“ oder „die Aktie ist schon sehr gut gelaufen, sind Sie nicht zu spät dran?“.

Gute Fragen durchaus. Höchste Zeit also, etwas tiefer in die Thematik von Eutelsat einzusteigen und vor allem die Frage zu klären, ob Eutelsat überhaupt in der Lage ist, Starlink in der Ukraine zu ersetzen, sollte Elon Musk dort den „Off“ Schalter drücken.

Was also genau macht die Eutelsat Empfehlung eigentlich so spannend? Es geht klar um folgende Frage: Sollte Elon Musk in der Ukraine „sein“ Satellitensystem Starlink abschalten, böte sich als Alternative nur Eutelsat an.

Aus diesem schlichten Einmaleins speist sich zunächst auch die Fantasie der Börsianer, was die jüngste Hausse in Eutelsat Aktien anlangt und schon zu einigen Hundert Prozent Kursgewinn geführt hat, wenn man früh genug eingestiegen ist.

Allerdings muss man sich schon klarmachen, dass Eutelsat auf gar keinen Fall in der Lage ist, technisch mit Starlink mitzuhalten und schon gar nicht 1:1 Leistungen in der Ukraine anzubieten. Eutelsat verfügt nur über 650 Satelliten, während Starlink das 11-fache Equipment aufs Tapet bringt. Außerdem sind die ehemaligen One-Web-Satelliten (jetzt Eutelsat) veraltet.

An der Börse wird allerdings die Zukunft „bezahlt“. Und selten war ein Satz so richtig wie bei Eutelsat.  Wenn ich das richtig sehe, plant Eutelsat eine Kooperation mit dem Satellitenbetreiber SES. SES betreibt Satelliten in einer mittleren Erdumlaufbahn (MEO), während Starlink etwa auf einem niedrigeren Orbit (LEO) betrieben wird. Der Vorteil bei MEO: man kann mit weniger Satelliten mehr Erdoberfläche abdecken.

Ab 2027 kommt überdies die neue europäische Satellitenkonstellation Iris2 ins Spiel, an der auch Eutelsat beteiligt ist. Damit wird Europa dann auch von den USA unabhängiger, wenn auch mit jahrelanger Verspätung, doch hoffentlich nicht zu spät.

Alles gute Gründe, an Eutelsat festzuhalten. So sei es denn auch.

Und zum Schmunzeln (oder zum Nachdenken) noch mein „Knallbonbon der Woche“

„Due to limited supply please: Limit 3 Eggs“. Dieses Schild steht derzeit in vielen US-Supermärkten.  Eier sind knapp, knapp, knapp und irre teuer und Schuld daran, so Donald Trump, ist sein Vorgänger, Joe Biden.

Stimmt nicht, sondern es ist in Wirklichkeit die in den Staaten grassierende Vogelgrippe.

Die Not ist so schlimm, dass aktuell die USA in aller Welt Eier nachfragen und die Lieferbitten haben mittlerweile auch Deutschland erreicht.

Tipp: Mehr Eier liefern als gewünscht. Dann sind noch ein paar übrig, um einen gewissen Herrn damit zu bewerfen. Dann trifft es wenigstens einen schrägen Vogel.

Liebe Abonnenten des Bilderbogen:
Falls Sie auch eine Frage rund ums Geld haben, immer zu. Schreiben Sie an rombach@derboersebius.de

Ich freue mich.

Bleiben Sie mir gewogen, ich bin Ihnen ebenso verbunden.
Über Anregungen für Themenvorschläge freue ich mich sehr.

Stets, Ihr
Reinhold Rombach
„Börsebius“

Unser Gastkommentator Reinhold Rombach ist einer der bekanntesten Börsenexperten Deutschlands und lebt schon lange in Rodenkirchen. Er beschäftigt sich seit über 25 Jahren mit börsennotierten Gesellschaften, mit Aktien und Fonds, analysiert ihre Stärken und Schwächen. Seine Meinung über Geld&Börsen veröffentlichte er früher als Kolumnist in der Zeit (aber auch in der Wirtschaftswoche und der Süddeutschen Zeitung) und mehr als ein Vierteljahrhundert im Deutschen Ärzteblatt als „Börsebius“. Seine Fans nennen ihn aber auch den „Kostolany vom Rhein“ oder das „Kölsche Orakel“.  Rombach´s spannende wöchentliche Kolumnen und eine Aktien-TopTen-Masterliste erscheinen im Web unter www.derboersebius.de