Rombachs Finanztipps:

Causa Bayer 

oder wie sich plötzlich alles ändern kann

Da brummt einem noch der rheinische Schädel von all den dollen Tagen und – zack – ist schon wieder Aschermittwoch. Kölle Alaaf ist vorbei, aber die Not, eine spannende Kolumne schreiben zu sollen oder zu wollen, drängender denn je.

Auf der Themensuche werde ich aber, Gott sei es gepfiffen und getrommelt, schnell fündig. Ein Lob auf meine Leserinnen und Leser, die mich auch hier nicht im Stich lassen. Ein einfacher Trick hilft mir hier weiter, was interessierte in den letzten Tagen die Börsebius Fans am meisten? Und siehe da, wir werden auch wieder im Rheinland fündig, genauer in Leverkusen, exakter beim Chemie- und Pharmakonzern Bayer. Wohlan denn.

Causa Bayer, was ist da los, was ist zu tun?

Stellvertretend für all die vielen Mails und Anrufe zu Bayer in den letzten Tagen hier zwei Zuschriften:

„Lieber Herr Rombach, 
könnten Sie Ihre Meinung zu den aktuellen Vorgängen bei Bayer kurz beschreiben. Was ist zu tun ?
Danke
C.“

 „Sehr geehrter Herr Rombach,
der angekündigte CEO Wechsel bei Bayer mit der Ablösung von Baumann hat an der Börse für 1 Tag  kurz zu einem kräftigen Kursanstieg geführt. Dieser Jubel war am nächsten Tag aber schon wieder verflogen.
Wie schätzen Sie die Situation ein?
Ich denke, das Monsanto Desaster ist für Bayer weiterhin ein riesiger Klotz am Bein, und es wird sich grundsätzlich nicht viel ändern.
Oder könnten Sie sich auch eine Zerschlagung von Bayer vorstellen?
Ich schätze wie immer sehr Ihre Beurteilung und grüße Sie herzlich
Dr. G“ .

Zeitenwende bei Bayer

Prägnanter läßt sich die Gemengelage beim Leverkusener Chemie- und Pharmakonzern nicht beschreiben: Nichts ist so wie vorher und plötzlich ist dort alles möglich. Aber der Nebel hat sich noch nicht so gelichtet, wie es sich gehört, zumindest, wie man es sich wünschte, die Unsicherheiten bei den Anlegern bleiben riesengroß. Eine analytische Einordnung der Fakten erscheint also dringend nötig.

Bayer war….

Wer bisher am Kapitalmarkt und an den Börsen eine Lanze für die Bayer Aktie brechen wollte, war mutterseelenalleine. Zu groß der moralische Stachel wegen des Unkrautvernichtungsmittels Glyphosat, zu schwer wogen die Risiken der Milliardenklagen aus dem Monsanto Deal. Also hieß es allerorten Finger weg von dieser Aktie.

Bayer ist….

Dieses Jahr 2023 wird allerdings ein Jahr mit voraussichtlich gewaltigen Veränderungen für den Leverkusener Konzern. Zunächst einmal sorgte die Nachricht, daß es einen neuen CEO gibt, für gewaltigen Wirbel. Bill Anderson kommt zum 1. April an den Rhein, zuvor war der studierte Chemieingenieur Pharmachef beim Schweizer Konzern Roche.

Mindestens ebenso spannend ist die Tatsache, daß einige sogenannte aktivistische Aktionäre schon Anfang Januar bei Bayer eingestiegen sind. „Bluebell Capital“ und „Inclusive Capital“ heißen die und deren Forderungen sind klar: Eine Aufspaltung des Konzerns muss her!

Nun liegen zwischen Fordern und Machen zuweilen Welten, doch eine Trennung der Agrarsparten und des Pharmageschäfts liegt im Interesse auch deutscher Fondsgesellschaften wie etwa Union und Deka, die große Bestände in der Bayer Aktie halten.

Die Rechnung, die derzeit aufgemacht wird, zeigt eine gewaltige Dimension. Bayer wird derzeit an der Börse mit rund 50 Milliarden gehandelt. Eine Aufspaltung könnte ein Potential für die Aktie von bis zu 80 Milliarden bedeuten. Quasi ein Doppel-Wumms.

Bayer wird….

Die Bestellung von Bill Anderson als CEO der Bayer AG ist nicht nur das richtige Signal, sondern eine Initialzündung für eine andere Bayer AG. Als externer Manager kann er „ohne Schere im Kopf“ auf Bayer blicken und wird dies auch konsequent tun.

Das heißt in meinen Augen eindeutig, daß die Aufspaltung des Konzerns kommen wird und die Zerlegung der einzelnen Sparten unausweichlich ist. Für die Märkte und den einzelnen Aktionär kann das noch ein richtiger Segen werden.

Allerdings wird das kein 100 Meter Lauf, sondern eher ein Marathon. Aber einer, der sich lohnen kann. Auch wenn das Klagethema Glyphosat noch lange nicht vom Tisch ist. Aber: Der Aktienkurs von Bayer steht vor einer fulminanten Aufholjagd, des bin ich gewiss

 

Und zum Schmunzeln noch mein „Knallbonbon der Woche“

BioNTech: Ein deutsches Unternehmen rettet quasi die Welt mit seinem mRNA Impfstoff. Deutscher Erfindergeist polierte das leicht lädierte Image von Made in Germany auf, wir können also doch noch was, Ugur Sahin und seine Frau Özlem Türeci wurden von der Politik hofiert wir Popstars und mit Ehren überhäuft und haben mit ihrem Mainzer Unternehmen ja auch ordentlich Geld verdient.
Also alles zum Besten?
In aller Stille hat BioNTech jüngst seinen mRNA Krebs-Forschungsschwerpunkt nach London verlegt.
Ich habe zu dieser Causa bisher noch von keinem Politiker irgendein Wort gehört. Dröhnendes Schweigen Allerorten.

Liebe Abonnenten des Bilderbogen: Falls Sie auch eine Frage rund ums Geld haben, immer zu. Schreiben Sie an rombach@derboersebius.de

Ich freue mich.

 

Bleiben Sie mir gewogen, ich bin Ihnen ebenso verbunden.

Über Anregungen für Themenvorschläge freue ich mich sehr.

 

Stets, Ihr

Reinhold Rombach

„Börsebius“

Unser Gastkommentator Reinhold Rombach ist einer der bekanntesten Börsenexperten Deutschlands und lebt schon lange in Rodenkirchen. Er beschäftigt sich seit über 25 Jahren mit börsennotierten Gesellschaften, mit Aktien und Fonds, analysiert ihre Stärken und Schwächen. Seine Meinung über Geld&Börsen veröffentlichte er früher als Kolumnist in der Zeit (aber auch in der Wirtschaftswoche und der Süddeutschen Zeitung) und mehr als ein Vierteljahrhundert im Deutschen Ärzteblatt als „Börsebius“. Seine Fans nennen ihn aber auch den „Kostolany vom Rhein“ oder das „Kölsche Orakel“.  Rombach´s spannende wöchentliche Kolumnen und eine Aktien-TopTen-Masterliste erscheinen im Web unter www.derboersebius.de