Rombachs Finanztipps

Dämmstoffaktien sowas von aufregend

Stockpicking scheint mir das Gebot der Stunde zu sein. In einer Zeit , in der altbewährte Auslesekriterien aufgrund der aktuellen Lage an den Finanzmärkten außer Kraft gesetzt sind – wer hat nicht mit vermeintlich todsicheren wertbeständigen Aktien auch schon immense Verluste eingefahren? – bleibt der unverdrossenen Börsenspürnase nur noch der Ausweg, in Titel zu investieren, bei denen eine spezielle Story Ausweg aus dem derzeitigen Kursdilemma verspricht. Doch welche Aktie? Welche Story? Kurzum, wo ist die berühmte Nadel im Heuhaufen?

Förderung von Gebäudesanierungen

Zu einem ausgefeilten Stockpicking gehört natürlich auch die zündende Idee und im Anschluss daran die dazu passende Aktie zu finden oder besser noch, deren zwei oder drei.

Nun wissen wir alle, daß sich die Bundesregierung zum Ziel gesetzt hat, pro Jahr 400.000 Wohnungen zu bauen, aber bei den staatlichen Fördermaßahmen für Gebäudesanierung tun wir uns wegen des Paragrafendickichts schon schwerer. Das könnte allerdings ein Fehler sein, weil sich aus diesem Beritt  möglicherweise Aktien mit „hidden champions“ Charakter finden lassen, die gute bis exzellente Kurschancen versprechen.

Das ist eine coole Idee, fanden auch die Wertpapierexperten von Goldman Sachs, als sie just diese Förderregeln unter die Lupe nahmen und prompt die Aktien von Kingspan und Saint-Gobain als Hotstock auf ihre Empfehlungsliste setzten. Saint-Gobain kennt fast jeder, ein französischer Baukonzern, aber, was zum Teufel, wer oder was ist Kingspan? Die Antwort folgt auf dem Fuße, es handelt sich hier um einen Spezialisten für „thermisch isolierende Gebäudeverkleidungen“ und der sitzt in Irland.

Und jetzt mal ehrlich, ich kannte den Wert bis vor ein paar Stunden auch noch nicht, der immerhin das Zeug hat, in meine Börsebius TopTen Masterliste aufzurücken.

Doch warum in die Ferne schweifen, liegt das Gute doch so nah, wenn auch versteckt. Doch auch hier gilt es erst mal, sich genauer über Details und Hintergründe staatlicher Sanierungsmaßnahmen zu informieren. Und genau darum geht es.

Seit dem 28. Juli gelten in Deutschland neue Förderrichtlinien für Anträge auf Komplettsanierung bei der KfW. Es geht konkret darum, die energetische Sanierung von Altbauten zu unterstützen. Und dafür stellt die Bundesregierung Mittel im gewaltigem Umfange von 56 Milliarden Euro zur Verfügung, 16,7 Milliarden davon alleine im kommenden Jahr.

Zwei und zwei zusammengezählt und noch ein paar Nachkommastellen nachgerechnet ergeben sich hieraus total spannende Perspektiven für zwei Aktien deutscher Dämmstoffhersteller: Steico und Sto heißen die Glücklichen.

Steico hat die ISIN DE000A0LR936.  Kursziel:  60 Euro.

Sto     hat die ISIN DE0007274136.    Kursziel:150 Euro.

Wohnungsbau bricht ein: Dealbreaker?

Nun wissen wir ja alle, daß derzeit die Lage am Immobilienmarkt eher düster aussieht, Stichwort steigende Zinsen, steigende Preise, Lieferkettendilemma und so weiter. Ist das ein Dealbreaker für Dämmstoffaktien? Immerhin haben die beiden genannten Aktien Steico und Sto nicht gerade Honeymoon-Wochen hinter sich. Ich meine, gerade das Gegenteil ist der Fall. Wenn weniger gebaut wird, dann wird mehr saniert. Oder?

Fazit: Dämmstoffaktien sind sowas von aufregend. Gerade jetzt.

 

Und zum Schmunzeln noch mein „Knallbonbon der Woche“ 

Cum-Ex. Da knallt es ja jetzt richtig. Etliche Akteure sitzen schon hinter Gittern, selbst dem Spiritus Rektor der Aktienverschiebeaktionen, Hanno Berger,  wird jetzt sogar  hierzulande zweimal der Prozess gemacht, nach dem er sich jahrelang in der Schweiz verschanzte, am Ende siegte die Deutsche Kavallerie doch. Die Hamburger Warburg Bank hat sich vom edlen Schuppen in ein Ansehenswrack gewandelt. Hunderte von Millionen hat sich der Staat wieder geholt.

Der Staat zeigt Zähne. Gottlob. Alles gut?

Nicht ganz. Deutsche Landesbanken haben im Cum-Ex-Geschäft kräftig mitgemischt und in Summe fast eine Milliarde an ungerechtfertigten Steuererstattungen erschlichen, davon die WestLB in Düsseldorf alleine 600 Millionen Euro.

Juristische Aufklärung also bei öffentlich-rechtlichen Banken? Fehlanzeige.

Ein Skandal, der die deutsche Öffentlichkeit nicht interessiert. Das ist ein Skandal.

 

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Stets, Ihr
Reinhold Rombach
„Börsebius“ 

Unser Gastkommentator Reinhold Rombach ist einer der bekanntesten Börsenexperten Deutschlands und lebt schon lange in Rodenkirchen. Er beschäftigt sich seit über 25 Jahren mit börsennotierten Gesellschaften, mit Aktien und Fonds, analysiert ihre Stärken und Schwächen. Seine Meinung über Geld&Börsen veröffentlichte er früher als Kolumnist in der Zeit (aber auch in der Wirtschaftswoche und der Süddeutschen Zeitung) und mehr als ein Vierteljahrhundert im Deutschen Ärzteblatt als „Börsebius“. Seine Fans nennen ihn aber auch den „Kostolany vom Rhein“ oder das „Kölsche Orakel“.  Rombach´s spannende wöchentliche Kolumnen und eine Aktien-TopTen-Masterliste erscheinen im Web unter www.derboersebius.de