Das Bewerbungsgespräch verpatzt, der Traumberuf stellt sich als Illusion heraus, die große Liebe zerbrach an unserer Sturheit, die enge Freundschaft an unserem Stolz, zu lange gezögert, jetzt trauen wir uns nicht mehr zu, den Traum vom Leben auf der Insel zu verwirklichen oder den Job zu wechseln – es gibt viele Gründe, noch mal eine zweite Chance zu wollen.
Wie ist das bei Ihnen, gibt es etwas, wo Sie gerne eine zweite Chance hätten?
Ja, sicher, es gibt einige verpasste Chancen in meinem Leben. Aber die Frage ist, wenn ich jetzt dazu eine zweite Chance bekäme, würde ich sie überhaupt nutzen wollen? Das Leben entwickelt sich ja weiter und dann passt es vielleicht nicht mehr. Zum Beispiel wollte ich früher immer Dressurturniere reiten. Ich hatte ein junges Pferd, habe darauf hintrainiert. Aber dann kam das Projekt „Inklusiv Wohnen“, bei ich dem mit anderen Eltern gemeinsam eine Wohnmöglichkeit für Menschen mit komplexem Unterstützungsbedarf zusammen mit Studierenden und anderen Menschen schaffen wollte. Da habe ich sehr viel Zeit reingesteckt. Schließlich hatte ich keine Zeit mehr zum Reiten, habe das Pferd verkauft. Das ist also ein Traum, der nie Wirklichkeit wurde. Und jetzt, meine ich, bin ich doch zu alt, um mit Dressurreitturnieren starten zu wollen. Aber das Projekt wurde Wirklichkeit und ich bin darüber sehr froh, auch froh zu sehen, wie glücklich meine Tochter in dem Inklusiv-Wohnen-Haus lebt. Also ist es in Ordnung. Überhaupt gibt es in meinem Leben nichts, mit dem ich hadere.
Ich würde heute eine andere Ausbildung machen. Ich habe Jura studiert, aber lieber hätte ich ein Kombi-Studium gemacht, mit Geschichte, Volkswirtschaft, Germanistik, etwas in der Art. Da gibt es heute mehr Möglichkeiten, damals ging das nur an wenigen Unis. Aber wenn man etwas wirklich will, sollte man es machen. Das ist, was ich auch immer meinen Kindern weitergeben möchte und ihnen sage: Macht, was ihr wirklich wollt! Auch wenn es Widerstände gibt, traut euch!

Ich glaube nicht unbedingt ich brauchte eine zweite Chance. Natürlich hat man nicht immer alles richtig angefasst. Aber wer kann das schon. Ich könnte mir vorstellen anstelle von einer kaufmännischen Karriere lieber in den Beruf eines Heilpraktikers gegangen zu sein.
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