„Parkstadt Süd“: Erster Pionierpark für Zwischennutzung offiziell eröffnet

Blick in den Pionierpark von Westen Richtung Bonner Straße. Fotos:   E. Broich.

„Das ist ein echt großes Gelände“, erinnerte Lisa ihren ersten Gedanken beim Anblick der brachliegenden Fläche zwischen Bonner Straße und Bischofsweg im Februar 2021. Dort hat die Auszubildende des Grünflächenamtes mit neun weiteren Azubis und zusätzlichen Kolleg*innen bis letzten September den Pionierpark gebaut. Es ist die erste (temporäre) Anlage innerhalb des rund 115 Hektar umfassenden Großprojektes „Parkstadt Süd“. Der circa 40.000 Quadratmeter messende Pionierpark diene bis zur Fertigstellung des Inneren Grüngürtels bis zum Gustav-Heinemann-Ufer am Rhein der mehrjährigen „attraktiven Zwischennutzung“ für die Öffentlichkeit, informierte Dr. Joachim Bauer, Vizechef des Grünflächenamtes, auf der Eröffnungsfeier. Zu dieser hatten sich etliche Bürger*innen, Mitglieder der Bezirksvertretungen Lindenthal und Rodenkirchen sowie Mitarbeitende der städtischen Verwaltung und des Landschaftsarchitekturbüros RMP Stephan Lenzen eingefunden.

Das einstige, von Gleisschotter und Asphalt dominierte Güterbahnhofsareal, auf dem ein Lokschuppen stand, hat sich in ein offenes Gelände mit Wegenetz, Grünflächen, frisch eingesäten Wiesen und jungen Bäumen verwandelt. Dort kann man ohne und mit Hund spazieren gehen, sich auf Bänken niederlassen, Sport- und Spieleangebote nutzen. Man habe sich bewusst dafür entschieden, den entwickelten Bauplan mit Auszubildenden zu realisieren, so Bauer. Drei von ihnen berichteten auf der Festbühne von ihren Erfahrungen. „Die Ecke sollte auf jeden Fall grüner werden“, so Patrick. Insgesamt seien über noch vorhandenem Schotter 20.000 Quadratmeter Vliesstoff für frischen Oberboden ausgelegt und mehr als vierzig Obst- und Nadelbäume gepflanzt worden. Zudem habe man Rückzugräume für gefährdete Eidechsenarten und Höhen geschaffen.

Ausgestaltung/Nutzung des Pionierparks (Grafik RMP Stephan Lenzen Landschaftsarchitekten/Stadt Köln).

Lisa freute sich, dass die Auszubildenden Einfluss auf Details nehmen und kleine Bereiche selber gestalten konnten. Und, klar, stolz sind sie alle, dass die Umsetzung „mit in unserer Hand lag“. Diese Grünfläche auf Zeit sei ein Baustein und zugleich ein Meilenstein der Parkstadt, nannte Baudezernent Markus Greitemann Zahlen. In dem zukünftig durch Nutzungsvielfalt geprägten Großprojekt sollen rund 10.000 Menschen wohnen, 5000 arbeiten sowie viele Heranwachsende Kitas und Schulen besuchen. „Wir hatten die Auflage, dass sich das Grün hier behauptet“, wies er auf das erste Teilstück hin. Als er einst mit Bauer der Frage nachgegangen sei, was man mit einer solchen freien Fläche machen könne, habe dieser sofort den Begriff Pionierpark parat gehabt. „Machen ist wie wollen – nur viel krasser“, zeigte sich der Baudezernent begeistert. Man denke über noch mehr Pionierleistungen nach.

Umweltdezernent William Wolfgramm nannte die Einweihung einen wichtigen Tag für das Stadtgrün Kölns. Gestern erst habe man den „Masterplan Stadtgrün“ veröffentlicht. Dieser zeige die angestrebte Struktur für die Grün- und Freiflächen in der Kommune auf. Mit dem Pionierpark fänden wir jetzt schon ein Teilstück in die Praxis umgesetzt – als Vorgeschmack auf die weitere Gestaltung. Gerade auch die Hitzetage zeigten, was das Grün für die Stadt bedeute, so Wolfgramm. Landschaftsplaner Lenzen sah bei der ersten Inaugenscheinnahme des Parks zwei wichtige Elemente der Planung bestätigt. Man habe ein Konzept entwickelt für ein offenes Grün. Und man erlebe, wieviel Luft man hier habe, Frischluft vom Rhein. „Merken Sie den Wind auf dieser freien Fläche?“ Dem im öffentlichen Beteiligungsverfahren geäußerten Wunsch nach mehr Bäumen in der Parkstadt insgesamt wolle man folgen, stellte Lenzen die Pflanzung von 800 bis 1000 Exemplaren in Aussicht. Auch wolle man den Vorschlägen nach mehr naturnahen Flächen sowie einzelnen Sport- und Spielflächen folgen. Jedoch werde die schnelle Radwegverbindung nicht innerhalb der Parkstadt, sondern eher nördlich davon, jenseits der Bahnlinie, angelegt. Das Gesamtvorhaben betreffend befänden wir uns in einem frühen Stadium, stellte Bauer fest. In diesem und fortgesetzt sei noch vieles zu berücksichtigen, wies er auf Themen wie Altlasten, Lärmschutz und die unterirdischen Reste des ehemaligen Forts II auf dem Großmarktgelände hin. Er sprach von einem Prozesscharakter, vom Denken in Abschnitten und über weiter zu qualifizierende Zwischennutzungen respektive später aufzuarbeitende Bereiche. Jedenfalls würden Jahre mit Bearbeitungen und schließlich Umsetzungen vergehen.

Das rote Band wird durchschnitten: Zwei Auszubildende (von links), Baudezernent Markus Greitemann, stellvertretender Grünflächenamt-Leiter Dr. Joachim Bauer, Umweltdezernent William Wolfgramm, Landschaftsarchitekt Stephan Lenzen und Auszubildender.

Als am Ende der informativen Eröffnungsveranstaltung das obligatorische rote Band durchtrennt wurde, tummelten sich bereits zahlreiche Besucher*innen auf dem Areal. Sie alle erreichten ihr Ziel über den Bischofsweg. Eine wohl zentraler gelegene Zuwegung von der Bonner Straße ist (noch) nicht erfolgt. Bis zum Abend nutzten viele Interessierte die Möglichkeit, sich an den vier Stationen „Pionierpark“, „Parkstadt Süd“, „Sport- und Spiel im Planungsgebiet“ und „Innerer Grüngürtel“ über den Sachstand zu informieren. Auch der Kölner NeuLand e.V. stellte sich vor. Innerhalb der letzten zehn Jahre entwickelte er seinen Gemeinschaftsgarten auf dem Areal der ehemaligen Dombrauerei zwischen Alteburger, Koblenzer und Schönhauser Straße. Zuletzt konnte das drohende Aus verhindert und mit der Verwaltung Einigung erzielt werden. Einvernehmen über einen neuen, nun dauerhaften Standort des Gemeinschaftsgartens mit 3.200 Quadratmetern innerhalb der Parkstadt Süd, wenige hundert Meter nördlich. Der Umzug soll im ersten Quartal 2023 beginnen. E. Broich.