Achtsame Kommunikation – Bedürfnisse & Gefühle verstehen
Achtsame Kommunikation – Bedürfnisse & Gefühle verstehen
In meiner Praxis erlebe ich immer wieder, wie herausfordernd es für viele Menschen ist, ihre Bedürfnisse klar zu benennen – oder sie von ihren Gefühlen zu unterscheiden. Kein Wunder, dass es in der Kommunikation häufig zu Missverständnissen kommt! Dabei ist es ein großer Unterschied, ob ich mein Gefühl oder mein Bedürfnis ausdrücke – auch wenn beides eng miteinander verbunden ist.
Was sind eigentlich Bedürfnisse?
Bedürfnisse sind grundlegende, angeborene Triebkräfte – universell und für jeden Menschen wichtig, unabhängig von Herkunft oder Kultur. Sie sind abstrakt, immer positiv formuliert und grundlegend für unser gesundes Leben.
Ein paar Beispiele:
- Körperlich: Essen, Trinken, Schlaf, Bewegung
- Psychologisch: Zugehörigkeit, Selbstbestimmung, Anerkennung
- Emotional: Gesehen werden, Empathie, Vertrauen
- Entwicklungsbezogen: Lernen, Kreativität, Wirksamkeit
Wir erfüllen Bedürfnisse durch Strategien – also konkrete Handlungen. Wichtig ist: Es gibt viele Wege, ein Bedürfnis zu erfüllen. Konflikte entstehen oft, wenn wir über die Strategien streiten, ohne das eigentliche Bedürfnis zu erkennen.
Und was sind Gefühle?
Gefühle sind innere, subjektive Reaktionen auf äußere oder innere Reize. Sie zeigen uns, ob unsere Bedürfnisse gerade erfüllt oder unerfüllt sind, und helfen uns, Situationen einzuschätzen. Vier Grundgefühle bilden dabei die Basis:
👉 Wut – Trauer – Freude – Angst
Doch oft werden Gedanken oder Bewertungen fälschlicherweise als „Gefühle“ ausgedrückt. Hier ein paar Beispiele:
- Achtung: Hier folgt ein Gedanke: „Ich habe das Gefühl, dass ich nicht alles schaffe.“
Das Gefühl könnte Überforderung sein, also ich bin überfordert, frustriert, unruhig.
- Achtung: Hier folgt ein bildhafter Vergleich: „Ich fühle mich wie vom LKW überfahren.“
Das Gefühl könnte Erschöpfung sein, also ich bin erschöpft, kraftlos, müde.
- Achtung: Es wird ein Verb benutzt, das ausdrückt, was eine andere Person tut: „Ich fühle mich nicht respektiert.“
Das Gefühl könnte Frustration oder Unsicherheit sein, also ich bin unsicher, frustriert.
Warum ist das so wichtig?
Gerade in konflikthaften Situationen ist es entscheidend, Gefühl und Bedürfnis voneinander zu unterscheiden. Denn: Nur wenn ich weiß, was ich fühle und was ich brauche, kann ich das klar kommunizieren – ohne Vorwürfe oder Eskalation.
Ein Beispiel aus dem Alltag:
Person A: „Du kommst schon wieder zu spät. Ich hab echt keine Lust mehr, ständig deinen Kram mitzumachen!“
Person B: „Ich kann halt nicht hexen! Ich hab selbst Stress – aber das interessiert dich ja nicht.“
Was steckt dahinter?
- Person A fühlt sich frustriert, vielleicht auch wütend → Bedürfnis: Struktur, Unterstützung, Wertschätzung
- Person B fühlt sich angespannt, gestresst → Bedürfnis: Verständnis, Entlastung, Respekt
Wie könnte es achtsam klingen?
Person A: „Ich merke, dass ich gestresst bin, wenn du später kommst. Mir wäre wichtig, dass wir gemeinsam gut starten. Wie geht’s dir damit?“
So entsteht Kommunikation auf Augenhöhe: Ich teile mein Gefühl und mein Bedürfnis mit – und lade die andere Person ein, das Gleiche zu tun.
Eine kleine Anregung zur Selbstreflexion
Nehmen Sie sich heute einen Moment Zeit:
- Was fühle ich gerade – ehrlich?
- Welches Bedürfnis steht dahinter?
- Welche Strategie nutze ich, um mir mein Bedürfnis zu erfüllen?
Je klarer wir uns selbst begegnen, desto klarer wird auch unsere Kommunikation mit anderen.
Abbildungen KI-generiert
Elke Strauß
Seit vielen Jahren begleite ich als Trainerin, Coach und Moderatorin Menschen in herausfordernden Arbeits- und Lebenssituationen. Mein Schwerpunkt liegt auf den Themen Pflege, Demenz, Unterstützung von Angehörigen sowie Coaching und der Entwicklung von Teams und Führungskräften.
Mein Anliegen ist es, wertvolle Impulse, praktische Tipps und inspirierende Gedanken mitzugeben – für mehr Orientierung, Entlastung und neue Perspektiven im Alltag.
Elke Strauß
Dipl. Pflegewirtin, Krankenschwester, Trainerin, Coach und Moderatorin
Mehr Infos: www.elke-strauss.de