Rombachs Finanztipps:

Der Weg zum genialen Stockpicker

 

Liebe Börsebius Fans, da bin ich wieder. Die kolumnenlose Osterzeit ist vorbei und nun warten Sie bestimmt auf eine fetzige Idee von mir. Nachdem ich die halbe Nacht nicht geschlafen habe, war mir das heutige Thema klar: Wie werde ich zum genialen Stockpicker und wie schaffe ich es möglichst vor den anderen große Beute zu machen?

Theoretisch ist der Fall klar. Der geniale Stockpicker ist ein Mensch, der heute eine Aktie kauft, die in der näheren Zukunft eine Riesenperformance hinlegt. Damit das gelingt, muss die Aktie vor allen Dingen von den anderen noch nicht in großem Umfange gekauft worden sein und erst recht eine Entwicklung vor sich haben, die so nicht vorhersehbar war, aber wenn man genau hingeschaut hat, es hätte doch ahnen können.

Wie das?

Für das Erahnen der Zukunft hilft ein Blick in die Vergangenheit durchaus, denn es gibt dort genügend Anschauungsmaterial, wie´s geht. Wer direkt zu Beginn der Coronakrise BioNTech Aktien kaufte, wer sich Amazon ins Depot legte, als die ersten Onlineshops eingerichtet wurden, wer jüngst Rüstungsaktien erwarb, der konnte Riesengewinne einstreichen.  Bei letzterem: Schwieriges Thema, ich weiß, wollte es aber nicht unerwähnt lassen.

Sie merken also, es geht durchaus und Voraussetzung für solche fabulösen Gewinne ist immer, daß Sie einen Megatrend erspüren und das halt möglichst vor der großen Meute. Ich selbst kann mich noch gut erinnern, daß ich die Aktie der Deutschen Post – ich glaube, daß war noch vor der großen Finanzkrise 2008 – zum Kauf empfohlen habe. Da kostete die Deutsche Post noch acht Euro. Meine Idee damals, der voraussichtlich steigende Onlinehandelt müsste eigentlich die Aktie beflügeln. Und so geschah es.

Jahre später, als die Aktie deutlich über 30 Euro lag, las ich eine Empfehlung der Deutschen Bank, man möge doch bitte dringend die Deutsche Post Aktie kaufen. Begründung: Der steigende Onlinehandel.  Wir lernen daraus unmittelbar, Timing ist alles und ohne Timing ist alles nichts.

Aktuelle Megatrends?

Mir ist schon klar, daß sich der Ratsuchende jetzt fragt, was denn die aktuellen Megatrends sind oder genauer, er will das ja jetzt von mir wissen.

Gar keine Frage, daß alles was mit Wasserstoff-Technologie zu tun hat, als Megatrend zu verorten ist. Ebenso Erneuerbare Energien, was so neu jetzt auch nicht ist. Ganz sicher gehört hierzu auch die künstliche Intelligenz, was mich dazu bringt, darüber nachzudenken, Microsoft in die aktuelle Börsebius TopTen Masterliste aufzunehmen.

Ganz sicher „gelaufen“ ist allerdings das Thema Rüstungsaktien, Coronagewinner sind auch out, ebenso alles, was mit Wohnen und Bauen zu tun hat. Diese Züge sind längst Richtung Abstellgleis.

Megatrends „im Kleinen“

Auch wenn es ein Widerspruch in sich ist. Es gibt auch Megatrends im Kleinen oder mit anderen Worten, nur in bestimmten Märkten. Tolles und typisches Beispiel dafür ist für den deutschen Markt die Einführung des E-Rezepts, auch wenn es da noch mächtig hakt. Aber sicher ist, das elektronische Rezept kommt und wird – natürlich – das Geschäft für Online Apotheken beflügeln. Und hier zählt für mich in erster Linie die Aktie der Shop Apotheke zu den möglichen Gewinnern.

Allerdings ist die Idee mit der Shop Apotheke so neu nicht. Die Aktie hat schon Kurse von 150 Euro gesehen und liegt mit rund 90 Euro wiederum auf einem Niveau, das zum Einstieg den Anleger geradezu anschreit. Doch Vorsicht, es gibt durchaus auch Analysten, die vor überhöhten Erwartungen bei der Shop Apotheke warnen. Wer also hat recht?

Sie merken schon: Der Weg zum genialen Stockpicker ist mit vielen Hürden gepflastert. Neben analytischem Gespür und jeder Menge Hirnschmalz ist auch noch das glückliche Händchen gefordert. Alles ist möglich, aber sicher ist gar nichts. Spaß macht es dennoch.

 

Und zum Schmunzeln noch mein „Knallbonbon der Woche“

Wie gut, daß wir ein anständiges Bundesarbeitsgericht haben.  Die Herren daselbst beschieden jüngst, dass das Arbeitszeiterfassungsgesetz  mehr oder weniger für alle anzuwenden ist.
Das bringt mich auf die schamlose Idee, mich zu fragen, wann ich meine Stechuhr zu aktivieren habe: Wenn ich die Idee zu einer Kolumne ventiliere oder erst wenn ich anfange zu schreiben? Schwierig, schwierig.

Bei dieser schwierigen Gewissenentscheidung hilft mir die Vermutung, daß das Gesetz vermutlich auch nicht für den lieben Gott gilt, weil, der ist ja kein deutscher Arbeitnehmer.

Und wenn wir schon dran sind beim Thema „Stechuhr für alle“: Ich finde es schroff, daß dieses Gesetz nicht für Richter gilt. Echt jetzt, ausdrücklich nicht. Man könne nicht nachrechnen, wann die anfangen zu denken und wann nicht.

So viel zweierlei Maß, finde ich, gehört sich nicht.

 

Liebe Abonnenten des Bilderbogen: Falls Sie auch eine Frage rund ums Geld haben, immer zu. Schreiben Sie an rombach@derboersebius.de

Ich freue mich.

 

Bleiben Sie mir gewogen, ich bin Ihnen ebenso verbunden.

Über Anregungen für Themenvorschläge freue ich mich sehr.

 

Stets, Ihr

Reinhold Rombach

„Börsebius“

Unser Gastkommentator Reinhold Rombach ist einer der bekanntesten Börsenexperten Deutschlands und lebt schon lange in Rodenkirchen. Er beschäftigt sich seit über 25 Jahren mit börsennotierten Gesellschaften, mit Aktien und Fonds, analysiert ihre Stärken und Schwächen. Seine Meinung über Geld&Börsen veröffentlichte er früher als Kolumnist in der Zeit (aber auch in der Wirtschaftswoche und der Süddeutschen Zeitung) und mehr als ein Vierteljahrhundert im Deutschen Ärzteblatt als „Börsebius“. Seine Fans nennen ihn aber auch den „Kostolany vom Rhein“ oder das „Kölsche Orakel“.  Rombach´s spannende wöchentliche Kolumnen und eine Aktien-TopTen-Masterliste erscheinen im Web unter www.derboersebius.de