Klassentreffen 76 Jahre nach Einschulung rekordverdächtig
Wenn ich in der zweiten Jahreshälfte die Einladung zu diesem Klassentreffen in Rodenkirchen bekomme, lasse ich mir die „Altersangabe“ so „richtig auf der Zunge zergehen“: „76 Jahre nach der Einschulung“. Das ist meiner Meinung nach absolut „rekordverdächtig“, in meinen fast fünf Jahrzehnten als Lokaljournalist gab es bisher keine Klasse, die sich in dem Alter noch getroffen hat.
Allerdings ist die Liste der ehemaligen Mitschüler, die mal aussetzen müssen, diesmal besonders lang gewesen. Selbst mein eigener Bruder Karl-Heinz musste wegen einer kurzen Auszeit in der Uniklinik passen. Margret Paque, die in Brüssel wohnt, grüßte aus dem Krankenhaus. Auch Hildegard Merkel und Margot Bödeker entschuldigten sich, und Dieter Glaser wollte den Winter „in seiner Datscha im Marokko diesmal nicht unterbrechen“.
Es waren schon illustre Rodenkirchenerinnen und Rodenkirchener, die 1946 mangels intakter Schulbauten in ihrem Heimatort in die Kantine der „Chemischen Fabrik“ eingeschult wurden. Nach einigen Wochen wurde in das Gemeindehaus der evangelischen Kirchengemeinde umgezogen, bis endlich das alte Schulgebäude neben der Maternuskirche, wo heute der Bellevue-Wohnpark steht, wieder funktionsbereit war.
Kleine Geschichte am Rande: Vier Schulfreundinnen der ersten Stunde, Margret Liesegang, Martha Müller geborene Jovy, Marie-Theres Ley geborene Klipper und Ulrike Bemm geborene Fuß sind seit den Tagen in der „Chemischen“ befreundet. Sie hätten auch sicher gemeinsam das Abitur gemacht, wenn nicht Vater Liesegang als „höhere Lehranstalt für seine Tochter die Ursulinenschule in Hersel bevorzugt hätte. Die anderen drei legten die Reifeprüfung auf dem „Irmgardis“ ab, ihr „Goldenes Abitur“ liegt auch schon mehr als ein Jahrzehnt zurück.
Das Besondere in diesem Jahr war, dass Ulrike Bemm es wieder mal geschafft hat, ihre jährliche Ärztetour nach Rodenkirchen in die Zeit des Klassentreffens zu legen. Frau Bemm ist vor mehr als 25 Jahren mit ihrem Mann hauptsächlich wegen des gemeinsamen Hobbies „Segeln“ nach Mallorca gezogen. Der Abschied „von zu Hause“ ist ihr damals schon schwer gefallen, vor allen Dingen, weil sie mindestens zwanzig Jahre zuvor die „Bambini-Mannschaft“ im Hockeyverein Marienburger Sportclub betreut hatte. Diesmal waren die vier Freundinnen wieder für ein paar Tage vereint und haben sich mehrfach, meist im Hause Liesegang, getroffen.
Der Schluss des Klassentreffens ist seit Jahren auch immer gleich: „Hans, sagt ein paar Worte!“, ist zu hören. Dann steht der Angesprochene, Dr. Hans Schmücker auf, und bedankt sich mit blumigen Worten und mit einem entsprechenden Strauß bei Margret Liesegang, die das Treffen seit Jahren organisiert. Und die Antwort von Margret Liesegang ist auch vorhersehbar: „Die Hälfte vom Strauß gehört aber der Hannelore Bröhl, die hat mir ja sehr geholfen!“. (ht).