Rombachs Finanztipps:
Chartisten: Die mit den Löchern in den Schuhen
In meiner letzten Kolumne über Warren Buffetts Abschied aus der Investorenszene habe ich mich ja etwas despektierlich über die Anhänger der Chartanalyse ausgelassen, was prompt zu einem veritablen Feedback in Form von etlichen E-Mails führte, und sogar ein alter Schulfreund von mir, den ich die Woche in Riga bei einem Tennisturnier getroffen habe, großartiger Spieler übrigens, fragte freundlich, aber bestimmt nach, ob ich denn wirklich so eine schlechte Meinung von dieser Zunft habe.
Na, wenn das so ist, denke ich mir, muss es heute eine Kolumne genau über dieses Thema sein.
Es wimmelt in der Börsenlandschaft von armen Toren, die so klug sind als wie zuvor. Und danach erst recht. Schicksalhaft ist bloß, dass die meisten von denen es noch gar nicht begriffen haben, sind sie doch nahezu erblindet auf der Suche nach dem schnellen Reichtum.
Seit mehr als dreißig Jahren studiere ich nun die Finanzmärkte dieser Welt und beäuge staunend die Äußerungen so mancher Experten auf der Suche nach der goldenen Aktie, nach dem schnellen Gewinn, nach der unwiderstehlichen Idee des immerwährenden Reichtums.
Dabei gibt es Leute, die dem Auf und Ab der Börsenkurse mithilfe der Astrologie auf die Spur kommen wollen (wirklich wahr), oder die Helden der heutigen Kolumne, Chartisten eben, die aus Kursverläufen Formationen erkennen wollen, die ihnen demnächst sicheres Geld bringen, und doch kenne ich kaum jemanden, der so sicher Löcher in den Schuhen hat wie eben ein Chartist. Arme Kerle eben.
„Kopf-Schulter-Formation. Ausbruch aus dem Trendkanal. Gleitender Durchschnitt 200 nach unten gekreuzt.“
Ich bin gleichwohl immer wieder überrascht, dass ausgerechnet viele Anlageberatende in Banken und auch Vermögensverwaltende Anhänger der Chartanalyse sind.
Und nicht nur das. Weltweit ist die Zunft der Chartisten überall präsent, uniglobal gewissermaßen.
Die Idee der Chartanalyse ist einfach. Aus den vergangenen Kursentwicklungen systematische Auffälligkeiten abzuleiten und diese in Chartsignalen abzubilden. Jetzt kaufen. Jetzt verkaufen. Die Botschaft ist also ganz einfach. Erkenne die Vergangenheit und sage damit die Zukunft vorher.
Das klingt dann auch toll, wenn der Berater dem Kunden mit wichtiger Miene einen Ausbruch aus dem Trendkanal verkündet und dass der Kauf der Aktie jetzt ein absolutes Muss sei und so eine Gelegenheit käme wohl so schnell nicht wieder. Und wieder einmal lässt sich der Anleger auf den Spruch ein.
Leider, leider. In meinen Augen ist das alles Kappes. Es gibt bis heute keinen einzigen wissenschaftlichen Nachweis für die Relevanz der Chartanalyse. Mehr als verschwurbeltes Pseudowissen, mit dem man sich im Zweifel immer gut herausreden kann, ist das alles nicht. Dann hat sich halt – wenn’s schiefgeht – der angekündigte Ausbruch aus dem Trendkanal nicht bestätigt, weil die Kopf-Schulter-Formation nicht ausgeprägt genug war.
So gesehen ist es auch völlig normal, dass den Chartisten nachgesagt wird, sie hätten alle Löcher in den Schuhen. Ich jedenfalls kenne keinen einzigen Vertreter dieser Analyseform, der jemals zu Geld gekommen ist. Höchstens durch Bücherschreiben.
Und zum Schmunzeln (oder zum Nachdenken) noch mein „Knallbonbon der Woche“
Auf Rügen müssen Hunde neuerdings auch Kurtaxe bezahlen. Also genauer Frauchen oder Herrchen derselben.
Sinn einer Kurtaxe ist ja auch das Vorhalten von kulturellen Angeboten wie etwa Kurkonzerten. Mitjaulen ist gleichwohl unerwünscht. Töröööööö.
Liebe Abonnenten des Bilderbogen:
Falls Sie auch eine Frage rund ums Geld haben, immer zu. Schreiben Sie an: rombach@derboersebius.de
Ich freue mich.
Bleiben Sie mir gewogen, ich bin Ihnen ebenso verbunden.
Über Anregungen für Themenvorschläge freue ich mich sehr.
Stets, Ihr
Reinhold Rombach
„Börsebius“