Kriminalistische Stadtführung“ mit Abstechern zum Fußball

Zu einer „kriminalistischen Stadtführung“ durch seine Südstadt hatte der Kölner Künstler und „Vorsorge-Aktivist“ Cornel Wachter am letzten Sonntag eingeladen. Und viele, viele Interessierte kamen. Sie fühlten sich nach fast zweieinhalb Stunden quer durch das Severinsviertel bestens unterhalten, wozu natürlich auch der Gitarrist Josef Loup beitrug, der ab und an ein passendes Lied aus dem Repertoire der Bläck Fööss oder von Wolfgang Niedecken beitrug. Natürlich ging es in erster Linie um schwere Jungs und leichte Mädchen, Galgenvögel, Zechpreller, Nachtschlosser, Hehler und Boxer, aber wir wollen zwei schöne Geschichte von Fortuna erzählen, deren großer Fan Cornel Wachter ja von frühester Jugend an ist. Er ist stolz auf seine Mitgliedsnummer „11“, die ihm der große Jean Löring persönlich vermittelt hat.

Cornel Wachter stellte zu Beginn mit Volker Lange einen echten Kölner Kommissar vor, dessen Buch er hier zeigt und aus dem er auch den einen oder anderen Fall zitiert hat. Foto: Helmut Thielen

Cornel Wachter stellte zu Beginn mit Volker Lange einen echten Kölner Kommissar vor, dessen Buch er hier zeigt und aus dem er auch den einen oder anderen Fall zitiert hat. Foto: Helmut Thielen

Als Jugendlicher hatte Cornel Wachter mal für ein Fortuna-Spiel rot-weiße Fortuna-Fahnen organisiert. Nach dem Spiel trafen die Fortuna-Fans auf größere FC-Fans, die keinen Spaß verstanden, die Fahnen mit irgendeinem Spray einsprühten und kurzerhand verbrannten. Zu Hause gestand Wachter seiner Mutter das Malheur, die aber Rat wusste. Sie schickte ihren Filius kurzerhand in einen Stoffladen, ließ ihn ein paar rote und weiße Stoffbahnen kaufen und nähte die Fahnen neu. Des Rätsels Lösung: Es waren Prozessionsfahnen aus der Severinskirche, die sich Wachter für das Fußballspiel ausgeliehen hatte. Wenn man seinen Worten Glauben schenkt, und wer zweifelt schon daran, sind die Fahnen seiner Mutter heute noch im Einsatz.

Die zweite Geschichte spielte zu einer Zeit, als die Amerikaner den europäischen Fußball importieren wollten und Stars wie Franz Beckenbauer, Pele aus Brasilien und sogar Trainer Hennes Weisweiler zu Cosmos New York über den großen Teich lockten. Löring bekam in dieser Zeit ein Angebot eines Spielervermittlers, ein Testspiel gegen die im Aufbau befindliche amerikanische Fußball-Nationalmannschaft zu bestreiten. Löring sagte zu, hatte aber vergessen, dass seine Fortuna zur gleichen Zeit ein Pflichtspiel auswärts bestreiten musste. Also rief er in seiner Not in einer bekannte Südstadt-Kneipe an und verpflichtete deren Thekenmannschaft für das Spiel gegen die Amis. Das war der FC Merowinger, der zu dieser Zeit wirklich eine Thekenmannschaft war, deren Aktive aber ehemalige Fußballer aus höheren Amateurligen waren, die also wirklich mit dem runden Leder umgehen konnten. Das Ende vom Lied: Die Thekenmannschaft in Fortuna-Trikots gewann sage und schreibe 7:1 gegen die Amerikaner. Wirkliche Berühmtheit erlangte die Thekenmannschaft aber durch die Tatsache, dass sie auf ihren damals jährlichen Abschlussfahrten nach Mallorca als die Erfinder des Begriffs „Ballermann“ gelten, wie kürzlich wieder einmal in einer bekannten Kölner Tageszeitung zu lesen war.

Für die Musik sorgte Josef Loup, zusammen mit Wolfgang Anton einst Gründer der Band „De Famillich“. Foto: Helmut Thielen

Für die Musik sorgte Josef Loup, zusammen mit Wolfgang Anton einst Gründer der Band „De Famillich“. Foto: Helmut Thielen

Zum Schluss gab es so viel Applaus für die Worte von Cornel Wachter und die Musik von Josef Loup, dass sich beide an Ort und Stelle für eine zweite Auflage ihrer Südstadtführung entschlossen. Die findet statt am Sonntag, 16. Juli, wieder um 16 Uhr, Treffpunkt wieder unter der Severinstorburg. Thema diesmal: „Veedelsgrößen“ – Zom Laache, zom Staune, zom Blöke (Viertelsgrößen – Zum Lachen, zum Staunen, zum Heulen). Wer kommt, der kommt, pro Person 20 Euro für Text und Musik.