„Ich bin stolz, was aus Ihnen allen geworden ist!“
Rondorfer Grundschüler*innen trafen sich zum Klassentreffen der Einschulungsjahrgänge 1957/58 im Großrotter Hof
Ich war ausgesprochen pünktlich an diesem Freitagnachmittag im Großrotter Hof, wo sich Schüler der Rondorfer Volksschule aus ferner Zeit trafen. Die stand etwas da, wo heute Dorfplatz und Brunnen sich befinden. Sie war eine typische Landkölner Volksschule aus Backsteinen und ist schon vor vielen Jahren abgerissen worden. Die ehemaligen Schülerinnen und Schüler erwiesen sich im Laufe des Abends dagegen als durchaus lebendig.
Der erste Gast, der mich sah, begrüßte mich als „Herr Thielen vom Werbekurier“. „Der Name ist richtig, aber das mit dem Werbekurier ist ja fast so lange her wie eure Schulzeit! Seit 42 Jahren mache ich den Bilderbogen!“ Und da er mit einem Gitarrenkoffer vor mir stand, fragte ich, wer er denn sei? Es war Herr Meyer, genauer gesagt Herr Werner Meyer, altes Rondorfer Zimmerei-Geschlecht, der sechste Inhaber in der Familienchronik. Als Jugendlicher und junger Erwachsener hat er viele Jahre mit der Band „The Butlers“ Musik gemacht. Mittlerweile hat er die Firma in der Familie an „Meyer-7“ übergeben, und wenn ihm nach Singen und Gitarre ist, spielt er in seinem Urlaubsdomizil in Greetsiel in Ostfriesland schon mal in der Dorfkneipe. Seine Fans hat er aber auch in Rondorf. Seine Mutter konnte Ostern ihren 97. Geburtstag feiern, und sie hatte im nahegelegt, bloß nicht ohne seine Gitarre zu kommen. Mittlerweile waren die meisten der Geladenen eingetroffen, und ein Mitschüler begrüßte Werner Meyer als „Eros Ramazotti von Rondorf“. Doch dazu später.
Als unsere Schülerinnen und Schüler eingeschult wurden, hatten beide Eingangsklassen je eine Größe von über 40 Kindern. Alle Rondorfer Grundschüler wurden Mitte der fünfziger Jahre von insgesamt fünf Lehrkräften unterrichtet, nach 1960 kam eine sechste Lehrkraft hinzu. Wenn damals nach dem vierten Schuljahr Schülerinnen und Schüler auf weiterführende Schulen wechselten, wie Anne Merkenich zum Irmgardis-Gymnasium nach Bayenthal, wurden schon mal zwei oder drei Jahrgänge in einer Klasse zusammengefasst und gemeinsam unterrichtet. Am Ende der Schulzeit wartete dann auf der Abschlussfahrt die „weite Welt“ auf die Grundschüler. Wie für viele Landkölner Schulen zu dieser Zeit war die Jugendherberge in Dattenberg bei Linz am Rhein das Ziel. „Aber natürlich streng nach Jungen und Mädchen getrennt, schließlich waren wir ja eine katholische Grundschule“, so Anne Merkenich. Die schulischen Verhältnisse von damals kann man sich heute gar nicht mehr vorstellen. Schon bei einem der letzten Klassentreffen meinte Marlene Werner, ein „Frollein Lehrerin“ aus der damaligen Zeit zu den ehemaligen Schülerinnen und Schülern: „Ich bin richtig stolz auf Euch, was trotz der damaligen Umstände aus Ihnen geworden ist!“
Mittlerweile sind die meisten der Ehemaligen eingetroffen, und Werner Köpp spricht einige Worte der Begrüßung. Dann bat ich die Anwesenden nach draußen zum Gruppenfoto, was auch schnell „im Kasten“ war. Ich nahm wieder im Lokal Platz und erfuhr, dass das Treffen heute das insgesamt sechste Treffen war. Immer in verschiedenen Lokalen. Das Treffen heute war eigentlich schon 2021 geplant, doch dann kam die Pandemie dazwischen.
Ich stehe mit dem „Eros Ramazotti von Rondorf“ wieder im Lokal. Er möchte vor dem Essen noch ein paar Lieder zum Besten geben und erzählt mir, was er geplant hat: „Ein paar eigene Lieder, auch mit Rondorfer Bezug, dann I want to hold your Hand von den Beatles, und ein paar andere Oldies“, hatte er gesagt. Da mit „Helfe kann dir keiner“ aus den Anfangstagen von BAP und aus der Feder von Niedecken/Heuser ein absolutes Lieblingslied von mir dabei ist, will ich das natürlich noch hören. Aber die meisten Ex-Schüler stehen nach dem Foto noch draußen in der Sonne und sind – natürlich – am Erzählen. „Fang doch einfach mal an“, sagte ich zu Werner Meyer. „Dann spielst du die wieder rein.“
Gesagt getan. Man kennt doch die Wirkung von Live-Musik, und schon nach den ersten Klängen setzte sich die Gruppe in Bewegung. Bei den ersten Texten mit Rondorfer Lokalkolorit gab es gleich entsprechende Kommentare, schließlich auch Beifall. Der Beatles-Song ertönte, was besonders die Damen erfreute, schließlich „Helfe kann dir keiner“, das Frühwerk von BAP. Sehr authentisch vorgetragen, man fühlt sich fast in die Achtziger zurückversetzt. Bei den letzten Klängen verschwand ist durchs Lokal. Natürlich nachdem ich mich vorher von meinen Gesprächspartnern verabschiedet hatte. Hier wäre ich gerne länger geblieben. (ht).