Dieses Jahr war das Weihnachtsfest anders als sonst, wie das ganze Jahr, gab es auch hier erhebliche Einschränkungen durch Corona. Feiern in der großen Familien fielen flach, ebenso viele Besuche bei Verwandten, Treffen mit Freunden und Reisen. War es aber darum schlecht? Wir fragen Sie:

Wie haben Sie Weihnachten erlebt?

 

Jeannette de Payrebrune, Sürth, Künstlerin
 

Jeannette de Payrebrune

Wir haben dieses Weihnachten alles etwas verteilt. Meine drei Kinder sind gekommen. Mein Sohn, der in Oxford lebt, hatte es gerade noch mit dem letzten Flieger aus England nach Köln geschafft, wurde getestet und war negativ. Wir haben zusammen in der Kernfamilie einen gemütlichen Heiligen Abend verbracht. Meinen Vater habe ich vorher alleine besucht, um das Risiko für ihn gering zu halten. Zu meiner Mutter sind wir am ersten Weihnachtstag gegangen. Wir sind gar nicht zu ihr ins Haus, sondern haben uns in den Vorgarten gestellt, gesungen und von dort aus die Geschenke verteilt. Das war zwar etwas skurril, aber auch schön. Meine Mutter hat sich total gefreut und für sie war es eigentlich viel entspannter als sonst, weil sie normalerweise immer einen großen Brunch für die ganze Familie macht und viel Arbeit damit hat. Am zweiten Weihnachtstag haben wir draußen bei uns ein Lagerfeuer gemacht, es kam mein Bruder mit Familie. Alles mit Abstand, aber schön. Alles in allem habe ich die Weihnachtstage richtig genossen.

 

Christiane Köhler, Zollstock, Seniorenvertreterin
 

Es war anders als sonst, aber ich fühlte mich nicht einsam. Es war ein Weihnachten mit vielen Telefonaten und es gab eine Videokonferenz mit der Familie. An Heilig Abend habe ich an der Christmette in der Melanchtonkirche teilgenommen. Auch das war ganz anders, mit den Abständen zwischen den Menschen, aber es war sehr feierlich. Ich würde sagen, ich habe es intensiver erlebt als sonst. Was mir fehlte, ist das Singen. Ich bin eine Sängerin und das Singen in den Gottesdienst fehlt mir die ganze Zeit. Auch die Bläser, die im Kirchenvorhof spielen sollten, gab es nicht, aber das konnte man sich stattdessen digital ansehen. An Heilig Abend habe ich das Traditionsessen meiner Heimat zubereitet – Gans! So duftete es in der Wohnung herrlich und einen Gast hatte ich mir auch eingeladen, damit die Gans auch richtig schmeckt. Man wünscht sich natürlich, dass es so ist wie vorher, wie sonst, aber ich kann nicht sagen, dass ich dieses Weihnachtsfest negativ empfunden habe. Es hatte eine andere Qualität. Ich habe den Eindruck, dass man sich auf die Dinge, die stattfinden, bewusster freut und alles intensiver erlebt.

 

Martina Siems-Dahle, Rodenkirchen, Schriftstellerin
 

Als ich geboren wurde, war das für meinen Bruder eher Nebensache. Seine Frage an unseren Vater: „Wann bekomme ich endlich meine Geschenke?“ Fortan verläuft der 24.12. zweigeteilt: morgens Geburtstag, abends Weihnachtsbescherung. Seitdem ich verheiratet bin, genieße ich mit meinem Mann und meiner Tochter die Feiertage und Silvester in den Bergen Österreichs. Weihnachten ohne Schnee und Freunde? Ein No Go.
Und heuer, wie man in Österreich sagt? Ich fürchtete mich vor dem 24.12., wurde melancholisch, wütend auf Corona, ehrlich gesagt auch auf die Querschläger, die keinen Funken Anteilnahme und Solidarität kennen. Ich hatte Glück: Dank eines Sterne würdigen Menüs, das meine Tochter gekocht hatte, dank der lockeren, entspannten Atmosphäre, – ohne Schnee und Tannenbaum -, erlebte ich einen Geburtstags-Weihnachtsabend, erfüllt mit Herzlichkeit und Frohsinn.

 

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