Das ganze BilderBogen-Team wünscht Karl Heinz Thielen alles Gute und ganz viel Gesundheit zum 80. Geburtstag.

 

 
 

Karl Heinz Thielen wird 80

Der einzige Mensch, der an allen Erfolgen des 1. FC Köln beteiligt war – als Spieler und als Funktionär

Karl Heinz Thielen war ganze neun Jahre alt, als er 1949 mit seiner Familie aus dem rheinland-pfälzischen Ariendorf in das damals noch zum Landkreis Köln gehörende Rodenkirchen zog. 

Obwohl er als Kind schon gegen alles trat, was sich halbwegs dazu eignete und es ein legendäres Foto gibt, dass ihn und ein gutes Dutzend anderer Rodenkirchener „Pänz“ in einer Spielpause auf dem damals noch unbebauten Maternusplatz zeigt, wurde er erst mit 14 Jahren Mitglied in der B-Jugend des TSV Rodenkirchen. Als Rechtsaußen gelangen ihm im letzten A-Jugendjahr mehr als 100 Saison-Tore, schon vorher war er auf Kreis- und Mittelrheinebene in Auswahlmannschaften berufen worden.

Dass Karl Heinz Thielen der Sprung vom Kreisligaspieler zum Vertragsspieler beim 1. FC Köln gelang, hat er seinem Freund Paul Eich zu verdanken. Der war ebenfalls aus Rodenkirchen und seit dem Frühjahr 1958 als Mittelläufer in der ersten Amateurmannschaft der Geißbock-Elf aktiv. Eich nahm eines Tages seinen Freund mit zum Geißbockheim, wo der nachmittags in einem Spiel der zweiten Amateurmannschaft  vier Treffer erzielte. Noch am selben Abend durfte Thielen in einem Turnierspiel der ersten Amateurmannschaft im „Lindenthaler Kesselchen“ gegen Rot-Weiß Zollstock ran. Beim 7:2-Sieg erzielte Karl Heinz Thielen fünf Tore, und da der komplette FC-Vorstand anwesend war, wurde schnell klar, dass man diesen Rechtsaußen unbedingt an den 1. FC binden muss. Zunächst statutengerecht als Amateur, ab Sommer 1959 war er Vertragsspieler.

Sein erstes Tor in der Oberliga West erzielte Karl-Heinz Thielen bei seinem Debut beim Auswärtsspiel in Oberhausen. Am 27. März 1960 traf er zum 2:2-Endstand. Wenn ich mich richtig erinnere, war es eine Bogenlampe per Kopf. Und wie stolz ich als kleiner Junge war, als das Tor sogar in der Sonntagsabend-Ausgabe der Rundschau zu sehen war, die ich für 20 Pfennig bei einem fliegenden Zeitungshändler auf Koch`s Eck kaufte. Ab der Saison 1960/61 war Thielen als Rechtsaußen Stammspieler. 1961 verpflichtete Franz Kremer als Trainer „Tschik“ Cajkovski, für Thielen der entscheidende Schachzug, den 1. FC endgültig zu einer nationalen Spitzenmannschaft zu machen.

So wurde der FC im Jahr 1962 erstmals Deutscher Meister. Und zwar nach einem 4:0-Endspielsieg im Berliner Olympiastadion gegen den 1. FC Nürnberg. Nach Toren von Hans Schäfer, zwei Mal Günter Habig und Fritz Pott. 1963 unterlag man Borussia Dortmund im Endspiel mit 1:3, bevor im Spätsommer des Jahres der Startschuss für die neugeschaffene und an führender Stelle von FC-Präsident Franz Kremer  initiierte Bundesliga gegeben wurde. Meister wurde – der 1. FC Köln. Die Geißbock-Elf verlor in der gesamten Saison nur zwei Spiele und stand am Ende ganz vorne mit sechs Punkten Vorsprung vor dem überraschenden Vizemeister Meidericher SV (heute MSV Duisburg). Ein Novum in dieser Saison: Im Heimspiel gegen den 1. FC Kaiserslautern schoss Karl-Heinz Thielen beim 5:1-Sieg alle fünf Tore. Dieser Rekord blieb 14 Jahre bestehen, bevor Dieter Müller als Mittelstürmer des 1. FC im Heimspiel gegen Werder Bremen in einem Spiel beim 7:2-Erfolg sechs Treffer gelangen. Karl-Heinz Thielen, damals schon Manager des 1.FC Köln, hatte Müller selbst zum FC geholt.

Geschäftsführer des 1. FC Köln wurde Karl-Heinz Thielen im Winter 1973. Von seinem Vorgänger Hans-Gerd König noch eingearbeitet, musste er im September den ersten Trainer entlassen: Rudi Schlott. Vier Jahre später verpflichtete Thielen Hennes Weisweiler, eine Sensation. 1977 wurde der FC Pokalsieger, 1978 wurde das Double, Meisterschaft und Pokal gewonnen. Thielen hatte stets eine gute Nase bei Spielerverpflichtungen, sei es der erste Millioneneinkauf Roger van Gool vor dem Double oder die Verpflichtung von Tony Woodcock 1979 für fast 2.5 Millionen Mark. Thielen konnte es aber auch preiswerter: für jeweils 30.000 Mark verpflichtete er aus Berlin die beiden 18-jährigen Nachwuchsspieler Pierre Littbarski und Thomas Häßler. Nach Jahren als geschäftsführendes Vorstandsmitglied und Manager wechselte Karl-Heinz Thielen am 1.  April 1981 in die Wirtschaft, wurde selbstständiger Bezirksleiter bei Nordwestlotto. Dem Club blieb er zunächst als ehrenamtliches Vorstandsmitglied treu. Im Herbst 1986 erklärte er seinen Rücktritt, der Arbeitsaufwand war einfach zu hoch. Auf Drängen des FC-Vorstands unter Präsident Hartmann sprang Karl-Heinz Thielen 1992 noch einmal als Manager ein, holte zum Beispiel Toni Polster nach Köln.

Im Jahr 2010 zum 70. Geburtstag erschien Thielens Biografie „Zwischen den Toren“. Nachdem sein ehemaliger Mitspieler Wolfgang Overath 2011 als Präsident des 1. FC Köln zurückgetreten war, kandidierte Thielen gemeinsam mit Franz-Josef Wernze und Dr. Bernd Steegmann für das Präsidium des Geißbockclubs. Werner Spinner, Toni Schumacher und Markus Ritterbach wurden gewählt. 

Dem Club selbst blieb der Jubilar immer verbunden. Der 80. Geburtstag sollte in „seinem Wohnzimmer“ Geißbockheim gefeiert werden, fällt aber wie so vieles in dieser Zeit „dem Virus“ zum Opfer. (ht).