Eine Brücke über den Verteilerkreis
Vorzugslinienführung der Verlängerung der Stadtbahn nach Rondorf und Meschenich vom Stadtrat beschlossen.
Der Stadtrat hat die „bestmögliche Linienführung“ für die „StadtBahn Süd“ nach Rondorf und Meschenich beschlossen. Sie besteht für den 1. Bauabschnitt aus der Kombination von „Nord-Alternative 1.1a“ und „Süd-Alternative 1“. Die Trasse soll von der noch zu errichtenden Bahn-Haltestelle Arnoldshöhe mittels einer Brücke oberirdisch über den Verteilerkreis in den Äußeren Grüngürtel geführt werden. Zunächst dicht westlich der BAB555 verlaufend, soll sie im Weiteren die Straße Im Wasserwerkswäldchen südlich des Wasserwerks kreuzen und westlich dieser Straße auch die BAB4 über eine neue zweite Brücke queren. Anschließend soll die Trasse über den Weißdornweg durch das Neubaugebiet Rondorf Nord-West nach Rondorf-Mitte führen. Nach Querung der Kapellenstraße soll sie östlich des Kirmesplatzes und westlich der Talstraße liegen, hinter der Westerwaldstraße auf die Bödinger Straße zulaufen und zunächst nach Meschenich-Nord (Höhe Kölnberg) führen. Es ist vorgesehen, im zweiten Bauabschnitt die Linie auf der Brühler (Land)Straße bis zur Endhaltestelle Meschenich-Süd fortzusetzen. Beide Stationen in Meschenich sollen einen Park+Ride-Platz erhalten.
Mit Brücke über den Verteilerkreis?
Gleichwohl ist die Entscheidung der Vorzugslinienführung mittels Brücke über den Verteilerkreis noch nicht in Stein gemeißelt. Denn mit zusätzlichen Prüfaufträgen folgte der Rat Empfehlungen der Ausschüsse für Verkehr sowie Umwelt: Diese hatten in Anlehnung an den einstimmigen Beschluss Anfang März der Bezirksvertretung (BV) Rodenkirchen vorgeschlagen, etwa die bereits 2011 von der BV geforderte Prüfung eines den Verteilerkreis in Form einer Tangente schneidenden Kurztunnels durchzuführen. „Beginnend nach einer Rampe auf der Bonner Straße vor dem Verteilerkreis soll die Stadtbahntrasse unmittelbar nach dem Verteilerkreis plangleich mit dem tieferliegenden Grünzug weitergeführt werden“, heißt es im zuletzt leicht korrigierten BV-Beschluss. Zuvor schon hatten wasserrechtliche Gutachten zum Grund- und Trinkwasserschutz ergeben, dass in der Wasserschutzzone II die von vielen gewünschte elegantere Lösung eines Langtunnels oder Troges unter/durch den Verteilerkreis nicht möglich ist. Daher erscheint auch ein Kurztunnel eher ausgeschlossen. Eine Machbarkeitsstudie soll nun Gewissheit bringen. Und wer weiß…
Straße im Wasserwerkswäldchen sperren?
Um die Umweltbelastungen durch Errichtung einer Brücke über den Kreisverkehr und den Bau der Bahntrasse durch den Grüngürtel auszugleichen, hatte die Verwaltung auf gutachterlicher Basis schon im Vorfeld zwei zusätzliche Maßnahmen gefordert: Danach müsse die Tankstelle und das Schnellrestaurant am Verteilerkreis weichen. Zudem müsse die Straße Im Wasserwerkswäldchen, bis auf den Verkehr zum seit 1905 betriebenen Wasserwerk, für motorisierte Fahrzeuge gesperrt werden. Damit soll insbesondere die Gefährdung des Grund- und Trinkwassers verringert werden. In der sehr gut besuchten zweistündigen Online-Bürgerinformation zum Projekt „StadtBahn Süd“ im Februar betonte Gutachter Marcel Reuter, dass eine solche Straße durch eine Wasserschutzzone heute überhaupt nicht mehr genehmigungsfähig wäre. Die Schutzgüter Trink- und Grundwasser seien in Deutschland schon immer rechtlich sehr hoch angesiedelt gewesen. Hier habe man es mit gewachsenen Strukturen und einem Bestandsschutz zu tun.
Der Zeitpunkt der Sperrung der Straße Im Wasserwerkswäldchen, so ein weiterer an den entsprechenden BV-Beschluss angelehnter Prüfauftrag des Rates an die Verwaltung, solle „abhängig vom Verlauf der Bauarbeiten der ´StadtBahn Süd´ und den damit verbundenen Verkehrsoptimierungen getroffen werden“. Damit ist auch die noch zu bauende Entflechtungsstraße für das Neubaugebiet „Rondorf Nord-West“ gemeint, vor allem aber die Ertüchtigung der Kapellenstraße und des Knotenpunktes Friedrich-Ebert Straße/Zum Forstbotanischen Garten (L300). So soll auf der Friedrich-Ebert-Straße von Hochkirchen kommend die Linksabbiegerspur verlängert und die Ampelschaltung insgesamt so optimiert werden, dass die Kreuzung auch in verkehrsreichen Zeiten „funktioniert“. Mit Sperrung der Straße Im Wasserwerkswäldchen sollen sich laut Prognosen circa 5.900 Kfz-Fahrten täglich auf alternative Routen verlagern. Trotz der Mehrbelastung des unmittelbar benachbarten und übergeordneten Straßennetzes erwarten die Expert:innen eine angemessene Abwicklung des Kfz-Verkehrs in alle Richtungen und mindestens ausreichende Verkehrsqualität. Nach einer Akteurskonferenz zur „StadtBahn Süd“ und vor der digitalen Bürgerinformation äußerten der Vorstand der Dorfgemeinschaft Rondorf-Hochkirchen-Höningen e.V. sowie weitere in der IG Kölner Süden zusammengeschlossene Bürgervereine und -initiativen heftige Kritik an der beabsichtigten Schließung der Straße Im Wasserwerkswäldchen. Dadurch befürchten sie eine „erhebliche zusätzliche Verkehrsbelastung durch Umwege“. Heute bereits staue sich der Verkehr in Rondorf und Umgebung regelmäßig. In einem offenen Brief an Sonja Rode, Leiterin Amt für Brücken, Tunnel und Stadtbahnbau, sowie Ascan Egerer, Beigeordneter für Mobilität, beriefen sie sich auch auf eine Blitzumfrage unter „betroffenen Einwohnern“. „Bereits die Schließung der Tankstelle sollte bei weitem ausreichen, um einen Risikoausgleich herzustellen“, wird in dem Schreiben vom 22. Februar festgestellt. Die Verbindung durch das Wäldchen zum Militärring/Verteilerkreis sei „seit jeher ein fester Bestandteil der vorgesehenen Infrastruktur Rondorfs und Hochkirchens“. Dabei haben die Absender auch das zukünftig vermehrte Verkehrsaufkommen durch „Rondorf Nord-West“ im Blick.
Petition für „Stadtbahn Süd jetzt!“
Fast parallel starteten Bürger:innen in Rondorf die bis Mai 2023 auf der Internet-Plattform „openPetition“ zu unterstützende Initiative „StadtBahn Süd jetzt!“ (https://www.openpetition.de/petition/online/stadtbahn-koeln-sued-jetzt-realisieren). Mit Christoph Enders, Thomas Grothkopp und Katja Kröll überreichten zuletzt drei Initiator:innen Bezirksbürgermeister Manfred Giesen die an die BV Rodenkirchen, den Verkehrsausschuss und Rat der Stadt Köln gerichtete Bürgereingabe. Darin appellieren die Unterzeichnenden an die Parteien, aber auch an Bürgervereine, so verantwortungsbewusst zu agieren, „dass die Stadtbahn Süd nicht verzögert wird”. „Die von der Verwaltung und den Experten ausgearbeitete Vorzugstrasse nochmals in Frage zu stellen, verzögert den Bau der Stadtbahn ein weiteres Mal.” Zugleich wird die Verwaltung gebeten, „die Sorgen unserer autofahrenden Mitbürgerinnen und Mitbürger ernst” zu nehmen. „Lassen Sie heute eine Verkehrsuntersuchung für den Zeitpunkt erstellen, zu dem das Neubaugebiet fertiggestellt, die Stadtbahn in Betrieb genommen und die Straße durch das Wasserwerkswäldchen aufgehoben ist.“ Er freue sich grundsätzlich über die Initiative, reagierte Giesen. Sie bilde einen weiteren Mosaikstein in der gewünschten öffentlichen Meinungsvielfalt. Er warb grundsätzlich dafür, sich vernünftig auszutauschen und zu diskutieren.
Mit dem Ratsbeschluss beginnt die vertiefende beziehungsweise Entwurfs-Planung. Zahlreiche Fragestellungen, „kleine” wie „große” Aufgaben sind seitens der Verwaltung und externer Expert:innen zu klären. Etwa, wie die Brücke über den Verteilerkreis gestaltet wird. Und wie diese möglichst gering die rot lackierte Stahl-Stele „Standortmitte“ des Künstlers Lutz Fritsch beeinträchtigt. Man wolle das Kunstwerk im Kreisel erhalten, beteuerte Rode in der Online-Bürgerinfo. Gespräche mit dem Urheber hätten stattgefunden. Fritsch habe sich gegen eine nahe Brücke ausgesprochen, weil damit das Kunstwerk zerstört würde. „Wir haben natürlich angeboten, dass er die Entwurfsplanung der Brücke gemeinsam mit uns gerne begleiten kann. Wir werden versuchen, ihn mitzunehmen und zu überzeugen, dass wir eine für alle akzeptable Lösung hier umsetzen können”, so die Amtsleiterin. Probleme, das haben die zahlreichen Chat-Beiträge in der Veranstaltung gezeigt, werfen auch andere Stellen im Verlauf und abseits der Trasse auf. So wurde gefragt, wie die Bahn alle fünf bis zehn Minuten die Kapellenstraße kreuzen könne, ohne dass sich der Kfz-Verkehr staue. Laut Ingenieur Gereon Günther ist zumindest die durch Altlasten verursachte schwierige Beschaffenheit des Bodens westlich der Talstraße unter der geplanten Trasse bekannt. Zu den vielen im Chat geäußerten Wünschen und Forderungen gehört auch eine regelmäßig verkehrende Buslinie, die Menschen in Godorf und Immendorf zu Haltestellen der neuen Stadtbahn befördert. Dadurch könnten deutlich mehr als die bislang genannten 17.000 Menschen direkt an das Netz angebunden werden und von Meschenich/Rondorf in weniger als zwanzig Minuten zum Dom gelangen – vorausgesetzt, die unterirdische Haltestelle Waidmarkt ist bis dahin in Betrieb gegangen. E. Broich.