Rombachs Finanztipps:

Buy on bad news: Aurubis jetzt kaufen?

Es gibt eine alte Börsenweisheit, die da lautet „Buy on bad news, sell on good news“. Darüber kann man ganze Bücher schreiben oder auch eine Kolumne (will ich demnächst auch mal machen), aber heute greife ich mir nur den ersten Teil des Spruches, um daraus die heutige Kolumne anzufüttern.

Also „Buy on bad news“ oder „je schlechter die Nachricht, desto attraktiver die Aktie. Und wenn das wirklich stimmt, gibt es auch eine „passende“ Aktie dazu?

Und mitten rein in die Antwort. Ja, die gibt es meines Erachtens. Aurubis.

Drei von vier Vorständen werden davon gejagt

Wenn drei von vier Vorständen vom Aufsichtsrat entlassen werden, wie jüngst angekündigt, dann muss in einem Unternehmen schon tabula rasa vom allerfeinsten angesagt sein. Bad News eben. Genau das ist beim Hamburger Kupferhersteller Aurubis passiert. 

Eigentlich sah es bei Aurubis operativ ganz gut aus. Aber nur auf den ersten Blick. Ein operativer Vorsteuergewinn von 349 Millionen Euro und ein ordentlicher Dividendenvorschlag verhießen nur Gutes für das hanseatische Unternehmen.

Doch unter der Decke brodelte es schon länger. Zwar konnten die Auswirkungen einer Cyberattacke 2022 noch gering gehalten werden, dennoch ließen mehrere Arbeitsunfälle mit tödlichem Ausgang erahnen, daß irgendwas nicht stimmte im Unternehmen.

Kupferklau in irren Dimensionen

Dann aber wurde ruchbar, dass bei Aurubis Kriminelle offenbar über Jahre hinweg ungestört schalten und walten konnten. Edelmetalle im Wert von mehreren hundert Millionen Euro konnten offenbar ungehindert die Werkstore mit Hilfe von Dieben verlassen.

Diese katastrophalen Zustände waren offenbar nur möglich, weil von der Unternehmensführung Kontrollpflichten unfassbar leichtsinnig vernachlässigt wurden. Organisierte Kriminalität vom Feinsten also versus sträflicher Leichtsinn beim Top Management. Versagen auf breiter Front also.

Also: Wenn derart harsch aufgeräumt wird, sollten die „Bad News“ eigentlich bei Aurubis „durch“ sein. Meiner Meinung nach ist auch der Großaktionär Salzgitter AG in die organisatorische Neustrukturierung mit eingebunden gewesen. Ich jedenfalls finde, dass jetzt eine gute Gelegenheit gekommen ist, die Aktie zu kaufen. Mein Kursziel liegt bei 100 Euro.

Mutig, aber gerechtfertigt.

 

Und zum Schmunzeln (heute zum Nachdenken) noch mein „Knallbonbon der Woche“

Wenn ein Gewerkschafsführer frei herumläuft, wäre eine gute Kinderstube durchaus hilfreich. 

Wenn ein Gewerkschaftsführer seinem Verhandlungspartner Verdummung attestiert – „Der hat sie nicht alle“  – dann ist das ziemlich daneben.

Bei allem Respekt vor der Tarifautonomie muss man noch lange nicht die Grenzen des guten Geschmacks ausreizen. Der Rest der Öffentlichkeit leidet ohnehin schon genug.

Ach, Herr Weselsky, gerüchteweise hat sogar des Teufels Großmutter Angst vor Ihnen. Warum bloß?

 

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Reinhold Rombach
„Börsebius“

Unser Gastkommentator Reinhold Rombach ist einer der bekanntesten Börsenexperten Deutschlands und lebt schon lange in Rodenkirchen. Er beschäftigt sich seit über 25 Jahren mit börsennotierten Gesellschaften, mit Aktien und Fonds, analysiert ihre Stärken und Schwächen. Seine Meinung über Geld&Börsen veröffentlichte er früher als Kolumnist in der Zeit (aber auch in der Wirtschaftswoche und der Süddeutschen Zeitung) und mehr als ein Vierteljahrhundert im Deutschen Ärzteblatt als „Börsebius“. Seine Fans nennen ihn aber auch den „Kostolany vom Rhein“ oder das „Kölsche Orakel“.  Rombach´s spannende wöchentliche Kolumnen und eine Aktien-TopTen-Masterliste erscheinen im Web unter www.derboersebius.de