Rombachs Finanztipps
Die Börsebius Mitmachkolumne: Die Leser setzen die Themen und das ist gut so
Eingedenk des Wissens, daß eine Kolumne immer nur spannend und aktuell ist, wenn der Kontakt zum Leser nicht verloren geht, habe ich vor über drei Jahren das neue Format „Die Börsebius Mitmachkolumne“ ins Leben gerufen. Meine treuen Börsebius Fans schreiben mir ja relativ viel und ich bekomme ja auch einigermaßen oft Anrufe zu diesem oder jenem Thema. Wo halt den Leuten in Gelddingen der Schuh drückt.
„Knaller“ Nießbrauchdepot
Meine jüngste Kolumne über das Nießbrauchdepot war ein richtiger Volltreffer. Selten zuvor habe ich so viele Reaktionen auf ein Thema erhalten und ich möchte gerne einige Beiträge davon veröffentlichen, natürlich – wie sich das gehört – ohne Namensnennung.
„Lieber Herr Rombach, herzlichen Dank für Ihren Beitrag über den Nießbrauch bei Aktiendepots.
Wie wird denn genau der Wert des Nießbrauch berechnet. Das ist mir bei Ihrem Beispiel mit 1 Million Euro und 40.000 Euro Kapitalerträge nicht ganz klar.
Freundliche Grüße aus Nürnberg
Gute Frage, Danke dafür. Der Ertrag, den das Depot jährlich abwirft (in unserem Fall 40.000 Euro) wird mit einem bestimmten Faktor multipliziert. Diesen Faktor errechnet das Bundesfinanzministerium anhand der durchschnittlichen Lebenserwartung des Nießbrauchnehmers. Bei einem 60-jährigen ist das der Faktor 13,889, was einen Nießbrauchwert von 555.560 Euro ergibt.
Dieser Wert (555.560 Euro) und der Freibetrag des Sohnes (400.000 Euro) werden von dem Depotwert von einer Million abgezogen. Es werden also quasi nur noch auf den Restwert des Depots Schenkungssteuern fällig und die sind mit 7 Prozent auch noch sehr gnädig. Hochgradig gnädig sogar.
„Lieber Herr Rombach, daß ist wieder so ein Kracher von Ihnen , das Nießbrauchdepot. Super danke. Ich werde mich noch heute darum kümmern als Kunde der Deutschen Bank. Liebe Grüße Ihr Dr. K“
„Guten Morgen Herr Rombach
Danke für diesen tollen Tipp
Mit freundlichen Grüßen
Dr. W. „r
„Lieber Börsebius. Ihre Beiträge im Bilderbogen lese ich immer gerne und interessiert. Ihren Ansichten und Analysen kann ich meistens – bis auf so Ausnahmen wie maximal 10 Pos. Im Depot – auch zustimmen. Aber ihr jetziger Vorschlag mit dem Niesbrauchdepot ist ja wohl ein richtiger Schuss in den Ofen. Ich bin ein alter Mann mit Aktiendepot und zwei Söhnen. Wenn ich denen einen gewissen Teil als Niesbrauchdepot – also über die Erträge daraus will ich weiterhin selbst verfügen – dann hat der neue Eigentümer in Wirklichkeit gar kein Einkommen daraus, vor allem aber auch keine Verfügungsgewalt über das Geld! Er kann doch dann logischerweise kein Geld für sich nutzbar machen. Ich hatte gerade den praktischen Fall: Mein Sohn hat ein Haus gekauft, und dafür hatte ich ihm Unterstützung versprochen. Es musste Geld sein – also habe ich dafür etwas aus meinem Depot verkauft. Ein Niesbrauchdepot hätte ihm nichts genützt! – Oder?
Ich hatte von diesem Begriff noch nie gehört, und ich glaube, ich weiß jetzt auch, warum!
Mit freundlichen Grüßen, L.“
Ja, manchmal passt eine an sich gute Idee nicht zum persönlichen Investmentprofil. Der Zweck ist ein anderer. In diesem Fall ist es klar, daß ein Nießbrauchdepot nicht den gewünschten Effekt hat, nämlich einem Sohn den Kauf einer Immobilie zu finanzieren. Das Nießbrauchdepot hat indes einen ganz anderen Charme: nämlich höchst legal etwaige Erbschaftssteuern respektive Schenkungssteuern zu „optimieren“.
Börsebius TopTen Masterliste: Ausreißer NFON
„Sehr geehrter Herr Rombach,
schreibe Ihnen heute das 1. Mal, obwohl ich Ihnen schon Jahrzehnte folge, seitdem Sie im Deutschen Ärzteblatt Ihre Kolumnen schrieben.
Sorge mich um die NFON- Aktie, die seit meinem Kauf für knapp 19 € einen Verlust von 75% hingelegt hat. Und in der Masterliste vom Frühjahr 2022 drin ist.
Es wäre schön, wenn Sie in einer der nächsten Kolumnen etwas zu NFON sagen könnte, vielleicht im Rahmen einer neuen Masterliste?
Wenn es nicht paßt, erbitte ich eine Info von Ihnen, was Sie glauben, wie ich am besten mit dieser Aktie verfahren sollte, halten? nachkaufen? verkaufen?
Danke!
Herzlichen Gruß
Dr. med. R“
Oh, weh. Da hat der Leser in der Tat recht, daß es sich hier um einen unglückseligen Verlauf einer Aktie handelt. Da ist es nur ein schwacher Trost (aber immerhin) daß sich mit dem 3D Druckerhersteller SLM Solutions ein anderer Wert aus der Börsebius TopTen Masterliste mehr als verdoppelt hat.
Ehrlicherweise muss ich aber konstatieren, daß auch meine Erwartungen in NFON gründlich enttäuscht wurden und ich mittlerweile der Unternehmensführung eine Kehrtwende nicht mehr zutraue, um es genau zu sagen, ich halte den CEO für einigermaßen unbrauchbar, den Tournaround zu schaffen. Die Aktie fliegt demnächst aus der Masterliste.
Wer folgt? Ich glaube Kali+Salz hat ganz gute Chancen. Ich gehe aber noch etwas schwanger mit der Idee.
Wie weiter mit russischen Aktien?
„Sehr geehrter Herr Rombach,
sicher wenden sich im Moment viele Ihrer Leser an Sie. Ich habe nun schon mehrfach Schreiben meiner Bank erhalten, die mich auffordern, meinen Bestand an Gazprom-Aktien an eine andere Bank zu übertragen. Da ich keine anderweitige Bank habe, die auf russischem Gebiet aktiv ist, wollte ich die Geschichte einfach aussitzen. Andererseits kann es wohl passiere, dass die Aktien ausgebucht und verloren sind? Ist das nicht faktisch Enteignung von Staatswegen? Was raten Sie?
Was raten Sie?
Mit freundlichen Grüßen,
S“
DR (Depositary Receipts) auf russische Aktien sind seit dem Frühling 2022 nicht mehr handelbar. Unmittelbar nach Kriegsbeginn stoppten westliche Banken den Handel, worauf Russland die DR-Programme kündigte.
Die Inhaber müssen die DR Scheine aber noch in 2022 in Originalaktien umtauschen, sonst werden sie zwangsweise verkauft. Ich wette, da kommen dann nur Centbeträge dabei herum.
Nun gibt es seit einigen Tagen die Hoffnung, daß Clearstream exakt Umwandlungsanträge von DR in russische Aktien annimmt.
So gesehen, wäre nichts tun und „aussitzen“ die falsche Wahl. Ob ihre Bank allerdings willens und in der Lage ist, die Anträge bei Clearstream zu stellen, weiß ich natürlich auch nicht. Und was das extra kostet, schon gar nicht.
Die Nummer mit russischen Aktien ist also nach wie vor eine echt heiße Kiste und der Leser hat natürlich recht, irgendwie ist das auch eine mögliche Enteignung, aber das muss man wohl auch abwarten.
Es war von Anfang an ein Fehler, sich in russischen Aktien zu tummeln, aber nachher ist natürlich jeder schlauer als zuvor.
Fazit: Aus dem Feedback und den Fragen der letzten Tage wurde also diese aktuelle Mitmachkolumne. Ich darf mich bei den vielen Mitakteuren für die spannenden Fragen sehr bedanken. Börsebius ist immer nur so gut wie die von den Leserinnen und Lesern gesetzten und gewünschten Inhalte und Themen.
Und zum Schmunzeln noch mein „Knallbonbon der Woche“
Das chinesische Staatsunternehmen Cosco darf sich jetzt am Hamburger Hafen beteiligen, genauer an einem Terminal. Der schlaue Olaf schlug – obwohl mehrere Fachministerien dringend davon abrieten – listig vor, die Beteiligung von rund einem Drittel auf unter 25 Prozent zu drücken, dann hätten die Chinesen da „unternehmerisch“ nix mehr zu sagen.
Sprachs und das Kabinett beschloss schön brav die Chose.
Ich kenne Unternehmen, die haben eine noch viel niedrigere Beteiligung, die bringen aber so viel Geschäft, daß „um die Ecke“ natürlich unternehmerisch Einfluss ausgeübt wird. Das wird dann auch im Hamburger Hafen nicht anders sein. Die Chinesen werden also im Zweifel zeigen, wo der Hammer hängt. Aber Hauptsache, Olaf war listig.
Lustig ist das durchaus nicht.
Ach übrigens: am selben Tag verkündete das Kabinett, man wolle in Deutschland den Konsum von Cannabis legalisieren.
Es ist kein Zufall, daß diese beiden Befunde zeigen, wie sehr Maß und Mitte in Deutschland verloren gegangen sind. Es ist eine Schade.
Liebe Abonnenten des Bilderbogen: Falls Sie auch eine Frage rund ums Geld haben, immer zu. Schreiben Sie an rombach@derboersebius.de
Ich freue mich.
Bleiben Sie mir gewogen, ich bin Ihnen ebenso verbunden. Über Anregungen für Themenvorschläge freue ich mich sehr.
Stets, Ihr
Reinhold Rombach
„Börsebius“
Unser Gastkommentator Reinhold Rombach ist einer der bekanntesten Börsenexperten Deutschlands und lebt schon lange in Rodenkirchen. Er beschäftigt sich seit über 25 Jahren mit börsennotierten Gesellschaften, mit Aktien und Fonds, analysiert ihre Stärken und Schwächen. Seine Meinung über Geld&Börsen veröffentlichte er früher als Kolumnist in der Zeit (aber auch in der Wirtschaftswoche und der Süddeutschen Zeitung) und mehr als ein Vierteljahrhundert im Deutschen Ärzteblatt als „Börsebius“. Seine Fans nennen ihn aber auch den „Kostolany vom Rhein“ oder das „Kölsche Orakel“. Rombach´s spannende wöchentliche Kolumnen und eine Aktien-TopTen-Masterliste erscheinen im Web unter www.derboersebius.de