Rombachs Finanztipps:
Autoaktien, was nun?
Seit gestern ist klar, dass VW in einer existenziellen Krise steckt. Mindestens drei Werke sollen auch in Deutschland geschlossen werden und es droht zudem ein harscher Personalabbau. Man sei „so“ einfach nicht mehr wettbewerberfähig. Na ja, eigentlich deutete sich schon länger an, dass nicht nur VW, sondern die gesamte deutsche Autobranche in einer schlimmen Krise steckt.
Und damit kommen wir schon zu der Kernfrage dieser Kolumne: Sind Aktien deutscher Autokonzerne heiße Kartoffeln, die es zu meiden gilt und, zweite Frage, bieten Autoaktien aus den USA oder Japan vielleicht sogar Einstiegschancen?
Zuerst also zu den deutschen Automobilaktien. Der DAX-Teilindex „Automobile“ hat binnen eines Jahres um fast 10 Prozent nachgegeben. Die Aktien von VW, Mercedes und BMW liegen allesamt im Minus und es sieht auch nicht nach einer wirklichen Verbesserung aus. Der schlimme Befund gilt selbstverständlich auch für die meisten Automobilzulieferer wie etwa Bertrandt, der seinen Börsenwert in nur einem Jahr fast halbiert hat. Manche Beobachter hoffen, dass die jüngsten Strafzölle auf chinesische Autos der deutschen Branche helfen würden. Ich sehe das nicht so, der Preisvorteil gegenüber deutschen PKW ist immer noch immens.
Also USA?
Naja, Tesla hat auch ein ziemlich turbulentes Börsenjahr erlebt. Mal Jubel, mal Drama. Das vorgestellte Robotaxi „Cybercab“ löste bei den Analysten keine große Begeisterung aus. Die Aktie liegt im Jahresvergleich rund zehn Prozent im Minus. Allerdings: Tesla ist immer noch der wertvollste Autohersteller der Welt und wer auf Trump wettet und recht bekommt, kann auch bei Tesla auf bessere Zeiten und höhere Kurse hoffen. Wir alle wissen, wie wild Elon Musk für Trump trommelt.
Besonders schlecht in den USA entwickelt sich derzeit der Autobauer Rivian. Der galt mal als der größte Herausforderer von Tesla und von diesem Ruhm ist nichts mehr übrig geblieben, der Aktienkurs hat sich seit Jahresbeginn glatt halbiert. Ach übrigens, Volkswagen hatte vor einigen Monaten ein Bündnis mit Rivian geschlossen. Spricht nicht gerade für strategische Weitsicht bei den Wolfsburgern.
Also doch lieber China?
So richtig rosige Zeiten haben aber Chinas Autohersteller auch nicht grade abgeliefert. Ich fand früher mal BYD kaufenswert und hatte ihn auch in die Börsebius TopTen Masterliste aufgenommen. Das hat mir die Aktie allerdings lange Monate nicht gedankt und der Wert geriet sogar deutlich ins Minus. Allerdings: In jüngster Zeit hat BYD mächtig zugelegt und liegt in meiner Masterliste jetzt sogar mit 15 Prozent im Plus. Das hat vor allem mit den Stützungsmaßnahmen des Staates zu tun, der vor allem dem Markführer wieder auf die Füße half.
Die Frage ist allerdings, ob diese staatliche Unterstützung auch weiterhin „greift“. Wenn ja, dürften chinesische Autoaktien besser abschneiden als der Rest der Welt. Dann kommen aber nicht nur BYD als interessante Depotwerte in Frage, sondern auch Nio, Li Auto und, vor allem, Geely.
Ob man wirklich und wahrhaftig Autoaktien im Depot haben muss, mag der Anleger für sich selbst entscheiden. Hier hilft aber auf jeden Fall ein Blick über den Tellerrand. Dann muss er in die Ferne schweifen, denn das Gute liegt nicht mehr nah.
Und zum Schmunzeln (oder zum Nachdenken) noch mein „Knallbonbon der Woche“
Da fanden diese Woche doch tatsächlich in Berlin am selben Tag zwei Wirtschaftsgipfel statt, der eine im Kanzleramt, der andere beim Finanzminister.
Schlimmer kann sich die Sprachlosigkeit dieser Ampel nicht mehr widerspiegeln. Plus Respektlosigkeit in Reinkultur. Das geht ja zu wie auf dem Kinderspielplatz. Der eine spielt mit Schäufelchen, die nur ihm gehören, der andere wirft mit Sand um sich, damit bloß jeder weiß, was der Werfer für ein Held ist.
Und der Dritte hat es gar nicht bis zum Spielplatz geschafft. Oder Robert hat ihn einfach nicht gefunden. Vor lauter Orientierungslosigkeit.
Liebe Abonnenten des Bilderbogen:
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Ich freue mich.
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Stets, Ihr
Reinhold Rombach
„Börsebius“