Rombachs Finanztipps:

Börsenjahr 2025: Et hätt noch immer jot jejange

Hallo allerseits, da bin ich wieder und wünsche meinen sehr geschätzten Leserinnen und Lesern ein erfolgreiches 2025. Wer wissen will, wie das neue Börsenjahr laufen wird, schaut sich am besten – so er sich schön gruseln will – die Expertenmeinungen von vor einem Jahr an, wie denn 2024 wohl so laufen wird. Und macht dann genau das Gegenteil davon …

Alle Jahre wieder liegen bzw. lagen die Experten erneut grundlegend schief. Ein Weltuntergangsszenario nach dem anderen wurde in die Papyrusrollen geschrieben oder in die Laptops getippt, und was haben wir Ende vorigen Jahres beim DAX erlebt? Einen Jahreshöchststand, einen Rekord, von fast keinem vorhergesagt. Der Deutsche Aktienindex Ende Dezember über 20.000 Punkte: ein Wahnsinnserfolg.

Und 2025? Für das kommende Jahr sind sich die Experten mal wieder nahezu einig. Das Zauberwort heißt Trump, Trump und noch mal Trump. Der neue US-Präsident wird Strafzölle erheben, dass es nur so knallt, und darunter werden vor allem Deutschland und Europa leiden und das wird dem deutschen Aktienmarkt zu einem veritablen Einbruch verhelfen. Auf der anderen Seite wären – so die Auguren – die Anleger gut beraten, sich voll auf US-Aktien zu konzentrieren und vor allem weiterhin auf Hightech (Nvidia etwa) zu setzen und auf Tesla sowieso, dessen Chef exklusive Narrenfreiheit unter Donald T. genießt und sie auch schamlos ausnutzt.

Ja, ich weiß, natürlich erwarten Sie von mir – jetzt erst recht – einen Ausblick auf das neue Börsenjahr. Ich persönlich bin ein großer Freund einer einfachen, aber wirkungsvollen Börsenregel. Wie die erste Woche, so das Jahr. Aber auch: Wie der erste Monat, so das Jahr. Da wir allerdings noch keine vier Wochen vorbei haben, greife ich also gezwungenermaßen auf die erste Regel zurück, die aber erstaunlich oft funktioniert.

Also: Der Deutsche Aktienindex startete durchaus schwach in das neue Jahr, berappelte sich aber dann relativ schnell und packte mittlerweile sogar wieder die Marke von 20.000 Punkten, und das vergleichsweise deutlich.

Was will uns diese Entwicklung also sagen? Meines Erachtens dürfte sich der DAX in diesem Jahr in einem einigermaßen unruhigen Fahrwasser mit größeren Schwankungen bewegen, aber unterm Strich um die Marke von 20.000 Indexpunkten mehr oder weniger stark oszillieren. Plusminus zweitausend sind aber durchaus drin.

Das lässt sich „geschwollen-ökonomisch“ auch so ausdrücken: Die Märkte werden immer wieder mal Zinssenkungsfantasien feiern, dann aber von fundamentalen schlechten wirtschaftlichen Rahmenbedingungen gestört werden. Auch Inflationsängste dürften zwischendurch wieder aufbrechen. Die geopolitischen Risiken lassen eine klare Trendaussage ohnehin nicht zu. Es wird also immer wieder Gelegenheiten geben, sich auch zu billigeren Kursen einzudecken. Oder zu höheren Kursen zu verkaufen.

Bitte, liebe Leserin, lieber Leser, es gibt keinen Grund, sich ob der etwas vagen Prognose deprimiert in den grauen Alltag zu stürzen, auch an der Börse gibt es relativ Spannendes, man muss es nur suchen (und finden). Jede Börsenphase hat ihre Reize.

Meiner Meinung nach werden die Aktivitäten von Börseninsidern immer noch viel zu wenig beachtet. Das sind die Aktienkäufe von Vorständen und Aufsichtsräten, die Aktien des eigenen Unternehmens kaufen. Diese Insider müssen ihre „Aktivitäten“ der Bankenaufsicht melden und genau darauf können Anleger achten. Es ist jammerschade, dass es in Deutschland nur einen einzigen Aktienfonds gibt, der diese Insideraktivitäten systematisch untersucht und umsetzt.

Das gute alte Stock Picking wiederentdecken

Ich glaube aber auch, dass es wieder an der Zeit ist, sich interessanten Einzelaktien genauer zu widmen. Das gute alte Stock Picking könnte also in diesem Jahr durchaus eine gute Idee sein. Die Suche nach unterbewerteten Aktien, die der Markt nicht oder noch nicht entdeckt hat, steht demnach vor einer Renaissance. Hidden Champions aufzuspüren, ist zwar echte Fummelarbeit, dürfte sich aber durchaus lohnen. Auf meiner Agenda steht dieser Job jedenfalls ganz oben an. Mit der Idee natürlich, jeden Geistesblitz mit Ihnen zu teilen, so er denn auch fundiert ist.

Sie sehen, genaues Hinsehen hilft einem gewieften Börsianer durchaus weiter. Diesen Blick zu schärfen, ist des Kolumnisten hehre Aufgabe. Wohlan.

Und zum Schmunzeln (oder zum Nachdenken) noch mein „Knallbonbon der Woche“

Friede Springer ist eine dankbare Person. Sie schenkte dem sehr fleißigen Mathias Döpfner Anteile am Axel Springer Verlag im Gegenwert von einer Milliarde Euro.

Versteuert hat Mathias Döpfner davon null Euro. Wie das geht?

Das Zauberwort heißt „Verschonungsbedarfsprüfung“. Wenn ich kein Geld habe, die Schenkungssteuer zu bezahlen, muss ich das auch nicht unbedingt.

Kein Scherz. Der 1. April ist noch weit. Ätzend bleibt das alles trotzdem.

 

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Stets, Ihr
Reinhold Rombach
„Börsebius“

Unser Gastkommentator Reinhold Rombach ist einer der bekanntesten Börsenexperten Deutschlands und lebt schon lange in Rodenkirchen. Er beschäftigt sich seit über 25 Jahren mit börsennotierten Gesellschaften, mit Aktien und Fonds, analysiert ihre Stärken und Schwächen. Seine Meinung über Geld&Börsen veröffentlichte er früher als Kolumnist in der Zeit (aber auch in der Wirtschaftswoche und der Süddeutschen Zeitung) und mehr als ein Vierteljahrhundert im Deutschen Ärzteblatt als „Börsebius“. Seine Fans nennen ihn aber auch den „Kostolany vom Rhein“ oder das „Kölsche Orakel“.  Rombach´s spannende wöchentliche Kolumnen und eine Aktien-TopTen-Masterliste erscheinen im Web unter www.derboersebius.de