Rombachs Finanztipps:

Das Geld ist nicht weg, wir finden es nur gerade nicht…

Oder was ist da los bei Weltsparen?

Angst und Schrecken verbreitete das Fintech Raisin bei etablierten Banken hierzulande und tut es wohl immer noch. Quasi als sehr ernstzunehmende Konkurrenz aus dem Nichts entstanden, bietet Raisin Tages- und Festgeldangebote von Banken aus aller Herren Ländern an und das mit ziemlichem Erfolg. Genauer gesagt, tritt Raising lediglich als Vermittler der entsprechenden Offerten auf. Allerdings ist Raisin beim Normalanleger besser bekannt unter der Marke „Weltsparen“.

In jüngster Zeit brummt das Geschäft bei Raisin wie bei Schmitz` Katze: die steigenden Zinsen führen naturgemäß auch zu höheren Sätzen bei Tages- und Festgeldern und wo sich – leider – die Sparkassen und Volksbanken hierzulande noch die Taschen zuschnüren, deutsche Privatbanken kaum besser, bieten vor allem ausländische Banken den Sparern offenbar dermaßen attraktive Konditionen, daß das Geschäft so geschmiert läuft wie lange nicht.

Gerüchte um Weltsparen?

Doch seit geraumer Zeit pfeifen es die Spatzen von den Dächern, daß es bei Weltsparen ziemliche Ungereimtheiten gäbe und einiges in Argen läge. Die Gerüchteküche brodele so richtig schön vor sich hin.

Google weiß nichts

Um diesen Ondits auf die Spur zu kommen, habe ich schön brav „gegoogelt“, ob es denn bei Raisin/Weltsparen irgendwas zu bekritteln gäbe. Doch bei Google gibt es außer bezahlter Schönwetterwerbung nichts zu bemängeln und schon gar nichts von aktuellen Problemen zu lesen, schöne Grüße übrigens von der viel gepriesenen künstlichen Intelligenz an dieser Stelle, die einem ja bekanntlich mit Rat und Tat zur Seite stünde. Zumindest bei Google bleibt man da aber eher dumm. Oder wird systematisch verdummt.

Krisengewitter bei Trustpilot

Na, gut, dann schaue ich mal eben beim Bewertungsportal Trustpilot nach „Weltsparen“ und nach Klagen möglicher Kunden. Und werde hier fündig wie nie: Es wimmelt hier von ziemlich aufgeregten Einträgen über Verzögerungen bei Auszahlungen und einem offenbar miesen Kundenservice.

Wo ist Mein Geld-Festgeld am 14.02.2023 zu Ende.

 Festgeld am 14.02.2023 zu Ende.
14 Tage dannach Auszahlung ist immer noch nicht da.
Ich habe nicht verlängert ,nicht neu angelegt und nicht invesiert.
Heute ist 28.02.2023 und man schreibt mir etwas von technischen Fehler.!!!!!!!!!!
Wo ist mein Geld ?????

Datum der Erfahrung: 28. Februar 2023

Quelle: Trustpilot

 Ausgesperrt und keine Hilfe

 Ich bin seit 2 Monaten aus meinem Konto ausgesperrt. Die Telefonhotline ist nie zu erreichen, die Antworten per email sind Standard Emails die das Problem nicht lösen.
Wahrscheinlich sind die total überlastet mit dem Wachstum durch neue Kunden. Ich muss leider das Konto kündigen um an mein Geld zu kommen.

 Datum der Erfahrung: 19. Februar 2023

 Quelle: Trustpilot

 Kein Zugriff auf mein Geld

 Mein Geld, das ich bei einer schwedischen Bank angelegt hatte, ist seit 2 Wochen auf meinem Konto.
Seitdem ist es nicht möglich, eine Auszahlung auf mein Referenzkonto vorzunehmen, d.h. ich komme nicht an mein Geld. Der Kundenservice ist katastrophal. Bisher gab es zwei Telefongespräche mit einer völlig inkompetenten Mitarbeiterin.

Auf E-Mails wird nicht geantwortet. Auf meine schriftliche Beschwerde per Einschreiben ist bisher auch keine Reaktion erfolgt. Zum Ende des Monats sehe ich keine andere Möglichkeit mehr, als die Angelegenheit einem Anwalt zu übergeben. Ich kann diese Bank niemandem empfehlen.

Meine Kundennummer bei Ihnen ist: (Anmerkung: habe ich gelöscht, Börsebius)

Datum der Erfahrung: 23. Februar 2023

Quelle: Trustpilot

 Das sind natürlich nicht alle Einträge, es gibt selbstverständlich auch positive, aber auch noch schlimmere als die hier veröffentlichten, es ging mir nur darum, einen Querschnitt der harschesten Kritiken zu zeigen.

Kurzum: Es ist anscheinend einiges im Argen bei Weltsparen.   Beschwerden über wochenlange Auszahlungsverzögerungen, falsche Kontostandsanzeigen und telefonische  Erreichbarkeitsprobleme treffen offenbar zu. Wenigstens in Teilen.

Raisin räumt Probleme auch durchaus ein und gelobt Besserung. Die Firma investiere weiter in den Kundenservice und verstärke ihre Kapazitäten, um auch „bei stark wachsendem Geschäft ein nach wie vor gutes Serviceerlebnis zu bieten.“

Was sagt die Bankenaufsicht?

Auch bei der BaFin ist das Thema mittlerweile virulent. Allerdings spricht die Bankenaufsicht für das vergangene Jahr von einer niedrigen zweistellen Zahl von Beschwerden, die sie über die Plattformen von Raisin erhalten habe.

Und in diesem Jahr sei die Zahl der Beschwerden „leicht“ gestiegen“ ist von der BaFin zu hören und man ginge den Beschwerden über die Erreichbarkeit des Instituts sowie den Verzögerungen bei den Kundenauszahlungen bzw. der Abwicklung von Konten nach.

Also: Startups wie Raisin/Weltsparen wachsen sehr schnell, da sind solche Entwicklungen und Mängel quasi vorprogrammiert. Wenn die Einschätzung der BaFin allerdings stimmt, dann ist die Situation bei Weltsparen nicht so dramatisch, es gibt in der Branche durchaus schlimmere Finger, die die BaFin intensiver „beobachtet“ wie etwa den Broker Flatexdegiro. Ob die BaFin allerding bei Weltsparen auf dem neuesten Stand der Entwicklung ist und das Rumoren bei Trustpilot übertrieben sein könnte, weiß ich natürlich auch nicht.  Bedenklich ist es aber schon.

Besonders bitter: Kunden von Raisin/Weltsparen, die sich über Trustpilot beschweren, wird anscheinend ihr Kontozugang gesperrt. Zumindest für einige Stunden oder Tage. Auch darüber berichten etliche User. Wenn das stimmt, ist das eine Art Zensur und Bestrafung, dem die BaFin meines Erachtens dringend nachgehen müsste. Sich mit solchen Machenschaften positive Beurteilungen erschleichen zu wollen (oder wenigstens schlechte zu verhindern), grenzt an Nötigung. Unverschämt ist es allemal.

 

Und zum Schmunzeln noch mein „Knallbonbon der Woche“

Achtung! Der folgende Text ist wirklich echt.
„Bei einer Bürgschaft entfaltet ein zugunsten des oder der Gläubiger*in ergangenes Urteil gegen den oder die Hauptschuldner*in keine materielle Wirkung im Verhältnis zwischen der oder der (sic!) Gläubiger*in und dem oder der Bürg*in.“
Diese Sprachbombe entstammt einem Leitsatz des Landesarbeitsgerichts Berlin-Brandenburg.

Bleibt zu hoffen, daß derjenige, der den Rechtsstreit verloren hat, ein Gender-Fan ist.
Strafe muss sein.

Liebe Abonnenten des Bilderbogen: Falls Sie auch eine Frage rund ums Geld haben, immer zu. Schreiben Sie an rombach@derboersebius.de

Ich freue mich.

 

Bleiben Sie mir gewogen, ich bin Ihnen ebenso verbunden.

Über Anregungen für Themenvorschläge freue ich mich sehr.

 

Stets, Ihr

Reinhold Rombach

„Börsebius“

Unser Gastkommentator Reinhold Rombach ist einer der bekanntesten Börsenexperten Deutschlands und lebt schon lange in Rodenkirchen. Er beschäftigt sich seit über 25 Jahren mit börsennotierten Gesellschaften, mit Aktien und Fonds, analysiert ihre Stärken und Schwächen. Seine Meinung über Geld&Börsen veröffentlichte er früher als Kolumnist in der Zeit (aber auch in der Wirtschaftswoche und der Süddeutschen Zeitung) und mehr als ein Vierteljahrhundert im Deutschen Ärzteblatt als „Börsebius“. Seine Fans nennen ihn aber auch den „Kostolany vom Rhein“ oder das „Kölsche Orakel“.  Rombach´s spannende wöchentliche Kolumnen und eine Aktien-TopTen-Masterliste erscheinen im Web unter www.derboersebius.de