Rombachs Finanztipps
Deutsche Telekom: Die Aktie der Woche
Wenn es denn je einen gegeben hat, der eine Aktie abgrundtief nicht leiden konnte, war es Börsebius. Schon zum Börsengang im Jahre 1996 schrieb ich gegen den viel zu hohen Emissionspreis an, was mir damals einen wütenden Anruf aus Bonn eingebracht hat.
Wir alle kennen ja den weiteren Verlauf der Geschichte: Vom Börsenstar mit einem Raketenkurs über 100 Euro zum Prügelknaben der Finanzmärkte und einem Allzeittief nur zwei Jahre später auf abgründige 7,70 Euro. Massenklagen von Kleinaktionären ruinierten das Image der Telekom und auch in den Folgejahren war von Erfolgsgeschichte so viel nicht zu sehen. Das zeigt sich auch im mickrigen Verlauf des Aktienkurses in den letzten zwei Jahrzehnten. Mehr als 18 Euro schaffte der Kurs bislang nicht und das ist nicht gerade eine Wahnsinnsperformance.
Bündnis mit Softbank
Die Meldung, die letzten Dienstag über die Ticker lief, hat mich – ehrlich gesagt – elektrisiert. Die Deutsche Telekom baut ihre Mehrheit an der amerikanischen Tochter T-Mobile US aus, verkauft für 5,1 Milliarden Euro ihre holländische Beteiligung T-Mobile NL. Und: Mit dem japanischen Softwareriesen Softbank steigt ein neuer Großaktionär beim Bonner Unternehmen ein. Die beiden Partner wollen gemeinsam in Startups investieren und auch eine strategische Allianz gegen Google, Facebook&Co eingehen.
Meiner Meinung nach ist die Telekom mit dieser Allianz auf einem goldrichtigen Weg. Die Telekom hat so viel technische Reichweite nebst Bestandskunden, um ihr Geschäft über Mobilfunk, Festnetz und TV zu einer digitalen Plattform auszubauen. Ich finde die Aktie mittlerweile hochspannend.
Schon länger in der Börsebius TopTen-Masterliste
Übrigens habe ich meine (frühere) Abneigung gegen den Bonner TechKonzern schon vor einigen Monaten revidiert und die Aktie in meine Börsebius TopTen-Masterliste aufgenommen. Also lange vor den aktuellen Entwicklungen. Darauf bin ich auch ein wenig stolz. Hoffe, das ist nicht allzu frech. Gleichwohl, Glück gehört immer dazu. Bei aller Demut.
Und zum Schmunzeln noch mein „Knallbonbon der Woche“
Deutschlands Jugend handelt mit Aktien als gäbe es kein Morgen mehr. Das hat damit zu tun, daß supereasy per Handy getradet werden kann und die Gebühren bei den sogenannten Neobrokern läppisch sind, teilweise sogar umsonst.
Gerüchten zufolge soll bei einem bestimmten Broker ein paar Sekunden nach dem Online Aktienkauf sogar ein Konfettiregen auf dem Display niedergehen. Wie lustig.
Nicht überliefert ist allerdings, ob beim Verkauf und entsprechenden Verlusten etwa ein Teufelchen einem die rote Zunge rausstreckt.
Apropos Konfetti: Der geht ganz sicher bei den Neobrokern nieder. Den die vermeintlich wahnsinnig billigen Gebühren oder gar Gratisangebote sind keineswegs „für lau“.
Hintenrum gibt es nämlich von den Betreiberplattformen schlechtere Ausführungskurse für den Anleger und für den Neobroker Rückvergütungen, die, damit das aber keiner merkt, anders heißen. Das kann man auch hinterhältig nennen.
Liebe Abonnenten des Bilderbogen: Falls Sie auch eine Frage rund ums Geld haben, immer zu. Schreiben Sie an rombach@derboersebius.de
Ich freue mich.
Bleiben Sie mir gewogen, ich bin Ihnen ebenso verbunden. Über Anregungen für Themenvorschläge freue ich mich sehr.
Stets, Ihr
Reinhold Rombach
„Börsebius“
Unser Gastkommentator Reinhold Rombach ist einer der bekanntesten Börsenexperten Deutschlands und lebt schon lange in Rodenkirchen. Er beschäftigt sich seit über 25 Jahren mit börsennotierten Gesellschaften, mit Aktien und Fonds, analysiert ihre Stärken und Schwächen. Seine Meinung über Geld&Börsen veröffentlichte er früher als Kolumnist in der Zeit (aber auch in der Wirtschaftswoche und der Süddeutschen Zeitung) und mehr als ein Vierteljahrhundert im Deutschen Ärzteblatt als „Börsebius“. Seine Fans nennen ihn aber auch den „Kostolany vom Rhein“ oder das „Kölsche Orakel“. Rombach´s spannende wöchentliche Kolumnen und eine Aktien-TopTen-Masterliste erscheinen im Web unter www.derboersebius.de