Rombachs Finanztipps

Der Niedergang der Curevac Aktie oder Fluch und Segen des Stock Picking

Bevor ich mich der Curevac Aktie widme, hier das Neueste von den Börsen 

Glückliche Botschaft, glücklicher DAX. Die vergangene Börsenwoche profitierte von der Aussicht, daß die Konjunktur im nächsten Jahr wieder richtig toll wird. 

Alle schlechten Nachrichten (Inflation, Schulden, Lieferkettenprobleme) wurden erst mal beiseite gepackt. 

Was die Köche der Finanzmärkte uns allerdings nächste Woche servieren werden steht freilich auf einem anderen Blatt. 

Nun aber zu meiner Aktie der Woche: 

Curevac, was nun? 

Was und wem auch immer Donald Trump als Hassfigur den Leuten zu Nutzen und Frommen diente, eines ist gewiss: Als der damalige US-Präsident sich anschickte, Curevac zu kaufen oder zumindest Gerüchte darüber die Runde machten, schlug die Stunde des vermeintlich genialen Stockpicking. 

Wenn so einer so ein Unternehmen kauft, dann kaufe ich erst recht diese Aktie. So oder ähnlich lieft bei abertausenden Börsianern die Anlageentscheidung zum Kauf des vermeintlich genialen Corona-Impfstoffherstellers aus der schwäbischen Provinz in der Frühphase der Pandemie ab: die Leute kauften die Aktie zu jedem Preis, den sie sich vorstellen konnten. Hauptsache, dabei sein und dick Kohle machen. Der Vortänzer wird´s schon wissen, also folge ich ihm, egal, was ich sonst so von ihm halte. Sei´s drum. Gewinne und Moral springen nicht immer synchron.

Die Geschichte des Börsenverlaufs der Curevac Aktie ist schnell erzählt, wenn noch nicht auserzählt. Sie ist aber eindrücklich genug. 

Im August vergangenen Jahres startete Curevac an der US-Technologiebörse Nasdaq ihr Börsendasein mit 55,90 Dollar und stieg dann bis Dezember rasend schnell auf 136,27 Dollar an. Alle Stockpicker, die auf das Tübinger Unternehmen gesetzt hatten, jubelten sich einen Wolf.

Aber dann ging es stetig bergab. Erst langsamer, dann aber doch mit einem zügigeren Abwärtstrend. Der Absturz der Curevac Aktie beschleunigte sich in den letzten Tagen aber auch noch. An der Nasdaq waren Curevac nur noch 41,18 Dollar wert, ein beispielloser Niedergang also.   

Der bizarre Niedergang des Tübinger Unternehmens ist schon eine bemerkenswerte Geschichte. Noch im vergangenen Jahr galt Curecav – nicht nur bei Donald Trump – als der Hoffnungsträger im Kampf gegen die Corona-Pandemie. Auch Dietmar Hopp (SAP) glaubte als Hauptaktionär an die gute Zukunft von Curevac und es stieg sogar der Bund (über die KfW) mit 16 Prozent bei Curevac ein, wohl auch wegen Donald Trump und dessen Kaufgelüste.

Bei all der Gemengelage wurde offenbar übersehen, daß sich das Tübinger Unternehmen erhebliche strategische Fehler leistete. 

Sichtbar wurde die verfehlte Unternehmenspolitik bereits vor drei Monaten. Da musste Curevac mit grausamen Studiendaten zugeben, daß ihr Impfstoff, der eh zu spät kam, eine ziemlich enttäuschende Wirksamkeit aufwies.

Das eigentliche Probem war (und ist) aber, daß Curevac mit sogenannten unmodifizierten mRNA arbeitet, während BionTech/Pfizer sowie Moderna mit modifzierten mRNA eine deutlich höhere Wirksamkeit erreichen. 

Notbremse gezogen

Gestern zog Curevac dann auch endgültig die Notbremse. Die Tübinger kündigten an, ihre Impfstoffzulassung bei der EMA zurück zu ziehen.  Auch die Kooperation mit Bayer ist damit hinfällig. 

Nun soll also auch in Tübingen auf Vakzine mit modifizierten mRNA gesetzt werden. Ein sehr späte, sehr teure Einsicht. 

Damit fangen die Schwaben zwar nicht bei Null an, sind aber doch sehr, sehr ins Hintertreffen gegenüber den Konkurrenten geraten.

Für die Aktie sehe ich daher also erst mal schwarz.   

Die armen Stockpicker.

 

Und zum Schmunzeln noch mein „Knallbonbon der Woche“ 

Lust auf eine Banane? Aber gerade leider keine im Haus? Kein Problem, „flink“ Dir eine und Minuten später ist sie da. 

Mit dem Lieferdienst Gorilla bekommst Du Lebensmittel so schnell geliefert, daß selbst das Heute Journal sich beeilen muss, rechtzeitig „before Delivery“ fertig zu sein 

Gottlob, daß es solche Dienstleister gibt, das Abendland ist somit dem Verderb knapp entronnen.

Ich finde, da ist noch Luft nach oben. Was noch sein müsste: Eine App, die Dich an bimmelt und sagt, daß Du in 5 Minuten Hunger haben wirst und die Appetithappen in 6 Minuten da sein werden. Plus Banane zum Nachtisch. 

Mahlzeit! 

Liebe Abonnenten des Bilderbogen: Falls Sie auch eine Frage rund ums Geld haben, immer zu. Schreiben Sie an rombach@derboersebius.de 

Ich freue mich. 

Bleiben Sie mir gewogen, ich bin Ihnen ebenso verbunden. Über Anregungen für Themenvorschläge freue ich mich sehr.

Stets, Ihr
Reinhold Rombach
„Börsebius“ 

Unser Gastkommentator Reinhold Rombach ist einer der bekanntesten Börsenexperten Deutschlands und lebt schon lange in Rodenkirchen. Er beschäftigt sich seit über 25 Jahren mit börsennotierten Gesellschaften, mit Aktien und Fonds, analysiert ihre Stärken und Schwächen. Seine Meinung über Geld&Börsen veröffentlichte er früher als Kolumnist in der Zeit (aber auch in der Wirtschaftswoche und der Süddeutschen Zeitung) und mehr als ein Vierteljahrhundert im Deutschen Ärzteblatt als „Börsebius“. Seine Fans nennen ihn aber auch den „Kostolany vom Rhein“ oder das „Kölsche Orakel“.  Rombach´s spannende wöchentliche Kolumnen und eine Aktien-TopTen-Masterliste erscheinen im Web unter www.derboersebius.de