Rombachs Finanztipps
BioNTech, Merck, GlaxoSmithKline: welche Pharmaaktien jetzt en vogue sind
Letzte Woche habe ich Curevac, genauer Aktien von Curevac, eine Absage erteilt. Zu unsicher die Tragfähigkeit des Geschäftsmodells, zu vage die Marktchancen weiterer Vakzine.
Ich hätte es mir denken können. So schnell wie meine Meinung unter den Leuten war, so schnell kamen dann auch die Fragen dazu, ich solle doch nicht nur sagen, was man nicht kaufen oder nicht mehr kaufen solle, sondern auch, was sich denn als gutes Investment herausstellen könnte.
Und da wir immer noch beim Thema Stockpicking in möglicherweise schwerer werdenden Börsenzeiten sind, stelle ich mich natürlich gerne der Herausforderung und nenne dementsprechend auch Ross und Reiter.
Merck & Co – mit Molnupiravir zu neuen Ufern
Nun ist es gerade bei Pharmatiteln so, daß gerade diese Branche von Aktienanalysten mehr oder weniger rauf und runter gecheckt werden und abweichende Meinungen so häufig nicht sind.
Und doch glaube ich, daß bei Merck & Co der Markt noch nicht richtig verstanden hat, daß hier das Kurspotential deutlich größer ist als es manche Expertenmeinungen so glauben machen.
Warum ist das so?
Der Therapie von Corona-Infektionen wurde bislang an den Finanzmärkten wenig Beachtung geschenkt. Alles was, außerhalb von Impfungen stattfand, interessierte nicht so recht. Doch das ist grundfalsch. Die Testdaten, die der US-Konzern Merck Co mit dem Wirkstoff „Molnupiravir“ vorstellte, sind nämlich überaus erfolgversprechend.
Es kann sich Experten zufolge um das erste Medikament handeln, das Covid-19-Erkrankungen auf relativ breiter Front reduzieren kann. Und vor allem ist es besser für den Masseneinsatz geeignet, weil es nicht per Infusion oder Injektion verabreicht werden muss.
Also, mir gefällt der Titel ausgesprochen gut. Er gehört in ein gut sortiertes defensives Depot, das dennoch mit einzelnen Werten brillieren kann.
GlaxoSmithKline – Durchbruch bei Malaria
Manchmal sind es nicht Neuheiten, die elektrisieren, sondern Nachrichten über die Neuheiten, die keine mehr sind.
Diese sibyllinische Formulierung wird schnell luzide, wenn ich Ihnen sage, was ich meine.
Der Malaria Impfstoff „Mosquirix“ von GlaxoSmithKline ist ganz gewiss nicht neu, sondern wurde von der Europäischen Arzneimittelagentur EMA bereits im Jahr 2015 zugelassen.
Bisher aber kam der Wirkstoff nicht in großem Stil zum Einsatz. Das allerdings dürfte sich nun ändern. Denn die WHO empfahl jetzt erst das Vakzin zum Einsatz für Kinder in Afrika südlich der Sahara.
Die Adelung von Mosquirix durch die WHO sollte auch dem Aktienkurs von GlaxoSmithKline eine gute Performance bescheren…
BioNTech?
Ich bin sicher, würde ich an dieser Stelle zu BioNTech nichts geschrieben haben, käme spätestens heute am Abend oder morgen im Laufe des Tages sogleich die Frage, was ich denn von den weiteren Kurschancen von BioNTech halte.
Ehrlich gesagt, nichts oder nicht viel. Die Aktie ist eine Paradebeispiel von „alles, was man weiß, ist im Kurs enthalten“. Die Fachleute nennen das „eskomptiert“. Also, mir ist nicht klar, was denn da noch an kursrelevanten bzw. kurstreibenden neuen Fakten kommen soll, um eine Höherbewertung zu rechtfertigen. Die Aktie ist auf dem derzeitigen Niveau schon ziemlich ausgereizt. Oder mit anderen Worten, die Börsenstory von BioNTech ist meines Erachtens „auserzählt“. Zumindest kurzfristig. Da verspreche ich mir von Merck und Glaxo viel mehr.
Und zum Schmunzeln noch mein „Knallbonbon der Woche“
Wenn einer eine Reise tut, dann kann er was erleben. Viele andere aber auch. Da reiste doch ein gewisser Jack Ma nach Spanien an die Costa del Sol und was geschah?
Die Aktien des chinesischen E-Commerce-Riesen Alibaba stiegen um sagenhafte sieben Prozent. Der Börsenwert sprang um ebenso traumhafte 30 Milliarden Dollar nach oben.
Für alle, denen die Börse ein Buch mit 7 Siegeln ist: Die auf den ersten Blick nur schwer zu verstehende Kursexplosion ist so normal wie verrückt, sagt sie doch nichts anderes aus als daß der Bann von Alibaba nebst Chef Jack Ma durch die chinesische Regierung wohl zu Ende ist.
Reisen bildet. Vermögen.
Liebe Abonnenten des Bilderbogen: Falls Sie auch eine Frage rund ums Geld haben, immer zu. Schreiben Sie an rombach@derboersebius.de
Ich freue mich.
Bleiben Sie mir gewogen, ich bin Ihnen ebenso verbunden. Über Anregungen für Themenvorschläge freue ich mich sehr.
Stets, Ihr
Reinhold Rombach
„Börsebius“
Unser Gastkommentator Reinhold Rombach ist einer der bekanntesten Börsenexperten Deutschlands und lebt schon lange in Rodenkirchen. Er beschäftigt sich seit über 25 Jahren mit börsennotierten Gesellschaften, mit Aktien und Fonds, analysiert ihre Stärken und Schwächen. Seine Meinung über Geld&Börsen veröffentlichte er früher als Kolumnist in der Zeit (aber auch in der Wirtschaftswoche und der Süddeutschen Zeitung) und mehr als ein Vierteljahrhundert im Deutschen Ärzteblatt als „Börsebius“. Seine Fans nennen ihn aber auch den „Kostolany vom Rhein“ oder das „Kölsche Orakel“. Rombach´s spannende wöchentliche Kolumnen und eine Aktien-TopTen-Masterliste erscheinen im Web unter www.derboersebius.de