Rombachs Finanztipps:

Besinnung und Ausblick für Börsianer: Wirklich alles gut?

Auch für Börsianer beginnt jetzt die Weihnachtszeit und auch sie mögen innehalten. Ist mein Anlageverhalten immer so richtig gewesen und worauf richtet sich mein Fokus für das nächste Jahr?

Nun ist das Jahr also bald zu Ende und der DAX feiert einen Rekord nach dem anderen. Oh, wie schön, jubelt mancher, aber es gibt viel mehr Anleger, die sich völlig bedröppelt ihre Performance für 2024 anschauen und denken, wie kann das sein, dass der deutsche Aktienindex so wahnsinnig zugelegt hat, während in meinem Depot sich das leichte Grauen widerspiegelt? Was, um alles in der Welt, habe ich falsch gemacht?


Börsebius macht Ferien

In der Zeit von 20. Dezember 2024 bis 07. Januar 2025 macht

Börsebius Ferien.  Die nächste Kolumne erscheint am Mittwoch, dem 08. Januar 2025 und das nächste Weekend am Freitag, dem 10. Januar 2025.

Frohe Weihnachten und einen guten Rutsch, wünscht Ihnen allen Reinhold Rombach, Börsebius.


Die Tristesse im eigenen Depot kann schlicht von der falschen Aktienauswahl verursacht worden sein. Das muss Sie zunächst einmal nicht grämen, denn das ist durchaus „normal“. Wer hätte zum Beispiel Anfang des Jahres gedacht, dass Siemens Energy mit mehr als 300 Prozent Gewinn als Top Gewinner dem DAX in Rekordsphären verhelfen würde? Ich kann mich noch gut erinnern, dass ich vor dieser Zeit höchstselbst Siemens Energy schamvoll bei einem Kurs von 9 Euro aus der Börsebius TopTen Masterliste „entfernt“ habe, weil sich der Kurs nicht vernünftig entwickelte. Richtige Idee, schlechte Nerven, Chance verpasst.

Rheinmetall und SAP waren weitere starke Unterstützer für den deutschen Aktienindex DAX. Wer also diese Aktien kaufte, hat am Ende des Jahres alles richtig gemacht.

Wer allerdings auf Bayer, Sartorius, Brenntag oder Continental setzte, zog mehrfach den Schwarzen Peter.

Sie sehen also, es ist überhaupt kein Problem, bei einem Rekordstand des DAX eine persönliche Minusperformance eingefahren zu haben. Shit Happens, aber mehr auch nicht.

Ein wenig schwierig wird die Sache schon, wenn sich in das Anlegerverhalten einige grundsätzliche Fehler einstellen. Das kann zum einen die Fehleinschätzung sein zu glauben, sich in Internetforen möglichst viel Börsenwissen aneignen zu können. Das ist keineswegs der Fall, es wimmelt dort von selbsternannten Gurus und Lügnern, die keine Ahnung von den Finanzmärkten haben. Vorsicht ist auch bei Börsenbriefen geboten. Wer schreibt, genau zu wissen, wie sich eine Aktie entwickelt, hat vermutlich finstere Bereicherungsabsichten.

Andere wiederum kaufen ihre Wertpapierdepots voll nach dem Motto „viel hilft viel“. Das ist jedoch ein kompletter Trugschluss, die Risikostreuung erhöht sich ab einer bestimmten Zahl von Wertpapieren im Depot keineswegs. Vor einiger Zeit hat mir ein Leser einen Depotauszug mit rund 80 Aktien geschickt. Da ist jede Chance auf einen vernünftigen Durchblick „dahin“. Man muss ja nicht unbedingt meiner Regel folgen, dass in ein gut sortiertes Depot 10 Aktien gehören, aber sehr viel mehr sollten es tatsächlich nicht sein, weil ich sonst leicht den Überblick verlieren kann und, wie gesagt, die Risikostreuung sich bei mehr Werten nicht mehr erhöht.

Ausblick 2025

Die wichtigste Regel für Ihre Börsenerwartungen im nächsten Jahr ist: Misstraue den Profis! In der Regel liegen die meisten Experten sowieso schief.

Niemand weiß wirklich, wie die Börsen im Jahr 2025 laufen werden. Es spricht einiges dafür, dass Verwerfungen kommen könnten (Was macht Trump wirklich?) und dass die geopolitischen Risiken weiter zunehmen. Die weltweite Verschuldung ist auch nicht aus der Welt. Kurzum: Demut ist die wichtigste Eigenschaft des Börsianers. Und auch noch die Vorsicht. Ein bisschen Wagemut darf aber dann doch noch dabei sein. Sonst macht es ja keinen Spaß.

Börsebius wünscht Ihnen allen geruhsame Weihnachten und einen guten Rutsch ins Neue Jahr, verbunden mit dem nötigen Quäntchen Weisheit, ohne die das Leben nicht so erfüllt wäre.

Und zum Schmunzeln (oder zum Nachdenken) noch mein „Knallbonbon der Woche“

Wie kann die deutsche Bahn so kurz vor Weihnachten mit der Nachricht um die Ecke biegen, dass es in Bordbistros demnächst kein gezapftes Bier mehr gibt?

Vor allem die Begründung macht mich ganz jeck. Der Absatz sei in den letzten Jahren von 50 auf 15 Prozent gefallen, daher sei der Stopp wirtschaftlich sinnvoll.

Die Wahrheit ist gleichwohl eine andere. Als erfahrener IC-Fahrer weiß ich, dass die Damen und Herren in den Bistros die Schaumkrone völlig verhunzt haben, will heißen, es gab nie eine.

In tschechischen Zügen dagegen wird das Pils so perfekt serviert, also wollten die Kellner das selbst trinken. Besser zapfen wäre auch hierzulande eine gute Idee gewesen. Na, dann Prost.

 

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Stets, Ihr
Reinhold Rombach
„Börsebius“

Unser Gastkommentator Reinhold Rombach ist einer der bekanntesten Börsenexperten Deutschlands und lebt schon lange in Rodenkirchen. Er beschäftigt sich seit über 25 Jahren mit börsennotierten Gesellschaften, mit Aktien und Fonds, analysiert ihre Stärken und Schwächen. Seine Meinung über Geld&Börsen veröffentlichte er früher als Kolumnist in der Zeit (aber auch in der Wirtschaftswoche und der Süddeutschen Zeitung) und mehr als ein Vierteljahrhundert im Deutschen Ärzteblatt als „Börsebius“. Seine Fans nennen ihn aber auch den „Kostolany vom Rhein“ oder das „Kölsche Orakel“.  Rombach´s spannende wöchentliche Kolumnen und eine Aktien-TopTen-Masterliste erscheinen im Web unter www.derboersebius.de