Rombachs Finanztipps:

Künstliche Intelligenz in der Geldanlage: Zwischen Wahnsinn und Blödsinn

Ach wie schön. Da hat jemand eine halbe Million geerbt und freut sich wie Bolle. Auf dass sich seine neue Geldquelle fleißig vermehre, sucht er alsdann seine Bank auf, damit ihm die Herren dort (merke, es sind immer zwei) genau die richtigen Anlagen empfehlen.

Was er aber nicht merkt und nicht weiß: Dort wimmelt es von KI, künstlicher Intelligenz also. Kameras nehmen ihn aus allen Winkeln auf und beurteilen seine Reaktionsmuster und die Platte auf dem Tisch, auf dem seine Finger nervös trommeln, misst Schweißperlen, Hautwiderstand und all so´n Zeug. Was ist das in Wirklichkeit für ein Typ, was kann ich mit dem anfangen, will also jemand oder etwas wissen.

Die Berater stellen ihm Fragen, bei denen der mittlerweile Bedauernswerte das Gefühl hat, sie folgen einem Algorithmus. Und siehe da, aus einem Computer rattern plötzlich hochindividuelle Anlagevorschläge, treffscharf zugeschnitten auf den ehemals fröhlichen – mittlerweile total verschüchterten – Erben. Sogar sein Bild zieren die Anlagetipps und auf Seite vier tanzt er ausgelassen auf einem Boot.

Sie merken zurecht, obschon eben Aschermittwoch war: das ist natürlich alles Narretei, mindestens blühender Unsinn, aber wer weiß, vielleicht finden Anlagegespräche dank KI (künstlicher Intelligenz) so oder so ähnlich mal in ein paar Jahren statt.

Realitäts-Check

Aber zurück zur Normalität. Auch in der Vermögensverwaltung ist der Einsatz von KI durchaus ein Thema. Schon etliche Vermögensverwalter lassen durch künstliche Intelligenz ihre Strategien steuern. Und machen damit auch Werbung, dass die Schwarte kracht.

Ob sich allerdings das damit erstrebte Ziel einer Mehrrendite erreichen lässt, kann mit einiger Sicherheit ausgeschlossen werden. Bis jetzt jedenfalls ist das so.

Eine Untersuchung des Handelsblattes deckt auf, dass sich KI basiertes Asset Management genauso verhält wie die klassische Vermögensverwaltung. Es gibt ein paar gute, viel Mittelmaß und etliche schlechte. Von 17 untersuchten Instituten erwirtschafteten 11 Häuser eine nur einstellige Rendite im abgelaufenen Jahr, zwei davon waren sogar negativ. Das ist, gemessen an einer durchschnittlichen Performance für 2023 von rund 20 Prozent Plus, eine ziemlich mickrige Quote.

Die Studie des Handelsblattes deckt sich im Übrigen mit meiner persönlichen Wahrnehmung.  Also toll ist das mit der KI in der Geldanlage wirklich nicht.

Fazit: Bis jetzt hat beim Asset Management mit künstlicher Intelligenz – soweit ich weiß – noch keiner richtig was gerissen, schon gar nicht bewiesen, dass damit dauerhaft signifikante Übergewinne erzielt worden wären.

Alles andere hätte mich auch sehr gewundert.

Merke also: Das berühmte Bauchgefühl lässt sich mit KI nicht finden. Schon gar nicht ersetzen.

Und zum Schmunzeln (heute zum Nachdenken) noch mein „Knallbonbon der Woche“

Da will doch tatsächlich ein deutscher Supermarkt den Honig von Langnese mit dem Namen „FLOTTE BIENE“ aus dem Regal nehmen. Wegen angeblichem Sexismus. Dabei besagt der Name doch eigentlich nur, dass besagte Biene besonders fleißig Nektar sammelte und so weiter.

Fehlt nur noch, dass der Brotaufstrich „Bärenstreich“ aus dem Verkehr gezogen wird. Wegen Irreführung… Weil Bären ja die Wurst nicht äßen.

Wir haben in Deutschland sonst keine Sorgen.

 

Liebe Abonnenten des Bilderbogen:
Falls Sie auch eine Frage rund ums Geld haben, immer zu.
Schreiben Sie an rombach@derboersebius.de 

Ich freue mich.

Bleiben Sie mir gewogen, ich bin Ihnen ebenso verbunden.
Über Anregungen für Themenvorschläge freue ich mich sehr.

Stets, Ihr
Reinhold Rombach
„Börsebius“

Unser Gastkommentator Reinhold Rombach ist einer der bekanntesten Börsenexperten Deutschlands und lebt schon lange in Rodenkirchen. Er beschäftigt sich seit über 25 Jahren mit börsennotierten Gesellschaften, mit Aktien und Fonds, analysiert ihre Stärken und Schwächen. Seine Meinung über Geld&Börsen veröffentlichte er früher als Kolumnist in der Zeit (aber auch in der Wirtschaftswoche und der Süddeutschen Zeitung) und mehr als ein Vierteljahrhundert im Deutschen Ärzteblatt als „Börsebius“. Seine Fans nennen ihn aber auch den „Kostolany vom Rhein“ oder das „Kölsche Orakel“.  Rombach´s spannende wöchentliche Kolumnen und eine Aktien-TopTen-Masterliste erscheinen im Web unter www.derboersebius.de