Als Heinrich III. der Chef in Rodenkirchen war

Mitglieder der Geschichtswerkstatt „Rodenkirchen erinnert sich“ besuchten die mittelalterlichen Burgen, von wo aus sie im Mittelalter regiert wurden

Es waren so an die 30 interessierte Rodenkirchener, die sich im Rahmen der Geschichtswerkstatt „Rodenkirchen erinnert sich“ an einem frischen Samstag von Rodenkirchen aus per Bus auf den Weg machten, um die mittelalterlichen Burgen oder deren Reste zu besichtigen, von denen sie im Mittelalter regiert wurden.

Mit Mittelalter meinen wir jetzt speziell die Zeit von 1185 bis 1247, das war die Lebenszeit von Heinrich III. Graf von Sayn.  Der war der Landesherr über ein Gebiet, das von Hülchrath am Niederrhein, wo es auch eine Burg gab, über Rodenkirchen dann rechtsrheinisch vom Rhein durch den Westerwald bis Bendorf/Sayn kurz vor Koblenz am Rhein reichte. Köln als freie Reichsstadt gehörte nicht dazu.

Stadt und Burg Blankenberg

Eine Burg, auf der Heinrich III. Recht sprach, war die Burg Blankenberg auf einer der ersten Westerwaldhöhen im Siegtal. Von hier aus reicht der Blick weit ins Land, im Norden über die Stadt Siegburg mit ihrem markanten Michaelsberg bis fast nach Köln, im Süden kann man durch das Siegtal bis weit in den Westerwald schauen.

Gemeinsam bilden Stadt und Burg Blankenberg eines der besterhaltenen Beispiele für eine Großburganlage des Hochmittelalters im Rheinland. In den Kriegen des 17. Jahrhunderts wurde sie Schauplatz wechselnder Eroberungen. So nahm im dreißigjährigen Krieg von 1632 bis 1635 der schwedische General Wolf Heinrich von Baudissen die Burg in Besitz. Aber schon 30 Jahre später galt die ehemals umkämpfte Burg als unsicherer Platz. Die Waffentechnik war fortgeschritten, die Burg hatte keine militärische Bedeutung mehr und zerfiel zusehends. Aber noch heute sind die wuchtigen Ringmauerreste bis weit ins Siegtal zu sehen. Obwohl nur noch wenigen Gebäudereste wie der St. Georgsturm und die beiden Bergfriede der Haupt- und Vorburg erhalten sind, künden selbst Bruchstücke noch von der Größe der Burg Blankenburg. Im Mittelalter trennte ein tiefer Graben die Vorburg von der Hauptburg. Der Eintritt durch das Burgtor war nur über eine Brücke möglich. Heutige Besucher gelangen unbehelligt und bequem über einen Damm in die Hauptburg, das einstige Herzstück der Burg und das Zentrum der Macht. Hier wohnten bis zur Mitte des 13. Jahrhunderts die Grafen von Sayn. Hinter dem Bergfried auf der rechten Seite lag einst der große Saal, der wohl auch als Gerichtsstätte gedient hat. Hier mussten vermutlich die Untertanen dem Lehnsherrn auch ihre Zwangsabgaben aushändigen. Vor allem unter dem Grafenpaar Heinrich III. und Mechthild von Sayn war die Burg ein Mittelpunkt höfisch-geselligen Lebens, das im Palas stattfand. Von dem repräsentativen Saalbau sind heute nur noch die Mauerreste erhalten.

Die Löwenburg

Nachdem Expeditionsleiter Dr. Cornelius Steckner der Gruppe an einem Bronzemodell von Burg und Vorburg kurz das Leben auf einer mittelalterlichen Burg geschildert hatte, trieb der kalte Westerwaldwind die Gruppe wieder zum Bus, mit dem dann die zweite Station angesteuert wurde. Die Löwenburg im Siebengebirge. Zunächst ging es bis auf die Margarethenhöhe, dann begann der Aufstieg. Reiseleiter Steckner hatte im Vorfeld von einem Weg von 800 Metern gesprochen, aber die waren schon gelaufen, als die Gruppe an der Waldwirtschaft „Löwenburger Hof“ vorbei kam. Also noch eine gute Runde durch den Buchenwald bergauf, bevor man dann endgültig in die Löwenburg eintreten konnte, beziehungsweise in das, was an Mauern noch übrig geblieben ist. Doch für die Mühen des Aufstieges wurde man am Westende der Burg mit einem phantastischen Ausblick belohnt. Fast zum Greifen nahe der Drachenfels, nach Norden sind Ölberg und Petersberg zu sehen, und hinter dem Drachenfels und nach Süden breitet sich das Rheintal aus. Im Süden blick man bis nach Unkel, wo der Rhein einen Knick macht, dann die Insel Nonnenwerth mit dem Gymnasium außer Dienst, schließlich noch der Rolandsbogen. Teilnehmer mit „Adlerblick“ wollen auch den Kölner Dom erkennen. Da machen meine Augen nicht mit, deshalb lausche ich den erklärenden Worten von Dr. Steckner. Bald geht’s wieder runter, die Mittagseinkehr in die Waldwirtschaft lockt. Nach Speis und Trank geht es wieder Richtung Bus, mit zwei Damen schließe ich mich einem erfahrenen Siebengebirgswanderer an, der den Rückweg über die Lohrbergsrunde anbietet.

Kloster Sayn

Kloster und Burg Sayn sind in dem Ort, wo das Herrschergeschlecht seinen Namen hat. Er liegt bei Bendorf kurz vor Koblenz auf dem rechten Rheinufer und ist eigentlich dafür bekannt, dass dort Adelige einen anderen Sayn-Linie einen Schmetterlingspark und Garten betreiben. Wir lenken unsere Schritte zum Kloster, wo noch Kirche, Kreuzgang und Garten zu sehen sind. Von der Burg ist nicht mehr viel erhalten, in der Kirche war gerade ein Beerdigungs-Gottesdienst zu Ende gegangen, die Trauernden sind noch beim Aufräumen. Wir wenden uns der Grabliege unseres Grafen zu. Der Gute ist in der Silvesternacht des Jahres 1246/47 gestorben, und er ist in seiner Klosterkirche zu Grabe getragen worden. Besonders prächtig ist der Sargdeckel gehalten. Bunt bemalt und selbst die kleine Tochter, die erst nach seinem Tod geboren wurde und wenig später starb, ist abgebildet Es ist jedoch nicht das Original, denn das steht im Germanischen Museum in Nürnberg. Es wird dort aufrecht stehend präsentiert.

Zu Lebzeiten wurde Heinrich III. wegen seiner enormen Größe auch „der Große“ genannt. Der Minnesänger Reinmar von Hagenau besingt seine Qualitäten als Jäger, Herrscher und Gastgeber. Zwischen dem großen Theologen und Kirchenlehrer Albertus Magnus und dem Grafenpaar bestand ein vertrauensvolles Verhältnis. Später bestellte Mechthild Albert als Schiedsrichter bei ihren umfangreichen Schenkungen. Mit dem Tod von Heinrich III. erlosch das Grafengeschlecht der Sayner Grafen im Mannesstamm. Über mehrere Erbschaften gelangten Heinrichs Besitztümer an die Grafen von Berg. Erst mit dem Einmarsch der Franzosen 1894 wurden Köln, Rodenkirchen und auch das „Bergische Land“ französisch, 1815 nach dem Wiener Kongress preußisch schließlich deutsch.

(Über den Kreuzzug, an dem Heinrich III. von Sayn von 1217 bis 1221 teilnahm, schreiben wir im nächsten Newsletter).

„Rodenkirchen erinnert sich“

Die nächste Veranstaltung in r Reihe „Rodenkirchen erinnert sich“ findet am Mittwoch, 31. Mai ab 18.30 Uhr in der Rodenkirchener Stadtbücherei, Schillingsrotter Straße 38 statt. Hier ist ein weiterer „Ritter von Rodenkirchen“ Thema, und zwar der gute Hermann. Der verpfändete damals sogar seinen Hof, um sich eine tolle Rüstung für die Reise ins Heilige Land zu kaufen. Teilnahme an der Veranstaltung wie immer kostenlos, eine Anmeldung ist nicht vonnöten. (ht).

Historiker Dr. Cornelius Steckner (Mitte) erklärte am Bronzemodell von Burg und Vorburg Blankenburg, wie sich das Leben im Mittelalter abspielte, Fotos: Thielen.

 

Die Rodenkirchener besuchen die Burg Löwenburg.

 

Die Grabliege Heinrich III. in der Klosterkirche Sayn. Die Original-Grabplatte steht aufrecht im Germanischen Museum in Nürnberg. Für die Replik hat man Heinrichs Tochter, die nach seinem Tod geboren wurde und nach wenigen Tagen starb, als circa Fünfjährige dazu gefügt.

 

Gruppenbild mit Reiseleiter im Garten des Prämonstratenser-Klosters Sayn. Foto: Steckner.

 

Burg und Vorburg Blankenburg. Von hier aus hat man einen weiten Blick ins Land.