Rombachs Finanztipps

Linker sind toll oder die schlaue Alternative zu Aktien  

Als Kolumnist „Börsebius“ erhalte ich immer viele Fragen rund ums Geld. Die interessanteste schafft es dann zur „Börsenfrage“ der Woche.

Jetzt raus aus Aktien? Auf Teufel komm raus das Depot krisenfest machen? Kein Geld für Kurssicherungen (Puts) ausgeben, um mögliche und wahrscheinliche Wertverluste auszugleichen?

Viele Anleger würden sehr gerne angesichts der aktuellen Situation nach Pandemie, Inflation und Krieg ihr Wertpapierdepot sicherer machen, wissen aber nicht so recht, wie. Aktien einfach zu verkaufen ist auch nicht so toll, dann liegt das Geld Strafzins fressend auf den Konten rum, Immobilien sind viel zu teuer und bei Anleihen macht die krass steigende Inflation den Kursen schwer zu schaffen. Gold ist auch nicht der letzte Schrei, Bitcoin sowieso nicht. Was also tun?

Wenn ich auch der Meinung bin, daß aktuell ein gut gemanagter Mischfonds immer noch eine prima Idee ist, seinem Depot eine gewisse Stabilität zu geben, will ich Sie doch auf eine spannende Möglichkeit hinweisen, die viele Anleger nicht kennen oder wo sie sich nicht so richtig ran trauen: Linker.

Linker sind inflationsgeschützte Anleihen und die gibt es von mehreren Adressen der Eurozone, vor allem aber auch vom Bund. Wie Linker funktionieren, ist durchaus komplex: Sowohl der Coupon als auch die Rückzahlungssumme werden an die Entwicklung des Verbraucherpreisindex angepasst. 

Der Kurs eines Linkers selbst richtet sich wiederum 

sowohl nach der Entwicklung der Inflation selbst wie auch nach den Inflationserwartungen des Marktes. Steigen die Erwartungen, steigen auch die Kurse. Das gilt ceteris paribus in umgekehrter Richtung für die Nominalzinsen. Steigen diese, drückt das auf die Notierungen eines Linker. Wie eben gesagt, recht komplex das Ganze. 

Aktuell umlaufende inflationsindexierte Bundeswertpapiere

Anleihe                       Kupon (%)   ISIN                           Kurs (%)

2012 (2023) Bund      0,10             DE0001030542       106,46

2015 (2026) Bund      0,10             DE0001030567       112,65

2014 (2030) Bund      0,50             DE0001030559       123,73

2021 (2033) Bund      0,10             DE0001030583       124,89

2015 (2046) Bund      0,10             DE0001030575       158,54

Quelle:Deutsche Finanzagentur, Stand:31.03.2022; Börsen-Zeitung

Es gibt nie etwas umsonst

So toll Linker sind, es gibt nie etwas umsonst. Nirgends. An den Finanzmärkten schon gar nicht. Die Kurse von Linkern sind – natürlich – viel höher als die „normaler“ Bonds, nämlich genau um den mathematisch komplementären Inflationsschutz, den sie anbieten. Das sehen Sie ganz gut in der obigen Tabelle. Einen Wermutstropfen muss ich aber dann doch noch in das Glas schütten. Falls die Teuerung stärker als die Markterwartung zurückgeht, fallen Linker überproportional im Kurs. Darauf wollte ich wenigstens hingewiesen haben. 

Dennoch: Linker schützen zuverlässig vor Teuerung. Und in Verbindung mit einem guten Mischfonds ist das Depot plötzlich sicherer als zuvor. Das ist doch was in diesen schweren Zeiten.

 

Und zum Schmunzeln noch mein „Knallbonbon der Woche“ 

Am 15. Mai finden in NRW Landtagswahlen statt. Bereits seit dem letzten Wochenende (was, jetzt schon?) werden die möglichen Wähler auf bunten Bildern informiert, traktiert träfe es besser, worauf es den Parteien ankommt. 

Wirklich?
„Machen, worauf es ankommt“ (CDU) sagt alles und nichts.

„Für euch gewinnen wir das morgen“ (SPD) ist genauso schwammig. Übrigens, „Euch“ schreibt man eigentlich groß.

„Von hier aus weiter (FDP) ist ziemlich sperrig, ebenso der Slogan der Grünen „von hier an grün“.

Am schlimmsten finde ich allerdings die plakative Farbgebung bei den Freien Demokraten, die ist nämlich angelehnt an „Jesus liebt Dich“ und soll wohl auch gewisse messianische Heilserwartungen schüren. 

Da regen wir uns über die Verblödung unserer Kinder auf, Pisa lässt grüßen, während das Wahlvolk für dumm verkauft wird.

Solche einfältigen Sprüche bedeuten zwar noch lange nicht den Untergang des Abendlandes, aber ein gewisser Niedergang der Intelligenz ist nicht von der Hand zu weisen. Oh, my God… 

Liebe Abonnenten des Bilderbogen: Falls Sie auch eine Frage rund ums Geld haben, immer zu. Schreiben Sie an rombach@derboersebius.de 

Ich freue mich. 

Bleiben Sie mir gewogen, ich bin Ihnen ebenso verbunden. Über Anregungen für Themenvorschläge freue ich mich sehr.

Stets, Ihr
Reinhold Rombach
„Börsebius“ 

Unser Gastkommentator Reinhold Rombach ist einer der bekanntesten Börsenexperten Deutschlands und lebt schon lange in Rodenkirchen. Er beschäftigt sich seit über 25 Jahren mit börsennotierten Gesellschaften, mit Aktien und Fonds, analysiert ihre Stärken und Schwächen. Seine Meinung über Geld&Börsen veröffentlichte er früher als Kolumnist in der Zeit (aber auch in der Wirtschaftswoche und der Süddeutschen Zeitung) und mehr als ein Vierteljahrhundert im Deutschen Ärzteblatt als „Börsebius“. Seine Fans nennen ihn aber auch den „Kostolany vom Rhein“ oder das „Kölsche Orakel“.  Rombach´s spannende wöchentliche Kolumnen und eine Aktien-TopTen-Masterliste erscheinen im Web unter www.derboersebius.de