Weihnachten – das ist ein ganz besonders Fest für die meisten von uns. Das Fest der Familie, ein Fest voller Gefühle, der Gemütlichkeit, Geborgenheit, der leuchtenden Kinderaugen, der Geschenke, der Leckereien und opulenten Mahlzeiten. Als Kind wartete man ungeduldig auf das Christkind, manchmal bekam man genau das geschenkt, das man sich wünschte. Gerne erinnern wir uns auch an vergangene Weihnachtsfeste. Wir fragen Sie:
Was ist Ihre schönste Weihnachtserinnerung?
Elli Homann, Rodenkirchen:
Der schönste Puppenwagen!
„Meine schönste Weihnachtserinnerung ist an das Weihnachten 1947. Wir waren aus dem Warthegau, heutiges Polen, geflohen, aus der Nähe von Lodz und in einem kleinen Ort in der Nähe von Hannover angekommen. Dort hatte man uns in einem leerstehenden Haus auf einem Bauernhof zwei Zimmer zugewiesen. Es gab dort einen Tisch, drei Teller und Betten mit Strohsäcken. Dort lebten meine Mutter, mein Vater, mein Bruder, meine Schwester und ich. Ich war damals neun Jahre alt. Wir waren sehr arm, meine Mutter hat viel geweint, weil sie wieder zurück in unsere Heimat, auf unseren großen Bauernhof wollte. An Weihnachten 1947 bekam ich aber das schönste Weihnachtsgeschenk, das ich jemals bekommen hatte: Mein Onkel hatte mir einen Puppenwagen aus Holz gebastelt, etwa 50 Zentimeter hoch und mit richtigen Rädern! Das war das erste Mal überhaupt, dass ich nach dem schrecklichen Krieg und der Vertreibung, ein persönliches Geschenk bekam. Ich traute meinen Augen kaum, als ich den Puppenwagen sah! Darin lag eine Puppe mit Schildkrötenkopf, zu dem meine Mutter einen Leib genäht hatte. Es gab auch ein Kopfkissen und eine Bettdecke, rot, genäht aus Fahnenstoff. Das war überwältigend für mich, damit hatte ich überhaupt nicht gerechnet. Dieser Puppenwagen überstrahlte das ganze Fest und ist bis heute meine schönste Weihnachtserinnerung, obwohl ich in meinem Leben noch sehr viele schöne Weihnachten hatte.“
Unerwartetes Weihnachten in Italien!
1963 sind mein Mann und ich von Italien nach Deutschland ausgewandert. Wir haben uns eine Reinigung und eine Änderungsschneiderei aufgebaut. Durch das Weihnachtsgeschäft mussten wir an Weihnachten viele Jahre auf unsere Familie, Verwandten, Bekannten und Freunde in Italien verzichten. Genauer gesagt: ganze 36 Jahre!
Da ich drei Tage vor Heiligabend Geburtstag habe, hat sich meine Tochter 1998 ein ganz besonderes Geburtstags- und Weihnachtsgeschenk einfallen lassen. Sie schenkte mir zum 60. Geburtstag eine Reise nach Italien. Sie organisierte und plante alles, was im Geschäft notwendig war. Alle wurden eingeweiht: mein Mann, die Familie in Italien, das Personal im Geschäft, sogar einige Kunden, außer mir.
Auch mein Koffer wurde für mich gepackt. Am Tag des Abflugs wurde ich auf der Fahrt zum Flughafen, quasi auf der Autobahn, eingeweiht. Im Flieger wurde mir erst bewusst, dass ich bald meine Schwester umarmen konnte! Dass ich meinen Geburtstag UND das Weihnachtsfest mit meiner Schwester und all dem Rest der Familie feiern würde! Das war ein sehr bewegendes Gefühl.
Wenig Stunden später landeten wir in Bari, jenen Flughafen, den mein Mann und ich nur im „Sommermodus“ kannten. Ich habe heute, 22 Jahre später noch das Bild vor Augen, wie meine Nichten und Neffen uns am Flughafen empfangen haben. Die Freude war riesig! Viele Freudentränen flossen. Es waren zwei unvergessliche Wochen und das nicht nur für mich.
Endliche Ruhe!
Das Schönste an Weihnachten war für mich früher, dass dann alle Arbeit getan war. Ich war ja Schreiner und bis zum 23.Dezember war immer die Hölle los. Am 24. war dann alles fertig und endlich Ruhe. Das war das Beste für mich an Weihnachten, dass ich dann Zeit für anderes hatte, vor allem für die Familie. Für Weihnachtsvorbereitungen hatte ich nie Zeit, das hat immer meine Frau erledigt, da hat sie mir ganz den Rücken frei gehalten.