Rombachs Finanztipps
Die Börsebius Mitmachkolumne (I): Wo in der Zeitenwende der Finanzmärkte überall der Schuh drückt
Eingedenk des Wissens, daß eine Kolumne immer nur spannend und aktuell ist, wenn der Kontakt zum Leser nicht verloren geht, habe ich vor gut drei Jahren das neue Format „Spreu & Weizen: Die Börsebius Mitmachkolumne“ ins Leben gerufen. Meine treuen Börsebius Fans schreiben mir ja relativ viel und ich bekomme ja auch einigermaßen oft Anrufe zu diesem oder jenem Thema. Wo halt den Leuten in Gelddingen der Schuh drückt.
Warum fallen Wasserstoff-Aktien derzeit?
Hierzu erreichte mich dieser Tage eine Frage einer Börsebius-Leserin.
„Lieber Herr Rombach,
bedauerlicherweise haben die Wasserstoff Aktien kürzlich sehr deutlich an Wert eingebüßt.
Im Internet ist hierzu folgende Begründung zu lesen:
Steigende Zinsen verteuern Kredite und damit wird das Investitionsumfeld für Wasserstoff-Unternehmen rauer.
Wie ist bitte Ihre Meinung hierzu?
Lohnt es sich abzuwarten bis die Kurse hoffentlich irgendwann steigen oder nun mit herben Verlusten verkaufen?
Ich freue mich sehr auf Ihre Meinung!
Mit lieben Grüßen
C.“
Ja, ja, das Internet. Die obige Begründung ist eine von der Sorte „Nachts ist es kälter als draußen“. Das sagt alles und nichts. Natürlich verteuern steigende Zinsen Kredite und natürlich wird dadurch das Investitionsumfeld rauer. Das gilt aber nicht expressis verbis für Wasserstoff-Aktien, sondern generell. Hieraus eine spezielle Begründung abzuleiten ist Unfug. Im Gegenteil.
Einerseits ist es so, daß – natürlich – auch Hydrogen Aktien unter dem derzeit schlechten Börsenumfeld leiden. Auf der anderen Seite würde ich diese Branche auch weiterhin als Megatrend Titel bezeichnen, die auch weiterhin gute Kurschancen haben und auch ein großes Erholungspotenzial aufweisen. Klare Ansage: Nicht verkaufen (kommt natürlich auf den Wert an). Zweite Ansage: Deswegen auf die Börsebius Wasserstoff-Ampel achten.
Hier der Link: Insidertelegramm – (derboersebius.de)
Sinnlose Stopp-Loss-Orders
Zwei Zuschriften würde ich Ihnen gerne zu dem Thema ans Herz legen.
„Sehr geehrter Herr Rombach,
ich schätze Ihre Kolumnen sehr und möcht Ihnen heute erstmals antworten.
Ihre Ansicht zu Stopp-Loss-Orders teile ich weitestgehend.
Ausgenommen einen Aspekt:
Mal angenommen, ich habe eine Aktie schon länger im Visier, die ich gerne kaufen würde.
Nun sinken die Märkte allgemein, sei es wegen drohendem Zinsanstieg, wegen Krieg oder wegen Rezessionsgefahr, wie auch immer.
Je mehr Besitzer der anvisierten Aktie eine Stopp-Loss-Order haben, desto schneller und erdrutschartiger wird der Kursverlust in einem sinkenden Marktumfeld werden und dem interessierten Käufer einen guten Einstiegskurs bescheren.
Ich selbst habe noch nie eine Stopp-Loss-Order gesetzt. Zu groß ist die Gefahr, dass der dort angesetzte Betrag im Rahmen einer Zufallsschwankung, die es an den Märkten zu Hauf gibt, gerissen wird. So, wie Sie es ja beschrieben haben.
Fazit: Stopp-Loss-Orders sind toll, vorausgesetzt man selbst hat keine.
Mit freundlichen Grüßen.
T.“
„Sehr geehrter Herr Rombach,
die Nutzlosigkeit von Stopp-Loss-Orders ist mir seit langem klar. Aber wie steht es mit dem Setzen eines Limits?
Dies gebe ich meist ein, erlebe dann aber auch, daß, da der Kurs wenig später sackte, ich zu einem unnötig höheren Preis, nämlich dem von mir gesetzten, die Aktie verkauft bekam. Eigentlich hätte ich erwartet, daß dann auch der günstigere Preis gilt. Aber vielleicht erfolgte der Kauf dann ja auch in genau dem Übergangszeitpunkt der Kostenangabe.
Ist eine Limitangabe sinnvoll?
Mit freundlichen Grüßen
T“
Also. Das Setzen eines Limits ist immer sinnvoll. Ach was sage ich, es ist fast lebenswichtig. Dabei kommt es nicht darauf an, alle Möglichkeiten zu kennen oder anwenden zu wollen, es gibt da auch viel Schnickschnack, wie etwa „kill or fill“ oder sowas. Ich bin ein großer Freund von einer klaren Ultimo-Order, also etwa „Verkauf 2,15 Euro gültig bis 31.Mai 2022“.
Aber Achtung! Niemals eine „Bestens“ (wenn ich etwas verkaufen will) oder „Billigst“ Order (wenn ich etwas kaufen will) setzen.
Das Wort „Bestens“ bei einer Verkaufsorder suggeriert ja, ich bekäme einen besonders tollen Ausführungskurs. Das ist mitnichten der Fall, sondern ich bekomme genau das Gegenteil, nämlich den schlechtesten Kurs. Vice Versa gilt das spiegelbildlich bei einer „Billigst“ Kauforder. Hier kaufe ich also besonders teuer ein.
Vor allem bei marktengen Titeln kann es sein, daß der Anleger am Ende der Limitausführung mit hängenden Backen oder tränenden Augen seine Wertpapierabrechnung studieren muss.
Diese Erfahrung muss man nicht unbedingt machen. Wirklich nicht.
Fazit: Aus dem Feedback und den Fragen letzten Tage wurde also diese aktuelle Mitmachkolumne. Ich darf mich bei den vielen Mitakteuren für die spannenden Fragen sehr bedanken. Börsebius ist immer nur so gut wie die von den Leserinnen und Lesern gesetzten und gewünschten Inhalte und Themen.
Nächste Woche gibt es sogar eine Fortsetzung der Börsebius Leser Mitmachkolumne.
Und zum Schmunzeln noch mein „Knallbonbon der Woche“
Markante Sprachbilder allerorten. Sie erklären, sie pointieren, sie sorgen für den mentalen Aha-Effekt. Unvergessen die „Bazooka“, die ein ehemaliger Finanzminister während der Coronakrise rausholte.
„Ohne Krawatte sind wir genauso streng wie mit Krawatte“, sagte der neue Bafin-Präsident Mark Branson auf der jüngsten Fintech-Konferenz des Hauses.
Der eher als harte Hund bekannte Bankenaufseher wollte damit sagen, daß die Aufsichtspraxis unter seiner Führung flexibler und vorausschauender sein werde und auf digitaler Augenhöhe statt fände.
Bildhaft treffender wäre vielleicht gewesen: Wir krempeln einfach mal die Ärmel hoch.
Liebe Abonnenten des Bilderbogen: Falls Sie auch eine Frage rund ums Geld haben, immer zu. Schreiben Sie an rombach@derboersebius.de
Ich freue mich.
Bleiben Sie mir gewogen, ich bin Ihnen ebenso verbunden. Über Anregungen für Themenvorschläge freue ich mich sehr.
Stets, Ihr
Reinhold Rombach
„Börsebius“
Unser Gastkommentator Reinhold Rombach ist einer der bekanntesten Börsenexperten Deutschlands und lebt schon lange in Rodenkirchen. Er beschäftigt sich seit über 25 Jahren mit börsennotierten Gesellschaften, mit Aktien und Fonds, analysiert ihre Stärken und Schwächen. Seine Meinung über Geld&Börsen veröffentlichte er früher als Kolumnist in der Zeit (aber auch in der Wirtschaftswoche und der Süddeutschen Zeitung) und mehr als ein Vierteljahrhundert im Deutschen Ärzteblatt als „Börsebius“. Seine Fans nennen ihn aber auch den „Kostolany vom Rhein“ oder das „Kölsche Orakel“. Rombach´s spannende wöchentliche Kolumnen und eine Aktien-TopTen-Masterliste erscheinen im Web unter www.derboersebius.de